Das Alte bleibt, das Neue kommt
In den letzten Jahren lag unser Fokus auf Unternehmen, die von dem Strukturwandel der chinesischen Wirtschaft und dem wachsenden Dienstleistungssektor aller Wahrscheinlichkeit nach profitieren dürften. Dieses Jahr stellen wir allerdings ein stärkeres Gleichgewicht zwischen solchen Unternehmen und den traditionelleren, zyklischen Industrie- und Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffunternehmen her, die die chinesische Wirtschaft in den vergangenen Jahren dominierten.
Positive Impulse für viele Branchen
In diesem Zusammenhang erwähnten wir bereits die angebotsseitigen Reformen, die zur Bewältigung von Problemen wie der Überkapazität eingeführt wurden. Zusammen mit aggressiveren staatlichen Ausgaben und Inventaraufstockungen erzeugen diese Bemühungen positive Impulse, unter anderem für die Kohle-, Stahl- und Zementindustrie. Die Aufstockung der Lagerbestände als Reaktion auf neue Infrastrukturprojekte findet in allen Bereichen, angefangen von Baustoffen bis Schwerlastmaschinen, statt.
Wir werden die Entwicklungen genau beobachten, um zu sehen, ob diese Dynamik auch in der zweiten Jahreshälfte fortgesetzt werden kann, wenn die Unternehmen von einer höheren Basis aus agieren und der externe Druck auf den chinesischen Markt seinen Tribut fordert. Insofern die angebotsseitigen Reformen längerfristig erfolgreich sind, besteht durchaus die Chance, dass die langfristigen Wachstumsaussichten für diese Unternehmen deutlich Auftrieb erhalten. Das ist der Grund dafür, weshalb wir den zyklischen Industrie- und Betriebsstoffsektoren nach längerer Zeit nun positiver gegenüberstehen.
Binnenkonsum treibt Märkte
Darüber hinaus sind wir nach wie vor Fürsprecher der Unternehmen, die von dem steigenden Konsum sowie der Technologieverbesserung und dem Trend der Industrieautomation in China profitieren. Die Entwicklung des zunehmenden Binnenkonsums ist derzeit noch in vollem Gange und nach wie vor ein positiver Faktor für Unternehmen, die sich auf das Inland konzentrieren.
Auch die Inflation dürfte sich dieses Jahr erholen, was ein Segen für jene Firmen ist, die über die Preissetzungsmacht verfügen, um davon zu profitieren. Einige Unternehmen des „neuen Chinas“, die ein enormes und nachhaltiges Wachstumsniveau erfordern, dürften hingegen Schwierigkeiten haben, ihre gegenwärtigen Bewertungen in einem volatilen Markt zu rechtfertigen. Dennoch wird ein Ausverkauf am Markt dieses Jahr Chancen mit Blick auf Qualitätsunternehmen eröffnen, auch wenn diese derzeit noch teuer sind.
Stärkere Marktschwankungen
Eine Strategie, die für die anstehenden Herausforderungen gerüstet ist
Uns bleibt nur abzuwarten, welche Haltung Trump mit Blick auf den Handel einnimmt und ob die angebotsseitigen Reformen von Jinping das Wachstum tatsächlich stabilisieren und die Binnenwirtschaft ankurbeln. Im Laufe der Zeit wird es unweigerlich zu einer erhöhten Volatilität kommen.
Ungeachtet dessen konnten wir anhand unseres ausgewogenen Titelselektionsprozesses nach dem Bottom-up-Ansatz Chancen im Inland aufspüren, und zwar sowohl in Chinas New Economy als auch den traditionellen, zyklischen Sektoren, die derzeit einen Wandel bei den Ertragserwartungen durchlaufen. Ein solches Gleichgewicht ist unserer Auffassung nach in unsicheren Zeiten wichtig. Da das Bewertungsniveau aktuell angemessen ist, dürften die von uns gehaltenen Unternehmen über das Potenzial verfügen, mittel- bis langfristig kräftige Erträge zu erwirtschaften.
Laura Luo ist Head of Hong Kong China Equities bei Barings, Hong Kong
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