Mit über 161,00 Euro je Megawattstunde hat der Preis für den in einem Jahr zu liefernden Strom einen Rekordwert erreicht. „Hier ist zu beobachten, dass sich Unternehmen rechtzeitig eindecken, um im kommenden Jahr ihre Preise kalkulierbar zu halten“, sagt Mlinaric. „Der sehr steile Anstieg spricht dafür, dass die Marktteilnehmer eher einen Anstieg als einen Rückgang der Strompreise erwarten.“ Außerdem wird Strom wohl grundsätzlich stärker nachgefragt werden: „Der Umbau der Volkswirtschaft Richtung Klimaneutralität wird an vielen Stellen fossilen Energieverbrauch verdrängen und für einen höheren Bedarf an Strom sorgen“, sagt Mlinaric. „Vor allem die Nachfrage nach grünem Strom wird dabei steigen.“
Die neue Bundesregierung wird den Umbau der Wirtschaft zudem beschleunigen. „Dabei werden mehr oder weniger marktwirtschaftliche Methoden wie etwa die CO2-Bepreisung genutzt“, sagt Mlinaric. „Dadurch werden auch die CO2-Emissionsrechte teurer.“ Genau genommen befinden sie sich seit November 2021 in einem steilen Aufwärtstrend. Am 7. Dezember 2021 überschritt der Preis für eine Tonne an CO2-Emissionen an der Börse ICE Endex zum ersten Mal die Marke von 83 Euro.
Diese Preissteigerungen treffen auf eine ohnehin hohe Inflationsrate. „Auch wenn mittlerweile selbst die Federal Reserve die Inflationsraten nicht mehr als nur vorübergehend hoch bezeichnet, wird die Dauer der Preissteigerungen noch manchen überraschen“, so Mlinaric. Das liegt eben auch an den politisch gewollten Effekten der CO2-Bepreisung, der damit verbundenen Knappheit, aber auch deren Auswirkungen auf den Strompreis. Dazu kommt, dass Verbraucher solche Erhöhungen, vor allem wenn sie in großen Sprüngen jeweils mit der Jahresrechnung erfolgen, besonders stark wahrnehmen.
„Dies kann dann doch noch eine Lohn-Preis-Spirale in Gang setzen, wenn erst einmal die Gewerkschaften Druck von ihren Mitgliedern bekommen“, sagt Mlinaric. In jedem Fall steigen die Risiken aus der Inflation in Portfolios derzeit deutlich an.