So ist das Angebot an Sachwertanlagen, die sich im Vertrieb befinden, nach der jüngsten Marktübersicht von Cash. (Stand September 2024) von lediglich 25 Offerten ein Jahr zuvor zwar wieder auf 42 Fonds gewachsen.
Das wieder etwas breitere Angebot resultiert aber nicht in erster Linie daraus, dass wieder mehr alternative Investmentfonds für Privatanleger (Publikums-AIFs) auf den Markt gekommen wären. Vielmehr ist 2024 ein neues Vehikel enthalten, das erst ab diesem Jahr in dieser Form aufgelegt werden kann: European Long Term Investment Funds (ELTIFs).
Die Reform der entsprechenden EU-Verordnung trat zum 10. Januar 2024 in Kraft. ELTIFs gibt es grundsätzlich schon seit 2015, doch erst seit diesem Datum sind wesentliche Beschränkungen in Bezug auf die Assetklassen, die Anlegereignung und die Risikomischung entfallen.
Neue Generation ELTIF 2.0
Die Fonds der neuen Generation werden deshalb auch als ELTIF 2.0 bezeichnet. Sie können in fast alle Arten von Sachwerten investieren, sind grundsätzlich depotfähig und dürfen – anders als geschlossene Publikums-AIFs – auch Rückgaberechte für die Anleger vorsehen. Zudem erlaubt die ELTIF-Zulassung in einem Mitgliedsstaat den Vertrieb in der gesamten EU.
Besonders hellhörig wurden die AIF-Anbieter, als klar wurde, dass auch Vermittler mit Zulassung nach Paragraf 34f Absatz 1 Nummer 1 GewO ELTIFs vermitteln dürfen, jedenfalls solche mit Rückgaberechten. Damit stand im Raum, dass die AIF-Anbieter mit dem neuen Vehikel den Kreis ihrer Vertriebspartner erheblich erweitern können, denn für AIFs ist die wesentlich seltenere 34f-Nummer-2-Zulassung des Vertriebspartners erforderlich (oder ein Institiut mit BaFin-Erlaubnis). So waren die Erwartungen zum Thema ELTIF im Herbst 2023 hoch. Doch nach dem Jahreswechsel passierte zunächst wenig. Vielfach dauerte die Umsetzung doch länger als geplant, einmal mehr waren die Detailvorschriften der EU in Form von technischen Regulierungsstandards (RTS) noch nicht fertig und die Voraussetzungen für die Einbuchung in die Depots entpuppte sich vielfach als komplexer als zunächst angenommen.
Neue Anbieter im Sachwert-Segment
Doch inzwischen hat das Segment nach und nach Fahrt aufgenommen: Immerhin zwölf ELTIFs sind in der diesjährigen Cash.Marktübersicht der Sachwertanlagen enthalten. Alle zwölf stammen von Investmentgesellschaften, die bislang im Publikumsgeschäft hauptsächlich Aktien- und andere Wertpapierfonds aufgelegt haben (siehe Ausgabe 11/2024).
Lediglich zwei (Commerzreal und Aquila) haben einst auch geschlossene Publikumsfonds angeboten, sich aber längst aus diesem Geschäftsfeld zurückgezogen. Zwei weitere waren schon mit ELTIFs der ersten Generation in der damals noch gesetzlich stark eingeschränkten Anleger-Zielgruppe unterwegs.
Ansonsten sind die ELTIF-Anbieter neu im Sachwert-Segment für Privatanleger und bilden eine starke Konkurrenz für die bisherigen AIF-Manager, vor allem im Bereich Private Equity und bei Infrastruktur/Erneuerbare Energien. Private Equity ist damit von der Anzahl der Fonds gar zur führenden Assetklasse avanciert (siehe Grafik).
ELTIF-Euphorie ein wenig verflogen
In der bisherigen Sachwertbranche ist die anfängliche ELTIF-Euphorie indes ein wenig verflogen. Das dürfte damit zu tun haben, dass für einen ELTIF mit Rückgaberechten die Zulassung der Kapitalverwaltungsgesellschaft (KVG) für offene Fonds erforderlich ist. Die AIF-KVGen müssten also ihre Zulassung erweitern oder eine Service-KVG bemühen.
Zudem sind Rückgaberechte bei langfristigen Sachwerten konzeptionell nur schwer einzubauen – oder nur mit entsprechenden Sicherheitspuffern, die letztlich zu Lasten der Rendite oder des Sachwert-Charakters gehen. Ohne Rückgaberecht bietet ein ELTIF im Inland indes kaum Vorteile gegenüber einem AIF.
So konzentriert sich die Branche derzeit weiterhin auf AIFs. Auch deren Anzahl hat sich in der jüngsten Cash.-Marktübersicht gegenüber dem Vorjahr wieder etwas erhöht: Statt 25 Publikums-AIFs sind nun 30 in der Platzierung. Auch das hat indes nur wenig mit einer höheren Zahl an Neuemissionen zu tun.
Branchengipfel mit acht Vorständen/Geschäftsführern
14 und damit fast die Hälfte der AIFs, die sich im September der Platzierung befanden, standen bereits in der letztjährigen Marktübersicht, sie sind also schon seit mindestens einem Jahr im Vertrieb. Neu zugelassen wurden im ersten Halbjahr 2024 lediglich zehn Publikums-AIFs – einer mehr als im Vorjahreszeitraum.
Soweit die Ausgangssituation des 14. Cash. Branchengipfels Sachwertanlagen Anfang November 2024. Darüber sowie über die Zukunft der Branche, die Planungen der Unternehmen, Digitalisierung und weitere Themen diskutierten acht Vorstände und Geschäftsführer von Kapitalverwaltungsgesellschaften und Asset Managern:
- Nico Auel, Geschäftsführer, RWB Partners
- Jörg Busboom, Geschäftsführer, Ökorenta
- Thorsten Eitle, Gründer und Geschäftsführer/CSO, hep solar
- Jens Freudenberg, Geschäftsführer, BVT
- Sven Mückenheim, Geschäftsführer Vertrieb, Dr. Peters Group
- Jens Müller, Vorstand/CSO, Verifort Capital
- Sandro Pawils, Geschäftsführer, Carestone Group
- Dr. Thomas Peters, Geschäftsführer, Alpha Ordinatum (Primus Valor)
Sieben der Herren waren vor Ort zum Roundtable im East Hotel in Hamburg. Thorsten Eitle musste seine persönliche Teilnahme krankheitsbedingt absagen und wurde mit seinen Antworten im Nachgang integriert.
Die ausführliche Dokumentation der Diskussion lesen Sie in der aktuellen Cash.-Ausgabe 1/2025 .
Alle Videos und Artikel zum 14. Cash.-Branchengipfel Sachwertanlagen finden Sie HIER.