CO2-Steuer: Die Chance für Investoren?

Seit dem 20. September 2019 ist es offiziell: Die Bundesregierung plant, die Bepreisung des CO2-Ausstoßes auf die Bereiche Verkehr und Gebäude auszuweiten. Bisher gilt die Bepreisung nur für die Emission von Treibhausgasen in Industrie und Energiewirtschaft. Ab 2021 wird nun aber einmal mehr der kleine Mann zur Kasse gebeten. Und das, obwohl mit Energiesteuer, EEG-Umlage oder Stromsteuer bereits mehrere Abgaben für den Klimaschutz erhoben werden. Die Bröning-Kolumne

Tim Bröning, Fonds Finanz

Die Kosten für den Ausstoß einer Tonne CO2 werden auf zehn Euro bemessen. Bis 2025 sollen sie auf 35 Euro steigen. Als Ausgleich für die höhere Kostenbelastung steht eine Anhebung der Pendlerpauschale und ein verminderter Mehrwertsteuersatz für Bahntickets im Raum.   

Die Energiepreise in Deutschland für Privatpersonen und die Industrie zählen weltweit zu den höchsten. Die Konsequenzen für den Großteil der deutschen Wirtschaft: eine verminderte Kaufkraft und ein Standortnachteil für Unternehmen. Wenn aber der Ausstoß von CO2 zukünftig etwas kostet und im Gegenzug die Vermeidung von CO2 belohnt wird, muss es folgerichtig auch Profiteure geben. Grund genug also, sich als Investor – sei es nun privat oder institutionell – nach möglichen Gewinnern umzuschauen.

Spannende Investitionsmöglichkeiten

Besonders interessant erscheinen Unternehmen, die in den Bereichen Ökologie und alternative Energien tätig sind. So eröffnen sich für Fondsanleger spannende Investitionsmöglichkeiten, beispielsweise in Windkraft oder Solarenergie. Eigentlich konnten Fonds aus den Morningstar-Kategorien Ökologie (+7,2 % p. a.) oder alternative Energien (+1,6 % p. a.) in den letzten zehn Jahren nicht mit dem Durchschnitt globaler Aktienfonds (+9,1 % p. a.) mithalten. Während der letzten zwölf Monate zeigte sich jedoch ein anderes Bild. Ökologie-Fonds legten im Durchschnitt um 7,3 % zu. Mit einem Investment in alternative Energien konnten Anleger ein Plus von 11,4 % erzielen. Zum Vergleich: Standardwertefonds für globale Aktien wiesen einen Zuwachs von lediglich 5,1 % auf. Es muss aber darauf hingewiesen werden, dass Fonds mit einer Konzentration auf einen oder wenige Sektoren nur als Beimischung dienen sollten. In der Regel schwanken sie stärker und reagieren heftiger auf kursrelevante Nachrichten als breit gestreute Fonds.  

Einen Schritt weiter gedacht könnten die Vorhaben der Politik im Hinblick auf den Klimaschutz eine altbekannte Fondskategorie und früheren Anlegerliebling zurück auf die Investmentbühne bringen. Rohstoffaktien und Rohstofffonds ließen vor allem in den Jahren 2003 bis 2007 die Herzen der Anleger höherschlagen. Mit der Finanzkrise 2008 kehrte jedoch Ernüchterung ein. Die einstigen Vorzeigeprodukte der Fondsgesellschaften zählten während der letzten zehn Jahre zu den klaren Verlierern. Der Durchschnitt der Rohstofffonds konnte gerade einmal um 0,1 % p. a. zulegen. Fonds für Energieaktien kamen immerhin auf 1,1 % jährlich. Diese Zahlen wurden sogar im Niedrigzinsumfeld von den meisten Anleihefonds überboten.

Comeback von Rohstoffaktien?

Warum also sollte es zu einem Comeback von Rohstoffaktien und -fonds kommen? Viele Klimaschutz-Vorhaben bringen einen hohen Rohstoffeinsatz mit sich, sodass der Bedarf an Rohstoffen weiter steigen dürfte. Eine Windturbine beispielsweise benötigt 30 Tonnen Kupfer. In Elektroautos werden kiloweise Lithium und Kobalt verbaut. Seltene Erden – die eigentlich nicht selten sind, sondern lediglich in wenigen Regionen weltweit gefördert werden, allen voran in China – werden für nahezu alle technischen Geräte, wie Smartphones oder Computerchips, benötigt. Dass die Rohstoffpreise deshalb steigen, erscheint demnach nicht unwahrscheinlich.

Anleger sollten die Klimaschutz-Vorhaben der Bundesregierung genau verfolgen und überlegen, welche Branchen und Unternehmen davon profitieren können. Eine Investition kann sozusagen als natürlicher Hedge, also als eine Absicherung gegen steigende Klimaabgaben, gesehen werden. Gleichzeitig diversifiziert er die nach über zehn Jahren Börsenaufschwung meist wachstumslastigen und unter Bewertungsgesichtspunkten oftmals teuren Portfolios.

Tim Bröning ist seit 2009 in der Geschäftsleitung der Fonds Finanz Maklerservice GmbH und verantwortlich für den Bereich Unternehmensentwicklung und Finanzen sowie für die Sparte Investment.

Foto: Fonds Finanz

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