Weitere „exogene“ Faktoren sind hinreichend bekannt: Geringer Handlungs- und Entscheidungsspielraum, geringe Wertschätzung, Arbeitsplatzunsicherheit, Arbeitsverdichtung, Umstrukturierungen, um nur einige zu nennen. Aber warum gibt es die einen, die damit klar kommen und andere, die im Burnout landen?
„Stresserleben hat wenig mit der Arbeitsbelastung zu tun“
Letztlich sind diese exogenen Faktoren zwar schwerwiegend, aber nicht ausschlaggebend – denn, so Psychiater und Depressionsexperte Tom Bschor: „Aus Erfahrung mit Patienten wissen wir, dass das subjektive Stresserleben ganz wenig mit der objektiven Arbeitsbelastung zu tun hat.“
Auch andere Autoren beschreiben Burnout als ein subjektiv wahrgenommenes Auseinanderklaffen von externen beruflichen Anforderungen und Belastungen einerseits und individuellen Fähigkeiten zur Bewältigung der Beanspruchungen andererseits, verbunden mit einem Gefühl der Ohnmacht durch die subjektive Annahme der Überforderung oder der mangelnden Kontrolle.
Persönlichkeit entscheidet
Die Rolle der Persönlichkeitsstruktur spielt also eine große Rolle. Der Psychologe und Burnout-Experte Matthias Burisch hat im Zusammenhang mit Burnout zwei Persönlichkeitstypen als Burnout-gefährdet ermittelt:
Zum einen die „Selbstverbrenner“, die für ihre Ideale überengagiert über ihre eigenen Grenzen hinweg gehen und zum anderen die „Verunsicherten“, die jede Anforderung als Bedrohung und unüberwindbare Anforderung einstufen.
Weniger Burnout-gefährdet sind dagegen Menschen, die „erst die Arbeit, dann das Vergnügen“ machen. Sie erledigen ihren Job, legen aber nicht sonderlich viel Idealismus hinein. Das ist tatsächlich eine gesunde Arbeitshaltung, solange sie den Anforderungen entspricht.
Je älter, desto weniger Stress
Eine Haltung, die etwas veraltet daher kommt, sich aber in Statistiken widerspiegelt: Die Verteilung von Burnout-Betroffenen ist weitgehend gleich zwischen Männern und Frauen, jedoch finden sich mehr jüngere als ältere Betroffene.
Einige Studien legen diesem Ergebnis genau diese pragmatische altertümliche Haltung zu Grunde. Die beiden ersten Gruppen, sowohl die Selbstverbrenner als auch die Verunsicherten, haben durch ihre innere Haltung zur Arbeit Stress – die einen Eustress (positiven Stress), die anderen Disstress (negativen Stress).
Dennoch bleibt das Stresserleben für den Körper gleich. Stress zeigt uns an, dass Belastung und Bewältigung nicht mehr in Balance sind, also eine Über-Beanspruchung entstanden ist. Kurzfristig oder phasenweise ist das kein Problem – erst, wenn wir dauerhaft, also chronisch im beruflichen Alltag Stress ausgesetzt sind, kann ein Burnout-Syndrom entstehen.
Erschöpfungsspirale als schleichender Prozess
Dem Stresserleben kommt also eine weitere bedeutende Rolle im Zusammenhang mit Burnout zu. Dabei ist Stress zunächst wertneutral und nichts anderes als eine Aktivierungsreaktion des gesamten Organismus auf individuelle Stressoren, also auf das, was wir – auch hier wieder – ganz individuell als Anforderung, Bedrohung oder Schaden bewerten.
Insgesamt ist Burnout ein schleichender Prozess mit phasenhaftem Verlauf, bekannt als die „Erschöpfungsspirale“, die von idealistischer Begeisterung über Desillusionierung und Frustration bis zu Apathie führt und in einer Depression münden kann.
Seite 3: Was Zufriedenheit im Job beeinflusst