„Wie wir die Weisheit der friedvollen Krieger in unserem Alltag nutzen“, heißt es passend dazu im Untertitel. Der Autor selbst ist ein erfahrener Kampfkünstler und Trainer. Sein Werk bietet eine einzigartige Perspektive auf die Shin-Gi-Tai-Methode – die Lehre von der Harmonie von Geist, Technik und Körper. Vor allem zeigt er, wie wir durch ihre Anwendung ein womöglich erfüllteres und fokussierteres Leben führen können. In seiner einfühlsamen Einleitung legt Felician Scheu offen, wie er selbst auf der Suche nach seinem persönlichen Pfad war. Die Prinzipien der Samurai haben ihn dabei unterstützt, Körper und Geist wieder ins Gleichgewicht zu bringen.
Das Herzstück des Buches ist aber die Erklärung und Anwendung der Shin-Gi-Tai-Methode. Der Autor zeigt auf, wie die Prinzipien der alten Samurai auch heute noch mehr als relevant sind. Zu diesen Prinzipien gehören zum Beispiel Rechtschaffenheit, Mut, Mitgefühl und Höflichkeit – Eigenschaften, die viele leider immer wieder vermissen lassen. Felician Scheu zeigt: Sie können uns dabei helfen, in einer schnelllebigen und oft leider auch überwältigenden Welt stets präsent und kraftvoll zu bleiben. Er betont dabei die Bedeutung von Achtsamkeit, Meditation, ausgewogener Ernährung und Routinen für unser Wohlbefinden und unsere persönliche Entwicklung. Eben ein ganzheitlicher Ansatz, der alle Lebensbereiche umfasst.
Besonders hervorzuheben ist dabei die Betonung der ganz individuellen Reise jedes Einzelnen. Der Autor ermutigt die Leser, ihren eigenen Weg zu finden. Dabei sei es wichtig, sich nicht von äußeren Erwartungen oder dem Streben nach Perfektionismus beeinflussen zu lassen. Er erinnert daran, dass es nicht darum geht, ein perfektes Leben zu führen. Sondern darum, sich kontinuierlich zu verbessern und den persönlichen Werten und Prinzipien treu zu bleiben.
„Der Weg des Urban Samurai beginnt bei dir. Er ist dein Weg – ob du nun weiblich oder männlich, stark oder schwach, groß oder klein, jung oder alt, gesund oder krank, reich oder arm bist und egal, was du bislang in deinem Leben schon durchgemacht hast. Jeder kann zum Urban Samurai werden und sich und die Welt, in der wir leben, zum Besseren verändern. Jeder von uns hat einen Geist, der sich schulen und weiterentwickeln, und einen Körper, der sich auf irgendeine Weise trainieren lässt. Für jeden Menschen existiert ein geeigneter Pfad, dem er folgen kann. Alles, was du hierfür tun musst, ist, den ersten Schritt zu gehen. Das Leben ist Wachstum. Hören wir auf, dazuzulernen und spirituell zu wachsen, dann sind wir so gut wie tot.“ Felician Scheu
Selbstverteidigungskünste spielen dabei im Verlauf des Buches eine immer wichtigere Rolle. Allerdings betont der Autor, dass es nicht nur um physische Bedrohungen geht. Vielmehr müssen wir uns auch verteidigen gegen die mitunter omnipräsenten Versuchungen und Ablenkungen des modernen Lebens. Felician Scheu ermutigt die Leser, ein Bewusstsein für die eigenen Grenzen zu entwickeln und sich gegen negative Einflüsse zu schützen. So gelinge es, ein erfülltes und sinnerfülltes Leben zu führen.
All das beschreibt er in einer klaren und prägnanten Sprache. Dadurch ist das Buch ein leicht verständlicher und inspirierender Begleiter auf der Reise zu mehr Fokus, innerem Wachstum und Selbstverwirklichung. Durch die Vielzahl an praktischen Übungen und Tipps ist Urban Samurai* nicht nur ein Buch zum Lesen, sondern eben auch zum Handeln.
