Durch den Wegfall der Commerzbank als Vertriebspartner sieht sich die VIP, Grünwald, nicht existenziell bedroht. ?Das ist zwar keine schöne Sache“, sagt VIP-Chef Andreas Schmid gegenüber cash-online. ?Wir sind im Management und in der Abwicklung jedoch so schlank und effizient aufgestellt, dass wir auch profitabel arbeiten können, wenn unser Geschäftsvolumen auf ein Zehntel bis ein Fünftel zusammenschrumpfen würde. Davon gehen wir allerdings keinesfalls aus.“
Wie stark sich der Verlust der Vertriebspartnerschaft mit der Frankfurter Bank tatsächlich auswirken wird, will Schmid indes noch nicht schätzen. ?Wir sind seit mehr als 20 Jahren im Kapitalanlagevertrieb tätig und selbstverständlich schon wieder mit neuen großen Partnern im Gespräch?, betont der VIP-Chef. Viele freie Vertriebspartner begrüßten zudem, dass jetzt die große Konkurrenz Commerzbank wegfällt. Grund: Das Bankhaus habe dem freien Vertrieb mögliche Kunden oft weggeschnappt und selbst das Geschäft abgeschlossen.
Hintergrund: Nach wiederholt negativen Medienberichten über den Fonds VIP 3 hatte die Commerzbank vor einigen Tagen die Kooperation mit dem Emissionshaus aufgekündigt. Bei dem Fonds, der 2002 und 2003 platziert worden war, waren nachträglich durch die ein Jahr längere Platzierung Korrekturen der Prognoserechnung erforderlich geworden. Es hatte sich herausgestellt, dass die ursprünglich für 2003 geplanten TV-Produktionen durch Kinoproduktionen ersetzt werden mussten. Die Rückflüsse aus dem Kinogeschäft erfolgen in der Regel später als jene aus dem TV-Geschäft. Der Anleger hat laut VIP bei der neuen Ausrichtung dagegen den Vorteil einer breiten Risikostreuung durch dreizehn Filmprojekte.
Unterm Strich, so Schmid, ergebe die neue Kalkulation zum VIP 3 lediglich eine vertretbare Verringerung der Rückflüsse an die Anleger. Ein Zeichner, der sich mit 100.000 Euro am Fonds beteiligt habe, erhalte etwa gemäß neuer Rechnung nach zehn Jahren Fondslaufzeit voraussichtlich 150.000 Euro zurück. Ursprünglich waren in diesem Fallbeispiel Rückflüsse von 164.400 Euro vorgesehen. Die hundertprozentige Schuldübernahme seitens der Dresdner Bank gegen Verluste bleibt laut VIP zudem in jedem Fall bestehen.
Am VIP-Geschäft des vergangenen Jahres hatte die Commerzbank als Hauptvertriebskanal noch einen Anteil von laut Schmid ?deutlich über 50 Prozent“. VIP war 2004 mit einem Platzierungsvolumen von knapp 400 Millionen Euro zum Marktführer der Medienfonds-Initiatoren avanciert.
Für 2005 lautete die Planung des Hauses ursprünglich ebenfalls auf ein Platzierungsergebnis zwischen 300 und 400 Millionen Euro. Das dürfte nach dem Commerzbank-Wegfall jetzt kaum noch zu erreichen sein. Bislang sind für die aktuell im Vertrieb befindlichen Offerten VIP 5 und 6 zusammen noch keine 40 Millionen Euro eingegangen. Das Medienfondsgeschäft zieht allerdings traditionell am Jahresende besonders kräftig an.
Dabei können sich die VIP-Fonds wirtschaftlich durchaus sehen lassen. Aus zwölf derzeit in der Verwertung befindlichen Filmen haben laut VIP zwei lediglich 80 Prozent des Produktionsvolumens erbracht. Drei Projekte (?Monster?, ?7 Zwerge? und ?Wahr oder falsch?) liegen demnach bereits bei über 100 Prozent für den Fonds. Der erfolgreichste Film ist dabei die Produktion ?7 Zwerge ? Männer allein im Wald?, bei dem bereits über 150 Prozent der Produktionskosten (ohne die zusätzliche Filmförderung, die der Fonds erhält) erwirtschaftet wurden. Dabei ist die Verwertung noch nicht abgeschlossen.