Nachdem sich Heinz zuvor schon auf die EU-Kommission und Vermittlerverbände eingeschossen hatte, waren nun die deutschen Parteien an der Reihe – mit Ausnahme der FDP. „Es gibt im Moment im Berliner Parteienspektrum außerhalb der FDP keine Partei, die den Markenkern der Marktwirtschaft und des freien Unternehmertums noch hochhält. Bei den Grünen steht heute noch im Programm, dass sie für ein Provisionsverbot sind. Der einzige, der in Brüssel ‚Nein‘ zum Provisionsverbot gesagt hat, war FDP-Chef Christian Lindner mit seinem Brief, den wir über Dr. Tonka (Parlamentarischer Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium, Anm. der Red.) erbeten haben. Wenn heute eine Abstimmung in der Bundesregierung stattfinden müsste, würde man sich ganz höflich enthalten. Das ist doch kein Boden für private Altersvorsorge“, kritisierte er.
In der Diskussionsrunde, die von Josef Kaiser moderiert wurde, Chef vom Dienst der ARD-Talkshow „Hart aber fair“, sprach sich auch Peter Schwank, stellvertretender GDV-Hauptgeschäftsführer, für die Beibehaltung des dualen Vergütungssystems aus: „Das heutige Finanzierungssystem von Beratung stellt sicher, dass wir ein breites Beratungsnetzwerk haben. Am ‚Point of Sale‘ können wir weitere Themen ansprechen, motivieren und auch Lotse sein. Das wird ohne das Provisionssystem so nicht mehr funktionieren, das zeigen auch die Erfahrungen aus Großbritannien.“
Astrid Bayer, Nachhaltigkeitsbeauftragte der Provinzial, wies darauf hin, dass die Menschen nicht freiwillig zum Vermittler gehen, um sich um ihre Altersvorsorge zu kümmern. „Das braucht Impulse, gerade auch bei jungen Menschen. Diese Impulse liefern die Vermittler. Das ist sehr wertvoll und ich würde es nicht einfach so über Bord werfen wollen“, sagte sie. Ähnlich argumentierte Johannes Winkel, Bundesvorsitzender der Jungen Union: „In meiner Generation gibt es mittlerweile so eine Grundhaltung: Ich kümmere mich nicht um meine Altersversorgung, denn wir kriegen sowieso alle keine Rente mehr. Das ist natürlich eine Katastrophe. Deshalb ist es auch so wichtig, dass Ihre Branche da in der zweiten Säule aktiv ist und altersgerecht auf die Menschen zugeht und sie darüber informiert, was man machen kann.“
„Finanztip“-Chefredakteur Hermann-Josef Tenhagen widersprach: „Ich stelle überhaupt keine Resignation der jungen Leute fest.“ Wenn man jungen Menschen erreichen wolle, seien soziale Medien die TikTok, Youtube und Instagram die richtigen Kanäle. Tenhagen sprach die Versicherungskaufleute im Publikum direkt an: „Sie müssen sich mal anschauen, wie viele Follower die ganzen Finfluencer auf diesen Kanälen haben. Es ist ja kein Zufall, dass da hundertausende Leute irgendjemand folgen, über den Sie wahrscheinlich sagen würden: Der hat nullkommanull Qualifikation. Trotzdem folgen die Leute denen, weil Sie noch nicht da sind. Gehen Sie doch dahin, bitte!“, appellierte er ans Publikum. Doch die Begeisterung hielt sich in Grenzen, der Applaus fiel spärlich aus.