„Commerzbank-Ausstieg lässt Domino-Effekt befürchten“

Der Rückzug der Commerzbank aus der Schiffsfinanzierung hat in der Branche hohe Wellen geschlagen. Die Initiatoren fürchten um die Finanzierung ihrer Schiffsfonds, die sich bereits seit geraumer Zeit in stürmischen Gewässern befinden. Mit Spannung wird nun erwartet, ob und inwieweit die Großbank die bestehenden Kreditverträge verlängern wird.

Jürgen Salamon, geschäftsführender Gesellschafter der Dortmunder Dr. Peters Group, befürchtet durch den Rückzug der Commerzbank aus der Schiffsfinanzierung „erhebliche negative Folgen für den Schifffahrtsstandort Deutschland“.

Jürgen Salamon, geschäftsführender Gesellschafter der Dr. Peters Gruppe
Jürgen Salamon, geschäftsführender Gesellschafter der Dr. Peters Group

Im Hinblick auf die Stress-Tests im Bankensektor und den damit verbunden Regulierungsanforderungen sei ein Handlungsbedarf des Kreditinstituts zwar verständlich. Nicht zuletzt vor dem Hintergrund, dass sich die Schifffahrtsmärkte bereits seit 2008 in schwierigem Fahrwasser befinden. „Andererseits fehlt mir das Verständnis dafür, dass sich gerade die Commerzbank als teilverstaatlichtes Unternehmen aus der Schiffsfinanzierung zurück zieht. Denn es ist bisher der politische Wille Deutschlands, den deutschen maritimen Standort zu halten, zu fördern und zu stärken“, so Salamon, der zudem befürchtet, dass die geplante Auflösung des Bereichs Schiffsfinanzierung das Know-how verloren geht.

Nachdem die Dresdner Bank und die Deutsche Schiffsbank auf die Commerzbank verschmolzen wurden, ist das Kreditinstitut nach der HSH Nordbank der zweitgrößte Schiffsfinanzierer in Deutschland geworden.

Durch die jüngst getroffene Entscheidung des Vorstandsgremiums, sich aus dem Geschäft zurückzuziehen, wachse die Gefahr von Dominoeffekten, so die Auffassung in der Dortmunder Dr. Peters Group, die zu den führenden Schiffsfonds-Initiatoren Deutschlands zählt. Bisher habe man mit der Bank konstruktiv zusammengearbeitet. Unternehmenschef Salaomon appeliert an die Verantwortung aller Schiffsfanzierer und betont: „Wir wissen alle, dass es ohne die Schifffahrt nicht geht und der Welthandel wachsen wird. In einigen Jahren werden wir auch in der Schifffahrt wieder gute Zeiten sehen. Es gilt also die charterratenschwache Zeit zu überbrücken,“ so Salamon.

„Es wird nun ganz wesentlich sein, wie die Commerzbank in Zukunft bei bestehenden Kreditverträgen agieren wird. Es würde der deutschen Schifffahrt massiv schaden, wenn Kreditverträge nicht verlängert würden. Geschieht dies und macht bei weiteren Banken Schule, würden Reedereien verstärkt in die Insolvenz getrieben und der deutsche maritime Standort einen nachhaltigen Schaden nehmen. Denn im Gegensatz dazu stellen zurzeit asiatische Staaten umfangreiche Mittel zur Stärkungen ihrer maritimen Standorte zur Verfügung. Entsprechend würde eine Verschiebung der bedeutenden Schifffahrtsstandorte nach Asien stattfinden“, befürchtet Salamon. (af)

Foto: Dr. Peters Group

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