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Cogitanda-Pleite: „Makler sollten nicht alle Eier in einen Korb legen“

Ole Sieverding, Geschäftsführer von Cyberdirekt
Foto: Alexander von Spreti
Ole Sieverding, Geschäftsführer von Cyberdirekt

Die Insolvenz des Assekuradeurs Cogitanda hat in der Versicherungsbranche für Aufsehen gesorgt. Cash. befragte Ole Sieverding, Geschäftsführer von Cyberdirekt, zu der Pleite und ihren Folgen.

Die Insolvenz von Cogitanda wirft ein Schlaglicht auf die Herausforderungen, denen sich gerade die jungen Anbieter von Cyberversicherungen angesichts zunehmender Cyberbedrohungen und hoher Schadenquoten gegenübersehen. Welche Folgen hat die Pleite für den Markt der Cyberversicherungen?

Sieverding: Bisher ist davon auszugehen, dass es sich im Einzelfall um eine unglückliche Verkettung mehrerer negativer Faktoren handelt. Grundsätzlich erleben wir eine florierende und wachstumsstarke Sparte. Gemäß letzter Bafin-Auswertung war der Markt mit 52,7 Prozent Prämienwachstum und einer durchschnittlichen Schaden-Kosten-Quote von 72,2 Prozent in den letzten fünf Jahren für die Anbieter sehr attraktiv und auch in jedem einzelnen Jahr profitabel. Die Schadenquote variierte innerhalb der zehn größten Anbieter allerdings stark zwischen 20,1 und 112,8 Prozent. Es gibt also Anbieter mit Herausforderungen, die ihre Bestände sanieren. Jedoch wurden diese Tendenzen bisher immer durch das Zeichnungsverhalten der hochprofitablen gestandenen Akteure sowie den wachstumshungrigen neuen Anbietern überkompensiert.

Erwarten Sie weitere Insolvenzen?

Sieverding: Nein, im Gegenteil wird die Cyberversicherung als zukunftsfähige Sparte mit enormen Wachstumschancen gesehen. Nichtsdestotrotz zeigt der aktuelle Fall aus Maklersicht, dass es nicht sinnvoll, ist alle Eier in einen Korb zu legen. Wir empfehlen ein ausbalanciertes Portfolio mit mehreren Versicherern und bei der Platzierung von Cyber-Deckungen aus einem möglichst breiten Angebot zu schöpfen.


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Viele Kunden und Vermittler sind infolge der Insolvenz verunsichert. Wie lässt sich das Vertrauen wiederherstellen?

Sieverding: Vor allem durch klare Kommunikation: Die Angebote am Markt sind sehr unterschiedlich und die wesentlichen Punkte für den Laien kaum zu durchblicken. Es gilt, die Unterschiede herauszuarbeiten und die Vor- und Nachteile in der individuellen Kundensituation transparent und nachvollziehbar abzuwägen.

Welche Marktentwicklung erwarten Sie 2025?

Sieverding: Der Markt wird sich immer weiter ausdifferenzieren. Wir sehen immer mehr Angebot und immer kürzere Produktzyklen, in denen Anbieter ihre Tarife anpassen – im positiven, wie im negativen. Dadurch entsteht ein großer Bedarf an Transparenz. Das gilt für den Preis, vor allem aber für die versicherten Leistungen und die IT-Anforderungen in den Risikofragen. Bis vor kurzem gab es noch Anbieter, die mit ihrem Preis-Leistungsverhältnis den Markt dominieren konnten. Inzwischen sehen wir in unserem Cyberdirekt-Marktvergleich eine enorme Vielfalt an Versicherern, die bei der Analyse ganz oben stehen und von Maklern empfohlen werden.

Die Fragen stellte Kim Brodtmann, Cash.

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