Cash.-Marktreport: Schrumpfkur für Sachwerte

Jürgen Göbel schaut in die Kamera
Foto: Euramco / Peter von Felbert
Eine der wenigen Ausnahmen: Jürgen Göbel, Euramco, steigt nach 15 Jahren Pause wieder in das AIF-Publikumsgeschäft ein.

Die Anzahl an Sachwertanlagen, die sich aktuell in der Platzierung an Privatanleger befinden, ist so gering wie nie. Es kommen kaum neue Fonds auf den Markt und das Angebot dünnt aus. Doch es gibt auch gegenläufige Tendenzen.

Als „Großer Marktreport – alle Sachwertemissionen auf einen Blick“ wird dieser Artikel laut der Themenübersicht in den Cash.-Mediadaten angekündigt. Nun ja. So richtig groß ist das Angebot an Sachwertanlagen für Privatanleger in diesem Herbst nicht. Im Gegenteil: Lediglich 25 alternative Investmentfonds (AIFs) befinden sich aktuell im Vertrieb – so wenige wie nie (siehe Tabelle vierte Seite).

Insofern trifft die Ankündigung durchaus auch zu: Das aktuelle Angebot ist in der Tat auf einen Blick zu erfassen. Anders als in früheren Jahren, in denen sich die Marktübersicht teilweise über mehrere Seiten im Heft erstreckte, passt sie 2023 auf eine gute halbe Seite. Gegenüber den 44 Emissionen um diese Zeit des Vorjahres ist die Anzahl der Fonds, die sich in der Platzierung befinden, nochmals um 43 Prozent, also fast um die Hälfte, zusammengeschrumpelt.

Der Rückgang kommt nicht überraschend. Denn seit etwa einem Jahr kommen kaum neue Fonds auf den Markt, und das Angebot dünnt nach und nach aus. Nur elf neue Publikums-AIFs und keine einzige Vermögensanlage für den breiten Vertrieb haben seit Jahresbeginn bis Mitte September 2023 das Licht der Welt erblickt.

Gründe für Schrumpfkur bekannt

Die wesentlichen Gründe für diese Schrumpfkur sind bekannt, Cash. hat schon mehrfach darüber berichtet: Die im vergangenen Jahr steil gestiegenen Fremdkapitalzinsen, höhere Baukosten, bröckelnde Immobilienpreise, verunsicherte Anleger sowie seit diesem Frühjahr auch noch verstärkte Konkurrenz durch wieder positive Guthabenzinsen von bis zu vier Prozent pro Jahr.

Doch das ist es nicht allein. Bei Vermögensanlagen kommt das Blindpoolverbot von 2021 beziehungsweise die zunehmend restriktive Praxis der Finanzaufsicht BaFin hinzu. Dieses Segment fehlt in diesem Jahr komplett, im Oktober 2022 standen immerhin noch drei Emissionen auf Basis des Vermögensanlagengesetzes in der Cash.-Marktübersicht. Ob solche Angebote im überregionalen Vertrieb jemals wieder Bedeutung erlangen werden, steht in den Sternen. Zuletzt sind jedenfalls alle Versuche, eine Billigung der BaFin dafür zu erhalten, gescheitert.

Die Behörde ist auch für einen weiteren Teil der Schrumpfkur Ausschlag gebend, der nicht unmittelbar mit der allgemeinen Marktentwicklung zu tun hat: Mitte August 2023 entzog die BaFin der Adrealis die Erlaubnis als Kapitalverwaltungsgesellschaft (KVG). Das Unternehmen war in der Marktübersicht des vergangenen Jahres als Service-KVG von nicht weniger als sechs Fonds vertreten, die nun fehlen. Doch auch ohne diese regulatorisch bedingten Ausfälle ist der Marktrückgang mit fast 30 Prozent beachtlich.

15 der Fonds in 2022 oder davor aufgelegt

Dass trotz der mauen Neuemissions-Aktivität noch immer 25 Publikumsfonds am Markt sind, liegt daran, dass 15 Fonds darunter sind, die bereits 2022 oder davor aufgelegt wurden. Zehn davon fanden sich bereits in der Marktübersicht im Oktober 2022, fünf weitere kamen bis zum Jahresende noch hinzu.

Dass die Fonds zum Teil wesentlich länger in der Platzierung sind als früher, hat nicht oder jedenfalls nicht unbedingt damit zu tun, dass sie sich schlecht platzieren ließen und wie Blei im Regal lägen. Vielmehr sind viele von Vornherein auf ein größeres Volumen und einen längeren Platzierungszeitraum ausgelegt.

Dafür gibt es neben unfreiwilligen Endlos-Platzierungen mehrere Gründe. So ist der Zeit- und Kostenaufwand für einen neuen Publikums-AIF enorm hoch. Fonds mit lediglich fünf oder zehn Millionen Euro Platzierungsvolumen können sich für die KVG kaum rechnen, jedenfalls nicht bei einer vertretbaren Kostenquote aus Sicht der Anleger und Anlegerinnen. Mindestens 30 oder besser noch 50 Millionen Euro Zielvolumen sollten es schon sein.

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