„Weiter entdeckte ich, dass viele Themen, die derzeit unter dem Label der ‚Selbstoptimierung‘ vermarktet werden, dem Weg des Kriegers schon immer innewohnten. Nicht zuletzt deshalb, weil die Samurai wussten, dass sie jederzeit auf dem Schlachtfeld sterben konnten, versuchten sie, ihre Lebenszeit bestmöglich zu nutzen und Körper und Geist weiterzuentwickeln. Dieses Streben lebt in den meisten japanischen Kampfkünsten weiter. Anders als der heute grassierende, teils toxische Selbstoptimierungswahn verfolgt der Weg des Kriegers kein Ziel in dem Sinne, dass durch die eigene Optimierung mehr Geld, gutes Aussehen oder ein lässiger Influencer-Lebensstil erreicht werden soll. Vielmehr gilt die bekannte asiatische Weisheit: Der Weg ist das Ziel.“ Felician Scheu
An dieser Stelle ein paar Worte zum Autor: Felician Scheu, geboren 1984 in Stuttgart, hat eine beeindruckende Bandbreite an Talenten und Interessen. Neben seiner Tätigkeit als Rechtsanwalt und Fachanwalt in Nürnberg ist er auch als Autor und Kampfkünstler bekannt.
Mit dem Studium der Rechtswissenschaften an der Universität Bayreuth begann er seine akademische Laufbahn. Seine Leidenschaft für die Kultur und Weisheiten Japans führten ihn schließlich auch an die renommierte kaiserliche Gakushūin-Universität in Tokio, Japan. Dort setzte er sich vertiefend mit dem Thema auseinander. In Japan erhielt er eine einzigartige Gelegenheit: Beim letzten Schüler des Begründers Morihei Ueshiba, Kenji Shimizu, durfte er die traditionelle Kampfkunst Aikidō erlernen. Diese Erfahrung prägte sein Verständnis für die Verbindung von Körper und Geist sowie seine persönliche Entwicklung nachhaltig. Darüber hinaus vertiefte er sich in diverse andere Kampfkünste, wodurch er ein breites Spektrum an Erfahrungen sammeln konnte. Übrigens war Felician Scheu auch als Laiendarsteller im japanischen Fernsehen und in verschiedenen japanischen Werbespots zu sehen.
„In mir festigte sich immer mehr die Überzeugung, dass der Weg des Kriegers vielen Menschen ein Wegweiser in einer immer komplizierteren Welt sein kann. Allerdings fragte ich mich, ob dieser Weg wirklich auch für jeden geeignet sei. Meiner Meinung nach setzt er nämlich den Willen voraus, zu beschützen und zu bewahren. Denn ein Krieger ist in erster Linie ein Beschützer. Dies bedeutet nicht, dass ein heutiger Krieger oder Urban Samurai zwangsläufig als Soldat, Polizist oder in einem anderen vergleichbaren Beruf arbeiten muss. Es ist auch unerheblich, ob er ein Mann oder eine Frau, stark oder schwach ist. Wichtig ist allein, dass er den Willen hat, sich selbst und andere zu beschützen. Hierbei ist nicht nur die Verteidigung gegen körperliche und verbale Gewalt gemeint, sondern auch das Bestreben, die eigenen Prinzipien zu verteidigen und diejenigen zu unterstützen, die hilfsbedürftig und weniger privilegiert sind.“ Felician Scheu
Schon der erste Eindruck des Buches war für mich wirklich gut. Es hat ein wunderschön gestaltetes Cover. Vielleicht hätte es mit einem Spotlack nochmals besser ausgesehen, aber auch so gefällt es mir sehr gut. Genauso haben mich auch Titel und Untertitel von Beginn an angesprochen. Aber auch die Bindung, der Druck und das Layout im Inneren sind hochwertig. Besonders das thematisch passende, etwas minimalistische Design mit den richtigen Akzenten hat es mir angetan. Einzig das Backcover hätte vielleicht etwas mehr Liebe und Aufmerksamkeit verdient. Darüber hinaus strotzt das Buch nur so vor wundervollen Zitaten, die zwischen dem Fließtext auflockernd hervorstechen. Etliche davon habe ich mir herausgeschrieben, weil sie mich inspiriert haben oder ich selbst dazu nochmals etwas schreiben möchte. Manche kannte ich zwar schon, aber sie sind immer wieder lesenswert und haben inhaltlich stets gepasst.
