Nachdem Plattenbauten jahrzehntelang verschmäht wurden, erleben sie nun nach Aussage der TAG Immobilien AG eine Renaissance. Grund dafür sei die hohe Nachfrage nach Wohnraum und der Mangel an bezahlbaren Wohnungen.
Immobilieneigentümer und auch Mieter in Deutschland wüssten die Vorteile der Wohnungen zu schätzen, so die TAG. Dies unter anderem, da gerade die standardisierte Bauweise eine Modernisierung mit individuellen Konzepten ermögliche.
„Die ,Platte‘ ist bei unseren Mietern sehr beliebt und die Nachfrage groß“, erklärt Claudia Hoyer, Vorstand der TAG Immobilien AG und zuständig für das Immobilienmanagement. Am Standort Erfurt beispielsweise verzeichne das Unternehmen bei den Plattenbauten einen Leerstand von lediglich 2,5 Prozent. Hinzu komme die hohe Verweildauer der Mieter.
Bezahlbare Wohnungen
Anlass für die Rückkehr der Platte sei auch der boomende Wohnungsmarkt. Experten zufolge fehlen hierzulande etwa 950.000 Wohnungen. „Wenn man über Neubau mit bezahlbarem Wohnraum nachdenkt, kommt man an der seriellen Bauweise nur schwer vorbei“, erklärt Hoyer.
Alles, was individuell gebaut werde, könnten sich Durchschnittsverdiener gerade in Städten mit höheren Mieten kaum noch leisten. Hoyer: „Wir erleben gerade eine Rückkehr der Platte – angepasst an die Bedürfnisse von heute mit dem Wunsch nach größeren Wohnungen.“
Plattenbauten nehmen 38 Prozent des TAG-Bestandes ein. Das entspreche 32.000 Wohneinheiten, größtenteils in Ostdeutschland. Weil es sich dabei um einen standardisierten Bautyp handelt, seien Modernisierungen, Umbauten und Instandhaltungen sowohl finanziell als auch zeitlich mit einem vergleichsweise geringen Aufwand verbunden. Ein einmal erarbeitetes Konzept, etwa von Grundrissänderungen, sei auf jeden Standort übertragbar.
Anpassung an heutige Wohnbedürfnisse
So gestalte die TAG beispielsweise kleine Drei-Raum-Wohnungen in großzügiger geschnittene Zwei-Raum-Wohnungen um oder lege zwei Einheiten zusammen – mit einem offenen Wohn- und Küchenbereich. Innenliegende Bäder werden verlegt und bekommen ein Fenster.
Zu vertretbaren Kosten sei dies nur bei Plattenbauten möglich. Hinzu komme ein weiterer Vorteil: Im Gegensatz zu anderen älteren Wohnimmobilien seien die Häuser häufiger mit Fahrstuhl sowie Balkon ausgestattet und bestens in das Umfeld eingebunden, durch die Nähe zu Kindergärten, Schulen, Einkaufsmöglichkeiten und medizinischer Versorgung und die Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr.
„Der schlechte Ruf der Platte ist überwunden“, so Hoyer. Den Menschen sei heute wichtiger, in welches Viertel sie zögen als die Frage, ob sich ihre Wohnung in einer Platte oder einem konventionellen Bau befinde. „Und wenn die neue Bleibe dann auch noch in einem guten Zustand ist, einen guten Grundriss und einen Balkon hat, dann sind das klare Vorteile eines Plattenbaus, die mittlerweile von vielen Mietern erkannt werden“, betont Hoyer. (bk)
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