Der Ausfall von Großveranstaltungen und die Schließung von Betrieben haben dem Rückversicherer Munich Re in der Corona-Krise wie erwartet einen weiteren Gewinneinbruch eingebrockt. Zugleich ziehen jedoch die Preise im Rückversicherungsgeschäft merklich an.
Und damit auch die Prämieneinnahmen im laufenden Jahr, wie der Dax-Konzern in München mitteilte.
Die Corona-Krise biete auch Gelegenheiten, verdeutlichte Konzernchef Joachim Wenning. Für eine neue Gewinnprognose sei die Lage aber noch zu unsicher. An der Börse kamen die Nachrichten schlecht an.
Börsianer und Analysten zeigten sich von der Solvabilitätsquote enttäuscht, einer wichtigen Kennzahl für die Eigenmittelausstattung des Versicherers. Mit 211 Prozent lag sie Ende Juni leicht unter dem Wert von Ende März. Laut Analyst Thorsten Wenzel von der DZ Bank war am Markt eine Verbesserung auf 223 Prozent erwartet worden.
Die Munich Re wittert in der Krise allerdings zusätzliche Geschäftschancen. Die Beitragseinnahmen dürften in diesem Jahr mit 54 Milliarden Euro rund zwei Milliarden höher ausfallen als bisher gedacht, sagte Wenning.
Im ersten Halbjahr war der Effekt bereits deutlich sichtbar. Im Rückversicherungsgeschäft stiegen die Beitragseinnahmen um mehr als 13 Prozent auf 18 Milliarden Euro. In der Erstversicherung bei der Düsseldorfer Tochter Ergo ging es mit leicht gesunkenen Beitragseinnahmen in die andere Richtung.
Doch ist die Rückversicherung das größere Geschäftsfeld, und Wenning geht davon aus, dass Preisanstieg und Beitragswachstum sich nach der Vertragserneuerungsrunde im Juli fortsetzen werden: „Wir sind überzeugt, das wird in den nächsten Quartalen anhalten.“ Die Munich Re hatte in den vergangenen Jahren lange mit stetig sinkenden Preisen auf dem Rückversicherungsmarkt zu kämpfen. Dies hatte die Gewinne mehrere Jahre hintereinander sinken lassen.
Derzeit übersteigen ohnehin die coronabedingten Kosten den Einnahmezuwachs: Im ersten Halbjahr schrumpfte der Nettogewinn im Vergleich zum Vorjahr um mehr als die Hälfte auf 800 Millionen Euro. Wenning und Finanzvorstand Christoph Jurecka bezifferten die Kosten der Krise für das Unternehmen auf bislang 1,5 Milliarden Euro.
Das zweite Quartal sah aber besser aus als das erste: Der Gewinn sank mit einem Minus von knapp 42 Prozent auf 580 Millionen Euro weniger kräftig, wenn auch stärker als vom Konzern vorab mitgeteilt. Die Beitragseinnahmen in der Rückversicherung legten im Vorjahresvergleich um fast 17 Prozent auf 8,8 Milliarden Euro zu.
Sein ursprüngliches Gewinnziel von 2,8 Milliarden Euro hatte der Vorstand wegen der Auswirkungen des Virus auf das Geschäft und die Weltwirtschaft Ende März zurückgezogen. Der weitere Verlauf der Pandemie sei „hochgradig offen“, sagte Finanzchef Jurecka.
Auf der anderen Seite blieb die Munich Re bisher von Naturkatastrophen weitgehend verschont. Die Schäden im ersten Halbjahr lagen weit unter dem üblichen Schnitt. Allerdings geht das Unternehmen davon aus, dass die große Explosion in Beirut Schadenzahlungen nach sich ziehen wird, wenn auch deren Höhe noch unklar ist. Und der Höhepunkt der Hurrikansaison im Nordatlantik steht noch bevor.
In der Lebens- und Kranken-Rückversicherung brach der Quartalsgewinn auch wegen der coronabedingter Todesfälle deutlich ein. Der Bereich könne sein Gewinnziel in diesem Jahr daher nicht mehr erreichen, hieß es. (dpa-AFX)
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