Eckart von Hirschhausen: „Humor kann man nicht als Pille einnehmen, nur als Haltung“

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Eckart von Hirschhausen

Im Rahmen der Verleihung der "Financial Advisors Awards" von Cash. geht der Spendenscheck in diesem Jahr an die Stiftung „Humor hilft heilen“, die der Moderator, Arzt und Kabarettist Eckart von Hirschhausen im Jahr 2008 gegründet hat. Im Interview mit Cash. Online berichtet er über die Stiftungsarbeit und verrät einen guten Corona-Witz.

Wie wichtig ist Lachen für die Gesundheit eines Menschen?

Hirschhausen: Humor und die positive Kraft von menschlichem Kontakt begleitet uns im besten Fall ein Leben lang. Keiner hat sich selber geboren, keiner möchte alleine krank sein oder alleine sterben. Das wissen eigentlich alle. Nur kommen genau diese menschlichen Dinge in einer Medizin, die auf Ökonomie optimiert wird, immer mehr unter die Räder. Dagegen setzt „Humor hilft heilen“ ein Zeichen, von den Frühgeborenen, die wir mit therapeutischen Klängen erreichen, bis zu Menschen am Lebensende, die ihren Humor nicht verlieren wollen. Humor kann man nicht als Pille einnehmen, nur als Haltung. Und dazu braucht es geschulte und befähigte Menschen, die das Lachen dorthin bringen, wo es manchmal wenig zu lachen gibt.

Sie haben die Stiftung „Humor hilft heilen“ im Jahr 2008 gegründet. Was macht die Stiftung genau?

Hirschhausen: Seit der Gründung wurden sechs Millionen Euro in Clownsvisiten, Humor-Workshops, Forschungsprojekte, in Humor-Trainer, Weiterbildungsakademien, Mitarbeiter und Infrastruktur investiert. Bundesweit wurden 250 Projekte voll finanziert oder angeschoben, 10.000 Klinik-Clownsvisiten für Kinder, Erwachsene und Senioren durchgeführt, 1 Million rote Nasen in den Umlauf gebracht, in 700 Humor-Workshops über 10.000 Pflegekräfte geschult und auf 6 „Humor hilft heilen“-Akademien 600 Klinikclowns fortgebildet. Durch all diese Projekte erreichte „Humor hilft heilen“ mehr als 500.000 Patienten, Pflegekräfte, Ärzte und Angehörige – und wir haben noch viel vor.

Was hat Sie dazu bewogen, die Stiftung zu gründen? Gab es ein Schlüsselerlebnis?

Hirschhausen: Mir schilderte einmal ein Arzt in einer Kinderklinik eine Beobachtung während einer Zaubershow von mir. Ich war 1997 auf einer Tour durch Krankenhäuser für einen Radiosender, der meine Auftritte sponserte. Ein Junge war schon länger in Behandlung mit „selektivem Mutismus“, einer seelischen Störung, bei der Kinder aufhören zu sprechen. Dieser Junge war Teil der Gruppe, für die ich auftrat. Und alle Kinder wurden involviert in die Zauberei, mussten laut zählen, pusten und mitmachen. Der Junge „vergaß“ seine Störung und machte munter mit. Ich bilde mir nicht ein, dass es der entscheidende Moment für ihn war, dazu hat es viel gebraucht. Aber vielleicht war es genau der kleine Anstoß, der noch fehlte, um seine Heilung voran zu bringen. Und seitdem nehme ich die Rolle von Humor, Musik, Kunst und anderen Wegen, uns zu „verzaubern“, in ihrer Bedeutung für die Heilung viel ernster – das war für mich die eigentliche Geburtsstunde meiner späteren Stiftung.

„Humor kann helfen, durch diese Zeit zu kommen“, sagte kürzlich der Comedian Michael Mittermeier in einem „Spiegel“-Interview mit Blick auf die Coronakrise. Hat er Recht und falls ja, kennen Sie einen guten Corona-Witz?

Hirschhausen: Ehrlich gesagt kann ich nachempfinden, dass den meisten Menschen nicht nach Witzen zu Mute ist. Dennoch hat die Krise durchaus ihre positiven Seiten, die wir betonen sollten: Corona ist etwas gelungen, was vorher als undenkbar galt: Die Emissionen sind gesunken. Der Grund, warum immer wieder Viren von Wildtieren auf Menschen übertragen werden, ist der brutale Rückgang ihrer natürlichen Lebensräume. Und dann werden die noch gegessen und gehandelt. Wildtiermärkte gehören weltweit verboten. Sofort. Vor 10.000 Jahren hatten Menschen global einen Gewichtsanteil von 1 Prozent und Wildtiere von 99 Prozent. Heute enthält die Biomasse der Wirbeltiere zu 32 Prozent Menschen, 67 Prozent Nutztiere und nur noch 1 Prozent Wildtiere. Das ist und macht krank. Wir haben Gesundheit viel zu lange als etwas individuelles betrachtet, jeder ist für sich selber verantwortlich, und für jede Krankheit gibt es eine Behandlung. Corona erinnert uns an den Stellenwert von „public health“, an Gesundheitsgefahren, für die es übergeordnete Lösungen braucht. Die größte Gesundheitsgefahr ist und bleibt die Klimakrise, die Zerstörung unserer Mitwelt, die sich an vielen Stellen rächt, durch eine Zunahme von Infektionskrankheiten, von Allergien, von Hitze, Dürre und Waldbränden. Darüber redet gerade keiner mehr, dabei hängen die Krisen eng zusammen. Gesunde Menschen gibt es nur auf einem gesunden Planeten. Und meine große Hoffnung ist, dass wir nach der Krise neu darüber nachdenken, welche Art von Wachstum wir denn wieder „ankurbeln“ wollen, wenn es mit sauberer Luft, mehr Fahrrad und weniger sinnlosen Flügen eigentlich viel schöner ist. Aber natürlich kenne ich einen guten Corona-Witz: „Wenn die Quarantäne vorbei ist, mache ich mir erstmal ein paar ruhige Tage zu Hause!“

Die Fragen stellte Kim Brodtmann, Cash.

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