Auf den ersten drei Plätzen gibt es ebenfalls keine Veränderung. Wie schon seit vielen Jahren führt die DVAG das Ranking mit großem Abstand an und konnte die Provisionserlöse gegenüber 2022 im vergangenen Jahr sogar noch einmal um fast fünf Prozent auf mehr als 2,3 Milliarden Euro steigern. Auf Platz zwei und drei folgen wie im Vorjahr MLP und Swiss Life, wobei Swiss Life mit einem Umsatzplus von 6,5 Prozent etwas näher an Platz zwei herangerückt ist.
Bei den Spezialvertrieben hingegen, die auf bestimmtes Segment ausgerichtet sind, gibt es einen neuen Spitzenreiter. Trotz eines Minus von 23,9 Prozent steht die Postbank Finanzberatung mit Provisionserlösen von 171,1 Millionen Euro auf Platz eins dieser ziemlich kurzen Liste. Insgesamt sind die Spezialvertriebe recht wenig auskunftsfreudig. Lediglich fünf Unternehmen meldeten in diesem Jahr ihre Zahlen.
Zu den Verweigerern gehört auch der Baufinanzierungsvermittler InterHyp, der im vergangenen Jahr mit Provisionserlösen von 484 Millionen Euro im Jahr 2022 noch an der Spitze der Spezialvertriebe gestanden hatte. „Bezüglich Ihrer Anfrage muss ich Ihnen leider absagen. Wir als Interhyp haben uns für dieses Jahr entschieden, nicht an der Hitliste teilzunehmen“, teilte das Unternehmen ohne Begründung auf die diesjährige Cash.-Anfrage mit.
Das lässt einigen Raum für Spekulationen. Kaum anzunehmen ist, dass die Blockade ihren Grund in übermäßigem Geschäftserfolg der Interhyp im vergangenen Jahr hat, zumal gerade die Branche der Baufinanzierung beziehungsweise generell Immobilien besonders stark unter den hohen Zinsen gelitten hat. Doch das wird sich vermutlich erst dann klären lassen, wenn Interhyp den Geschäftsbericht 2023 veröffentlicht hat, was bis Redaktionsschluss noch nicht der Fall war.
Jedenfalls ist das Unternehmen für 2023 schon von einem deutlichen Rückgang ausgegangen. So heißt es im Geschäftsbericht 2022, der auf April 2023 datiert ist und im Januar 2024 im amtlichen Unternehmensregister veröffentlicht wurde: „Für das Geschäftsjahr 2023 plant die Interhyp AG in der Anzahl an erfolgreich abgeschlossenen Finanzierungen und beim vermittelten Darlehensvolumen mit einem starken Rückgang im Vergleich zu den Vorjahreswerten. Korrespondierend führt das voraussichtlich zu einem starken Rückgang der Umsatzerlöse im Vergleich zum Vorjahr.“
Gut gehalten hat sich unter den Spezialvertrieben hingegen Aigner Immobilien. Die Provisionseinnahmen des Unternehmens gingen zwar um 8,5 Prozent zurück, aber dies resultierte offenbar hauptsächlich aus dem generellen Abbröckeln der Bezugsgröße, also der Immobilienpreise. „Das Objektvolumen von über 380 Millionen Euro (2022: 430 Millionen Euro) entspricht dem vom Gutachterausschuss ermittelten Rückgang der Transaktionspreise“, betont das Unternehmen.
„Das Jahr 2023 war für die Immobilienbranche mit sehr großen Herausforderungen verbunden – hohe Inflation, steigende Zinsen, Insolvenzen von Bauträgern und Projektentwicklern sowie historisch niedrige Vertragszahlen, vor allem im Neubausegment“, berichtet Geschäftsführer Thomas Aigner. „Entgegen dieser Entwicklung verzeichnete Aigner Immobilien 2023 lediglich vier Prozent weniger Transaktionen im Vergleich zum Vorjahr. Nach einem eher verhaltenen Jahresstart entwickelten sich die letzten drei Quartale aufgrund von Aufträgen mit großen Vermittlungsvolumina deutlich nach oben“, so Aigner weiter.
Gegen den Trend in ihrem Zielmarkt konnte sich auch die auf Sachwertanlagen spezialisierte Bit Treuhand stemmen. Sie meldet sogar ein leichtes Plus ihrer Provisionserlöse von 2,1 Prozent, obwohl das Platzierungsvolumen der Sachwertbranche im vergangenen Jahr insgesamt um über 50 Prozent eingebrochen ist (siehe Cash. 3/2024).
Auch bei den Allfinanzvertrieben waren die Segmente Immobilien und Finanzierungen vielfach weiter rückläufig. So berichtet Jens Kolmsee, Vorstand der BTS Finance Group, zu der die Finanzberatungsunternehmen Formaxx und Mayflower Capital gehören: „Während bei Immobilienfinanzierungen und Direktinvestments mit Einsatz von Fremdkapital aufgrund der Zinslage starke Rückgänge zu verbuchen waren, verzeichnete der Bereich Private Krankenversicherungen einen wahren Boom. Indes blieb die Nachfrage von Fonds- und ETF-Strategien nahezu konstant auf hohem Niveau“. Insgesamt verblieb bei Formaxx/Mayflower ein Rückgang von knapp sieben Prozent.
Ähnliches berichtet Michael Heinze, CEO der Global Finanz, die 2023 mit 65,3 Millionen Euro Provisionserlösen ein leichtes Minus gegenüber dem Vorjahr hinnehmen musste. „Im Jahr 2023 konnten wir in den Bereichen Versicherungsvermittlung, insbesondere Biometrie, Kranken und Sach zulegen. Auch in der Investmentfondsvermittlung haben wir ein gutes Jahr gehabt. Hier sind vor allem die deutlich gestiegenen Nettomittelzuflüsse erfreulich, welche in Verbindung mit einem günstigen Marktumfeld für deutlich gestiegene Bestände gesorgt haben“, schreibt er.
„Wie schon im Vorjahr war die Vermittlung von Baufinanzierungen weiter rückläufig. Im Zuge der gestiegenen Zinsen und des entsprechenden Marktumfeldes konnten wir auch bei den Vermittlungen von Immobilien nicht an die Erfolge der Vorjahre anknüpfen. So bleibt unter dem Strich ein leicht rückläufiger Umsatz bei höherem Gewinn“, so Heinze weiter.