Daneben wachsen auch die „Divestment-Bewegungen“ immer schneller. Ben Caldecott von der Universität Oxford hat das Phänomen der – wie er sie nennt – „Öko-Boykotteure“ untersucht und mit ähnlichen früheren Kampagnen verglichen, etwa den Investitionsboykotten gegen das südafrikanische Apartheit-Regime oder die US-Tabakindustrie.
So schnell wie die heutige „Klima-Divestment-Bewegung“ sei zuvor keine andere gewachsen. Nicht zuletzt soziale Netzwerke und die schnelle Informationsverbreitung machten solche Kampagnen, so Caldecott, heute schlagkräftiger als früher.
Im Ergebnis ist er der Meinung, dass weniger der Kapitalentzug, als vielmehr die indirekten Auswirkungen derartiger Kampagnen Wirkung zeigen werden. Die Stigmatisierung werde dazu führen, dass es für die Konzerne zunehmend schwerer werden wird, gutes Personal zu finden, und gleichzeitig wird auch ihr Lobbyeinfluss in der Politik schwinden.
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Bundesregierung warnt zu Recht
Alles in allem warnt die Bundesregierung die Banken zu Recht. Tatsächlich ist der wechselseitige Einfluss von Finanzwirtschaft und Klima nicht zu unterschätzen und lässt sich nicht mehr ignorieren. Investitionen in Unternehmen der fossilen Energiewirtschaft sind sowohl ein Risiko für das Klima als auch ein künftiges Wirtschaftsrisiko.
Einen fahlen Beigeschmack muss die Mahnung der Bundesregierung, sich mit den Folgen des Klimawandels auseinander zu setzen, doch haben. Sie richtet sich nur an Banken. Es wäre fatal, daraus zu schließen, dass der Privatanleger derartige Risiken außer Acht lassen kann.
Wahrscheinlich liegt es nur daran, dass der Privatanleger und Steuerzahler zwar für die Rettung systemrelevanter Finanzinstitute zahlen darf, selber aber nicht als systemrelevant eingestuft wird. Verluste von Privatanlegern, so offensichtlich die Meinung im Finanzministerium, sind keine Gefahr für die Finanzmarktstabilität.
Autor Ralph Prudent ist Geschäftsführer bei der Ökoworld Lux S.A. Repräsentanz GmbH.
Foto: Ökoworld