Generell hat sich bei Private Equity der Anlegerzuspruch 2023 besser entwickelt als in der gebeutelten Immobilienbranche. So legte auch HMW mit dem aktuellen MIG Fonds, der direkt in Beteiligungen an jungen, technologie-orientierten Unternehmen investiert, um fast 20 Prozent zu. Ebenfalls en vogue ist nach dem Energiepreis-Schock des Jahres 2022 die Investition in Erneuerbare-Energien. So haben auch Ökorenta und Hep das Platzierungsvolumen gesteigert.
Noch dominieren Immobilienfonds, aber 2023 machten Private Equity (17,5 Prozent Marktanteil) und Erneuerbare Energien (16 Prozent) zusammen immerhin ein Drittel des Neugeschäfts – ein beachtliches Ergebnis. Noch bemerkenswerter indes ist, dass deutsche Immobilienfonds nur das zweitgrößte Segment darstellen (siehe Grafiken). Einen höheren Marktanteil hatten Auslands-Immobilien. Ein Novum dürfte auch sein, dass sich der größte Anbieter von Publikumsfonds mit deutschen Immobilien erst auf Platz zehn findet: Primus Valor.
Die Auslands-Investitionen fließen neben dem ersten Großbritannien-Fonds der Deutschen Finance und einigen Crowd-Finanzierungen für Objekte in Österreich hauptsächlich in US-Immobilien. Offenbar hat das Land der unbegrenzten Möglichkeiten weiterhin große Anziehungskraft auf deutsche Investoren. So schloss die Deutsche Finance ihren im August 2022 gestarteten Investmentfonds 21 – Club Deal Boston IV im vergangenen Juli mit einem beachtlichen Eigenkapitalvolumen von über 200 Millionen US-Dollar, wovon ein großer Teil auf 2023 entfiel.
Kräftig zum US-Volumen trägt auch Jamestown mit 68,4 Millionen US-Dollar bei. Anders als 2022 hatte das Unternehmen wieder das ganze Jahr einen US-Immobilienfonds in der Platzierung, was den hohen Zuwachs gegenüber dem Vorjahr erklärt. An die teilweise enormen Platzierungserfolge früherer Jahre konnte Jamestown indes noch nicht wieder anknüpfen.
Letzte prospektpflichtige Vermögensanlage
Ebenfalls gut gingen die US-Investments von BVT und TSO weg. Mit Ausnahme einer Rest-Platzierung von Solvium war der TSO Active Property III dabei 2023 die einzige prospektpflichtige Publikums-Emission nach dem Vermögensanlagengesetz im relevanten Markt (also ohne Bürgerenergieparks und ähnliches ohne überregionale Bedeutung). TSO hatte im Dezember 2022 die Billigung der BaFin für den Prospekt einer Kapitalerhöhung der bestehenden Emittentin um mehr als 60 Millionen US-Dollar erhalten, deren Platzierung zum größten Teil auf 2023 entfiel und im Juli abgeschlossen war.
Es handelte sich um die bis heute letzte prospektpflichtige Vermögensanlage mit Marktbedeutung. Mit einer Nachfolge-Emission biss sich TSO indes ebenso wie Asuco, Solvium, One Group und andere bei der BaFin die Zähne aus. Hintergrund ist neben dem Blindpoolverbot aus dem Jahr 2021 eine ohne erkennbaren Grund geänderte Verwaltungspraxis der Behörde. So ist der Rückgang im Segment der Vermögensanlagen im Publikumsgeschäft primär auf regulatorische Gründe und weniger auf Markteinflüsse zurückzuführen. Weiterhin gestattet sind Private Placements ab 200.000 Euro Mindestinvestition, die nicht der gesetzlichen Prospektpflicht unterliegen.
Insgesamt entfallen damit fast drei Viertel des Retail-Platzierungsvolumens 2023 auf Publikums-AIFs. Lediglich in Summe rund 88 Millionen Euro sammelten die Anbieter mit Vermögensanlagen und sonstige Emissionen ein, zu denen auch Inhaberschuldverschreibungen mit Sachwert-Charakter zählen. Auf Crowdinvestments entfällt ein Anteil von rund 172 Millionen Euro (darin enthalten sind wiederum auch Vermögensanlagen in Form von nicht prospektpflichtigen „Schwarmfinanzierungen“, wie die Crowdinvestments auf behördendeutsch heißen). Dieses Segment wäre damit um fast 60 Prozent überproportional stark gegenüber 2022 geschrumpft, was aber wohl auch aus dem hohen Anteil an Melde-Muffeln resultiert. Die Minuszeichen bei den meisten Plattformen, die ihre Zahlen vorgelegt haben, lassen indes darauf schließen, dass das Segment wahrscheinlich etwa in der gleichen Größenordnung zurückgegangen ist wie der Gesamtmarkt.