Chinas Erholung lenkt den Blick der Anleger wieder auf Asien

Foto: Merck Finck a Quintet Private Bank
Robert Greil, Merck Finck

Der Motor der chinesischen Wirtschaft läuft. Wie schnell er wieder auf Touren kommt, dürfte manchen Beobachter überraschen. Von Robert Greil, Chefstratege beim Bankhaus Merck Finck.

Das heute veröffentlichte, über dem Marktkonsensus liegende 4,5 prozentige Wirtschaftswachstum im Startquartal 2023 zeichnet das Bild einer dynamischen Erholung. Bei den Märzdaten sprechen vor allem die um gut zehn Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat gewachsenen Einzelhandelsumsätze die gleiche Sprache. Und die knapp vier Prozent höhere Industrieproduktion befindet sich, wenn auch noch nicht ganz so überzeugend, auf dem richtigen Weg. 

Bemerkenswert ist dabei, wie schnell und weitgehend unproblematisch die Wiederöffnung der chinesischen Wirtschaft nach dem lange herbeigesehnten Fall der coronabedingten Restriktionen verlaufen ist. Die Härte der Maßnahmen hatte zahlreiche Analysten annehmen lassen, dass es größere Anlaufschwierigkeiten beim Hochfahren der Wirtschaft geben würde. 

Bereits in den zuletzt starken Zuwächsen bei der Kreditvergabe hatte sich angedeutet, dass Chinas Konjunktur wieder im Expansionsmodus ist. Die Preise für Wohnimmobilien zogen im März ebenfalls zum zweiten Mal in Folge an, und zwar mit dem schnellsten Tempo seit 21 Monaten. Zugleich bleibt die Inflation niedrig, sodass es für die chinesische Regierung und die Notenbank von dieser Seite keinen Anlass gibt, ihre Unterstützung für die Wirtschaft signifikant zu reduzieren. 

Blick nach vorn entscheidend

Es ist aus unserer Sicht eine Erholung auf breiter Front. Dies sollte sich auch in der Entwicklung der Kapitalmärkte widerspiegeln. Anleger, die sich rechtzeitig für eine Wiederöffnung Chinas in Stellung gebracht haben, dürfen sich bestätigt fühlen.

Im Blick nach vorn ist für uns entscheidend, die chinesische Entwicklung nicht isoliert zu betrachten – sondern als Teil der erfolgreichen Entwicklung des gesamten asiatischen Wirtschaftsraums. So hatten die chinesischen Exporte im März gegenüber dem Vorjahresmonat um rund 15 Prozent zugelegt, wobei die Ausfuhren in die ASEAN-Region mit über 35 Prozent Zuwachs überproportional stark wuchsen. Dies ist für uns ein klarer Indikator dafür, dass von der Erholung Chinas der gesamte asiatische Raum profitiert. 

Asien insgesamt ist derzeit die einzige Weltregion, die sich größtenteils überzeugend erholt und auf einen voraussichtlich nachhaltigen Wachstumspfad zurückkehren wird, sollten sich die bekannten geopolitischen Risiken nicht zuletzt hinsichtlich Taiwans nicht eintreten. Daher gewichten wir in unserer Anlagestrategie Aktien aus dem Asien-Pazifikraum taktisch über, während wir Aktien insgesamt weiterhin leicht untergewichten. Dabei spielt auch das Bewertungsniveau eine Rolle, das in vielen asiatischen Märkten günstiger ist als in Europa oder den USA. Unsere Aktienpräferenz für den asiatischen Raum schließt auch Japan ein.

Autor Robert Greil, CFA, ist Chefstratege bei Merck Finck a Quintet Private Bank

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