Anfänglich gefiel mir die Struktur des Buches wirklich sehr gut. Sie wirkte stringent, zielführend und vor allem über die Reflexionsfragen und Herausforderungen am Ende der Kapitel auch praxis- und umsetzungsorientiert. Allerdings haben die Reflexionsfragen und Herausforderungen einen kleinen Formatierungsfehler: So beginnen dort die Zeilen nicht alle an derselben Stelle links. Die erste Zeile eines Punktes ist leicht weiter nach links verrutscht. Ich weiß, das ist eine Kleinigkeit, aber mir fällt so etwas immer auf.
Sprachlich, muss ich gestehen, ist mir das Buch dann doch etwas zu sachlich und nüchtern geschrieben. Das ist zwar Kritik auf hohem Niveau. Aber es fehlt dieses gewisse Etwas, dass die Wörter nachklingen lässt. Oder auch die Fähigkeit, mit Wörtern mehr zu beschreiben, zwischen den Zeilen und im übertragenen Sinne. Eben ein Schreibstil, wie man ihn von Dale Carnegie, Brian Tracy, aber auch Bodo Schäfer oder Hermann Scherer kennt. Und insbesondere von den japanischen Autoren, die der Autor immer wieder selbst in seinem Buch zitiert hat.
Etwas mehr hat mich aber ein kleiner Bruch gestört, der sich nach dem zweiten Drittel des Buches vollzieht. Da wird es vom eher spirituell anmutenden Buch zum trockenen Alltags-Ratgeber in allen möglichen Bereichen. Das hätte man irgendwie sauberer überleiten müssen. An dieser Stelle schwand mein besonders positiver Eindruck von der Struktur des Buches. Ich habe auch das Gefühl, dass das sprachliche Niveau zum Ende hin immer nüchterner wird.
Insgesamt ist und bleibt es aber ein erhellendes und motivierendes Buch. Es überträgt die zeitlosen Weisheiten der Samurai in die moderne Welt. Felician Scheu gelingt es, komplexe Konzepte auf eine zugängliche und ansprechende Weise zu präsentieren. Und er inspiriert die Leser dazu, ihr eigenes Leben aktiv zu gestalten und ihr volles Potenzial zu entfalten.
„Vergeudet man jedoch sein Leben mit unnützen Versuchen, andere unreife Leute zu beeindrucken und Dinge zu horten wie eine Ratte die Saatkörner, so wird man 40 Jahre später immer noch dieselbe Person geblieben sein. Nur haben die charakterlichen Fehler aus einem enttäuschten, unzufriedenen Jüngling einen enttäuschten, unzufriedenen alten Mann werden lassen. Besitztümer und Diener werden nicht imstande sein, seine Pein zu mildern.“ Thomas Preston
Celine Nadolny ist seit 2022 Kolumnistin des Cash.-Magazins sowie von Cash.Online. 2019 gründete sie Book of Finance und wurde zu Deutschlands einflussreichster Sachbuchkritikerin. Mit mehr als 400 rezensierten Sachbüchern erhielt sie mittlerweile 12 Branchenpreise, ist somit die mistausgezeichnete Finanzbloggerin der DACH-Region und wurde von Forbes auf die 30-Under-30 Liste aufgenommen. Celine möchte so viele Menschen wie möglich dazu inspirieren, mehr zu lesen, ihre Finanzen in die Hand zu nehmen und ein erfülltes Leben zu führen.