Das German Equity Barometer, das die KfW gemeinsam mit dem Verband BVK ermittelt und die Stimmung in der Beteiligungsbranche abbilden soll, konnte im Schlussquartal 2011 wieder leicht zulegen.
Zum Jahreswechsel hat sich die Stimmung auf dem deutschen Beteiligungsmarkt etwas aufgehellt. Nach dem Rekordrückgang im Herbst legte das German Private Equity Barometer im vierten Quartal 2011 um 6,8 Zähler zu und bewegt sich mit 36,1 Punkten wieder auf seinem historischen Durchschnittsniveau.
Die Stimmungsaufhellung stehe allerdings auf einem schwachen Fundament: Der Anstieg des Indikators sei vor allem auf eine vorteilhafte Entwicklung bei Einstiegspreisen und dem Zinsniveau zurückzuführen, die mit der anhaltenden Unsicherheit im Markt und einer sich abkühlenden Konjunktur einhergehen, teilten BVK und KfW mit. Die für eine nachhaltige Erholung maßgeblichen Teilindikatoren zu Fundraising und Exitmöglichkeiten blieben – insbesondere bei den Frühphasenfinanzierern – auf Talfahrt.
Die Marktteilnehmer beurteilten zuletzt zwar sowohl die aktuelle Geschäftslage als auch die Geschäftserwartungen besser als im Vorquartal. Allerdings stiegen die Lageurteile (+3,9 Zähler) deutlich schwächer an als die Erwartungen (+8,8 Zähler) und liefern ein weiteres Indiz dafür, dass die Schwächephase auf dem Beteiligungsmarkt anhält.
Die Stimmung habe sich im Früh- und Spätphasensegment gegenläufig entwickelt. Bei den Later-Stage-Finanzierern hat sich die Stimmung merklich verbessert (+18,2 auf 41,1 Punkte). Die Financiers der Frühphase beurteilen zwar die aktuelle Lage positiver. Dies wird jedoch durch eine Verschlechterung der Geschäftserwartungen für die kommenden sechs Monate mehr als kompensiert (Gesamtstimmung Frühphase: -8,6 auf 29,2 Punkte).
Dr. Norbert Irsch, Chefvolkswirt der KfW Bankengruppe, rechnet zwar damit, dass die Branche zwar ihr absolutes Stimmungstief hinter sich zu haben, eine dynamische Erholung sei aber in den kommenden Monaten nicht zu erwarten. Die deutsche Konjunktur werde im laufenden Jahr deutlich an Schwung verlieren, auch wenn die BIP-Entwicklung aufwärts gerichtet bleibe. „In Kombination mit der schwelenden Schuldenkrise bedeutet dies, dass sich die negative Bewertung der Fundraisingsituation und der Exitoptionen nicht merklich verbessern wird“, so Irsch. Problematisch sei dabei vor allem die Lageeinschätzung in der Frühphase: „Bessert sich diese nicht, werden künftig die Mittel für die Finanzierung von volkswirtschaftlich wichtigen Innovationen fehlen.“
BVK-Geschäftsführerin Ulrike Hinrichs zeigte sich erfreut über die Stimmungsverbesserung und betonte: „Es bleibt zu hoffen, dass sich trotz der Staatsschuldenkrise die Situation für unsere Branche nicht noch einmal verschlechtert. Nach dem hoffnungsvollen Start ins Jahr 2011 hatten sich Schuldenkrise und Konjunkturabkühlung merklich auf die Stimmung und die Investitionsaktivitäten der Gesellschaften niedergeschlagen. Wir hoffen, dass der Beteiligungsmarkt im laufenden Jahr zu Zuversicht und Stärke zurückkehrt. Gerade angesichts einer drohenden wirtschaftlichen Stagnation oder gar eines Abschwungs gewinnen alternative Finanzierungsmöglichkeiten wie Beteiligungskapital für junge und mittelständische Unternehmen an Bedeutung. Es fehlen aber leider weiterhin politische Signale und Anstrengungen, dem deutschen Beteiligungsmarkt zu mehr Schlagkraft zu verhelfen.“ (af)
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