Celine Nadolny: Warum ich nicht in Kryptowährungen investiere

Der Oxford-Professor Robert McCauley hat eine klare Meinung zum Bitcoin: In seinen Augen ist er schlimmer als das Schneeballsystem des US-Finanzbetrügers Bernard Madoff. McCauley argumentiert, dass nach dem Zusammenbruch eines Ponzi-Systems ein Teil des Geldes beschlagnahmt und an die Investoren zurückgegeben werden könne. Aber beim Bitcoin sei nach einem Kollaps nichts mehr übrig. Nur die Intermediäre wie Broker, Influencer und Medien haben von all dem Trubel vor dem Kollaps profitiert. „Wir sollten Bitcoins verbieten. Ich bin schockiert, dass noch niemand auf diese Idee gekommen ist. Das Geschäft mit Bitcoins basiert auf Rechnern, die unfassbar viel Computerleistung benötigen und entsprechend Strom fressen. Der weltweite Bitcoin-Stromverbrauch entspricht dem doppelten Verbrauch der Schweiz“, erläutert Paul Niggli.

Das Geschäftsgebaren einiger Banken und Fonds in Bezug auf Kryptowährungen lässt viele Beobachter skeptisch zurück. Denn während führende Köpfe wie Larrie Fink und Jamie Dimon öffentlichkeitswirksam gegen Kryptowährungen wettern, bieten ihre Unternehmen dennoch ihren Kunden den Kauf von Kryptowährungen an. Diese Ambivalenz wirft die Frage auf, ob es diesen Unternehmen tatsächlich um Überzeugungen oder doch eher um die eigene Profitmaximierung geht.

Kurse steigen kurzfristig

„Bitcoin ist für mich ein völliges Mysterium. Ich würde meine Rechnungen nur damit bezahlen, wenn ich ein Drogenhändler wäre“, sagt Richard Thaler. Zu den wenigen Kaufargumenten der Bitcoin- Community gehört stets das der Diversifikation beziehungsweise der geringen Korrelation zu traditionellen Anlageklassen wie Aktien oder Anleihen. Aber dieses Argument greift ins Leere. So hat nicht zuletzt die Corona-Krise gezeigt, dass Rückgänge am Aktienmarkt von noch heftigeren Verwerfungen der Kryptowährungen begleitet werden. Ich selbst habe zu diesem Thema bereits wissenschaftlich geforscht und veröffentlicht. Und auch in meinen Untersuchungen zeigte sich, dass der Kurs des Bitcoins vor allem von einem getrieben ist: den Meldungen in den Medien. Darüber hinaus ist eine geringe Korrelation irreführend.

Auch die Korrelation zwischen Aktien und Klopapier ist besonders gering und dennoch würde niemand allen Ernstes sein Geld in Klopapier investieren. Eine geringe Korrelation zwischen Assetklassen ist nur dann wertvoll, wenn die entsprechenden Anlagen langfristig auch Wertschöpfung generieren. Genau das ist aber bei Bitcoin, wenn über- haupt, eher im negativen Sinne der Fall. „Bitcoin ist heute nur ein spekulatives Phänomen. Bitcoin-Enthusiasten argumentieren, der Preis müsse steigen, weil das Angebot begrenzt sei. Er soll in ihren Augen immer teurer werden, nur weil er scheinbar knapp ist, obwohl er keinen inneren Wert hat. Allein der Glaube bewegt offensichtlich die Kurse“, sagt Eswar Prasad.

Ein weiteres Argument für langfristig steigende Kurse des Bitcoins ist die Knappheit von 21 Mio. Eswar Prasad, Professor der Cornell University in New York, entgegnet, dass Knappheit an sich kein Argument sein kann. Bei mittlerweile bereits über 20.000 Kryptowährungen wirkt das Argument auch irgendwie fehl am Platz. Für Prasad sind Kryptowährungen nur der Versuch libertärer Idealisten, ein Zahlungsmittel zu schaffen, das ohne Zentralbanken und Finanzinstitute funktioniert. Dieser Versuch, so sagt er, sei krachend gescheitert. Die EZB geht davon aus, dass Kryptowährungen weder als Anlageform noch als Zahlungssystem geeignet sind und früher oder später vor dem Aus stehen werden.

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