Wie geht es nun weiter? Die Zentralbank-Zinsen haben sich inzwischen stabilisiert, es wird sogar über baldige Reduzierungen spekuliert und die Hypothekenzinsen sind bereits wieder etwas gesunken. Die Immobilienmärkte – vor allem Wohnungen – dürften den größten Teil der Preiskorrektur hinter sich haben, gleichzeitig steigen die Mieten, die Inflation ist fast wieder auf ein Normalniveau zurückgegangen, und vielfach steigen die Einkommen spürbar.
Das gibt durchaus Anlass zu Optimismus. „Aus unserer Sicht bietet der aktuelle Status Quo somit den idealen Zeitpunkt zur antizyklischen Investition – eine Meinung, die unsere Anleger unseres Erachtens nach teilen und die in einer zuletzt deutlichen Erhöhung der Platzierungsgeschwindigkeit resultierte. Entsprechend gehen wir in 2024 von einem deutlich höheren Platzierungsvolumen aus als noch in 2023“, sagt etwa Gordon Grundler, Vorstand der Primus Valor AG.
„Günstigere Finanzierungszinsen sowie gefallene Immobilienpreise führen dazu, dass sich ein nachhaltiger Fonds mit Anlageziel deutsche Bestandswohnimmobilien im Jahr 2024 wieder seriös rechnet“, konstatiert auch Johannes Lahner, Geschäftsführer Portfoliomanagement der WIDe Wertimmobilien Deutschland Fondsmanagement. Das Unternehmen hatte wegen der Marktsituation einen Nachfolger für seinen 2022 geschlossenen Fonds 9 zunächst zurückgestellt und ist insofern im diesjährigen Ranking nicht vertreten. „Wir haben im vierten Quartal 2023 die Konzeption des WIDe Fonds 10 nahezu abgeschlossen. Vertriebsstart des Folgeprodukts soll planmäßig im ersten Halbjahr 2024 erfolgen“, kündigt Lahner nun an.
Zwei andere Unternehmen haben ihre Emissionspause bereits beendet. So ist im September Euramco (ehemals Sachsenfonds) nach 15 Jahren mit einem Erneuerbare-Energien-Fonds in das Publikumsgeschäft zurückgekehrt. Auch der Einzelhandels-Spezialist Habona hat eine AIF-Pause von mehr als zwei Jahren im November 2023 mit dem Vertriebsstart des Nahversorgungsfonds 08 beendet. Kurz vor Weihnachten erhielt zudem ein gänzlich neues Emissionshaus die Zulassung der BaFin für seinen ersten Fonds: Die My House AG aus Hamburg. Der Anlageschwerpunkt des Publikums-AIF MHREF Wohnen I, der im Januar den aktiven Vertrieb aufgenommen hat, sind demnach Bestands-Wohnimmobilien, die nach dem Erwerb modernisiert werden. My House strebt ein beachtliches Investitionsvolumen von 220 Millionen Euro an. Als Service-KVG fungiert die HTB aus Bremen.
Die HTB wiederum hat im Januar einen weiteren eigenen Fonds auf den Markt gebracht: Den Zweitmarktfonds HTB 14. Die Konzeption sieht erstmals Investitionen über ein neuerdings mögliches geschlossenes Sondervermögen vor. „Nach dem Vertriebsstart des HTB 14 mit der Innovation eines geschlossenen Sondervermögens und einer extra Anteilkasse für Stiftungen planen wir im Laufe des ersten Halbjahrs den Vertriebsstart eines weiteren Paragraf-6b-Fonds als Publikums-AIF“, kündigt Lars Harbig, Sales Director bei HTB, an. Der Paragraf erlaubt unter bestimmten Voraussetzungen die steuerbegünstigte Reinvestition von Erlösen aus dem Verkauf von Grund und Boden, also Immobilien. Einen weiteren solchen Fonds avisiert auch die Dr. Peters Group aus Dortmund. Im Geschäft mit Privatanlegern arbeitet das Unternehmen zudem an einem Nachfolger des Publikums-AIF Immobilienportfolio Deutschland I, der ebenfalls in ein Portfolio aus Nahversorgungsimmobilien investieren soll.
Antworten der One Group
Neue Publikumsfonds haben im Januar beziehungsweise Anfang Februar auch BVT (US-Immobilien) und Wealthcap (Private Equity) in den Vertrieb gegeben. Ökorenta will ebenfalls noch im ersten Quartal mit dem Erneuerbare Energien 15 den nächsten Publikums-AIF bringen, US Treuhand avisiert die Auflage des UST XXVI „mit Vertriebsstart in den nächsten Wochen“ und TSO plant, im Jahr 2024 seinen ersten Publikums-AIF aufzulegen, um nur einige der Ankündigungen zu nennen. Hinzu kommt das Thema ELTIF, also europäische langfristige Investmentfonds (European Long Term Investment Fund), die vor allem für Sachwerte vorgesehen sind und einen Großteil der Branche intensiv beschäftigen. Doch dazu bei anderer Gelegenheit mehr.
Abzuwarten bleibt, wie sich die Dinge bei der One Group weiterentwickeln und gegebenfalls auf den Gesamtmarkt auswirken. Das Unternehmen hatte kurz vor Weihnachten angekündigt, Zinszahlungen für vier „ProReal“-Emissionen (Namensschuldverschreibungen) auszusetzen sowie laufende Platzierungen auf Eis zu legen und damit die Branche geschockt.
Trotz der Situation beantwortete die One Group die Cash.-Abfrage. Demnach entfiel 2023 das Neugeschäft hauptsächlich auf Private Placements (einschließlich Namensschuldverschreibungen) und einen Spezial-AIF sowie im Publikumsgeschäft auf zwei Inhaber-Schuldverschreibungen. Zu den Planungen für 2024 schreibt Marketing-Leiter Sebastian Kopelsky: „Neben dem aktuellen Publikums-AIF ‚ProReal Europa 11‘ und dem Greenbond ‚ProReal Green Solutions 2‘ planen wir die Fortsetzung der erfolgreichen Hospitatlity Club-Deals.“ Ob es tatsächlich dazu kommt, hängt wahrscheinlich maßgeblich davon ab, ob und wie es der One Group und (in erster Linie) ihrer Muttergesellschaft Soravia aus Österreich gelingt, das Thema der Zinszahlungen für die bereits platzierten Emissionen beziehungsweise die zugrundeliegenden Probleme zu lösen und die Risiken einzugrenzen.
Insgesamt jedoch lassen die Anbieter-Planungen, die leichte bis spürbare Aufhellung des generellen Umfelds und die Produktstarts der ersten Wochen des neuen Jahres durchaus die Erwartung zu, dass 2023 ein Tiefpunkt war und es 2024 mit der Branche, zumindest moderat, wieder aufwärts gehen kann.
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Dieser Artikel stammt aus der Cash.-Ausgabe 3/2024.
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