Cash.-Hitliste Finanzvertriebe 2024: Wolkig mit Aufheiterungen

Mario Freis OVB sitzt an einem Tisch im Büro
Foto: OVB / cornelisgollhardt.de
Mario Freis, OVB: „Die Wachstumsdynamik hat im Jahresverlauf deutlich zugenommen.“

EXKLUSIV Alles andere als einfach waren auch 2023 die Rahmenbedingungen für den Finanz- und Versicherungsvertrieb in Deutschland. Dennoch verzeichnete mehr als die Hälfte der Unternehmen ein Umsatz-Plus. Das Branchen-Ranking. 

„Herausfordernd“, „schwierig“, „anspruchsvoll“ – das sind die gefühlt häufigsten Adjektive aus den Statements der Finanzvertriebe, um das Geschäftsjahr 2023 zu beschreiben. „Insbesondere das erste Halbjahr 2023 war vor dem Hintergrund der Energiekrise, steigenden Zinsen und höheren Lebenshaltungskosten für den Finanz- und Versicherungsvertrieb sehr herausfordernd“, berichtet etwa Dr. Sebastian Grabmaier, Vorstandsvorsitzender JDC Group, zu der auch der Allfinanzvertrieb Finum gehört. 

In der Tat hingen zu Beginn des vergangenen Jahres viele dunkle Wolken über dem Land und die Finanzdienstleister sahen sich zunächst vielfach mit einer tief verunsicherten Kundschaft konfrontiert. So hatte das Statistische Bundesamt die Inflationsrate für 2022 mit einem Rekordwert von 6,9 Prozent beziffert, der nur sehr langsam zurückging. Die Fremdkapitalzinsen waren nach rasanten Zinserhöhungen der Europäischen Zentralbank (EZB) auf über vier Prozent pro Jahr etwa für Hypotheken geschossen, Guthabenzinsen indes gab es noch immer kaum. 


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Russland hatte im Frühjahr 2022 nach seinem Angriff auf die Ukraine den Gashahn zugedreht und Anfang 2023 war noch nicht einmal sicher, ob Deutschland den Winter ohne Heizungsausfall und Stromengpässe überstehen würde. Neben Energie- waren vor allem Lebensmittelpreise in die Höhe geschossen. Die weitere Entwicklung stand in den Sternen. So konnte kaum jemand einschätzen, wie viel Geld er zum Leben braucht und welcher finanzieller Spielraum künftig noch bleibt. Alles andere als ideale Bedingungen also, um etwa über langfristige Kapitalanlage oder eine neue Versicherung nachzudenken.

Aufheiterungen im Laufe des Jahres

Doch im Laufe des Jahres nahmen die Aufheiterungen zu. Den Winter brachte das Land gut hinter sich, die Energiepreise gingen wieder spürbar zurück, die EZB-Zinsen stiegen nicht weiter, die Inflationsrate kam sukzessive nach unten und hatte Ende des Jahres fast Normalniveau erreicht. 

Hinzu kamen hohe Lohnabschlüsse, was zwar einerseits die Sorge vor einem weiteren Inflationsschub als Folge einer Lohn-Preis-Spirale schürt, andererseits aber den finanziellen Spielraum der Betroffenen wieder entsprechend erhöht – und vielfach vermutlich auch das generelle Vertrauen in die Zukunft.

Auch wenn damit längst noch nicht alle dunklen Wolken verschwunden waren, wirkten sich die zunehmenden Aufheiterungen positiv auch auf den Finanz- und Versicherungsvertrieb aus. So berichtet Grabmaier weiter: „Eine der größten positiven Erfahrungen war jedoch das Wiedererstarken des Lebens- und Krankenversicherungsneugeschäfts im zweiten Halbjahr. Berater, die diese Bereiche ernst nehmen, konnten hier guten Kundennutzen stiften und damit schöne Vermittlungserfolge erzielen.“ 

Insgesamt 32 Unternehmen legen Zahlen offen

Das spiegelt sich auch in den Ergebnissen anderer Finanz- und Versicherungsvertriebe wider, die die Cash.-Redaktion wie jedes Jahr etwa um diese Zeit nach den Erlösen des Vorjahres befragt und um entsprechende Statements gebeten hat. Insgesamt 32 Unternehmen haben ihre Zahlen offengelegt, davon 27 Allfinanzvertriebe und fünf Spezialvertriebe

Ergebnis: Gut die Hälfte der Unternehmen hat es geschafft, das Geschäft gegenüber dem – ebenfalls schon schwierigen – Vorjahr zu steigern oder zumindest stabil zu halten. So weisen 17 der 32 Vertriebe ein zum Teil deutliches Plus der Provisionserlöse gegenüber 2022 aus. 

Wachstums-Spitzenreiter ist der Allfinanzvertrieb Königswege, der um mehr als ein Drittel gestiegene Provisionserlöse meldet*. „Nach einem anstrengenden Vorjahr war 2023 deutlich ruhiger. Eine leicht rückläufige Inflation und ein steigendes Zinsniveau trugen zu einer Normalisierung in der Branche bei“, berichtet Königswege-Geschäftsführer Stefan Gierschke. „Entgegen der Branche haben wir unsere Umsatzzahlen im Bereich der Kapitalanlageimmobilien stark gesteigert, trotz der hohen Zinsen. Wir haben ein Beratungskonzept geschaffen, das universeller einsetzbar ist und nicht auf der Niedrigzinspolitik basiert“, so Gierschke weiter.

Steigende Nachfrage nach Beratung

Mit einem Zuwachs von 17 Prozent liegt auch die Finanzprofi AG deutlich im Plus. „Die wirtschaftlichen Unsicherheiten führten in unserer Wahrnehmung zu einer steigenden Nachfrage nach kompetenter und ganzheitlicher Beratung“, erklärt Vorstand Dr. Patrick Afflerbach. Der zweite Erfolgsfaktor der Finanzprofi AG sei die Nachwuchsförderung. „Für 2024 erwarten wir nochmal eine deutliche Steigerung, denn Nachwuchsförderung und Beratungsqualität werden auch 2024 erfolgreich sein“, betont Afflerbach.

Unter den TopTen des Rankings verzeichnet die OVB mit einem Zuwachs der Provisionserlöse von 6,8 Prozent auf gut 354 Millionen Euro das größte Plus, wovon sie allerdings den größten Teil im Ausland erzielte. „Auch wenn das Marktumfeld anspruchsvoll ist, hat unsere Wachstumsdynamik im Verlauf des Geschäftsjahres 2023 und besonders im laufenden Jahr deutlich zugenommen. Für diese positive Entwicklung ist sicher auch die strategische Ausrichtung des Unternehmens ursächlich“, sagt Mario Freis, CEO der OVB Holding.

Das Wachstum resultiert aus dem Ausland. Das Deutschland-Geschäft der OVB ist indes 2023 um rund vier Prozent gegenüber dem Vorjahr zurückgegangen. Mit dem Gesamtumsatz landet das Unternehmen aber wie im Vorjahr auf Platz vier der Cash.-Hitliste der Vertriebe.

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