Die Bundesregierung hat die Beteiligung der chinesischen Staatsreederei Cosco an einem wichtigen Terminal im Hamburger Hafen auf den letzten Drücker mit deutlichen Einschränkungen versehen. Cosco darf nur einen Anteil von unter 25 Prozent erwerben, um wichtige Geschäftsentscheidungen nicht blockieren zu können. Zudem darf sich das Unternehmen auch nicht auf anderem Weg vertraglich Mitbestimmungsrechte sichern. Das ist konsequent, denn bei dem modernen Containerterminal Tollerort handelt es sich um einen zwar nur kleinen, aber relevanten Teil deutscher kritischer Infrastruktur. Ohne die Kabinettsentscheidung wäre die Frist zur Einschränkung oder Untersagung Ende des Monats tatenlos ausgelaufen. Deshalb kommt die Entscheidung zwar auf den letzten Drücker, ist aber richtig.
Kompromiss vernünftige Lösung
Es war im Vorfeld schon sehr verwunderlich, dass alle zuständigen Ministerien die ursprünglich geplante größere Beteiligung Coscos kritisch sahen, das Kanzleramt sie aber trotzdem durchwinken wollte – wohl auch um es sich mit China kurz vor der Kanzlerreise nicht zu verderben. Daher ist es gutzuheißen, dass das Kanzleramt letztlich eingeknickt ist und dieser vernünftige Weg gefunden wurde. Mit den Einschränkungen handelt es sich um eine rein finanzielle Beteiligung, gegen die grundsätzlich nichts einzuwenden ist. Zudem darf Cosco keinen Zugang zu sensiblen Daten der Hafengeschäfte bekommen.
Abhängigkeit von China politisches Risiko
Schließlich wirft die ganze Sache ein problematisches Licht auf die großen Abhängigkeiten einzelner deutscher Firmen von China. Nach Medienrecherchen hat die chinesische Botschaft in Berlin offenbar Druck ausgeübt auf einzelne Firmen, sich bei der Politik für die Cosco-Übernahme einzusetzen. China scheut nicht davor zurück, Abhängigkeiten politisch zu instrumentalisieren.
Handelsdefizit stark gewachsen
Diese Abhängigkeiten werden immer mehr zu einem politischen Risiko, weil eine militärische Invasion Taiwans durch China wahrscheinlicher geworden ist. Zwar weiß niemand genau, ob und wann sie stattfindet. Aber jetzt ist die Zeit, sich auf ein solches Szenario vorzubereiten. Kritische Rohstoffabhängigkeiten mit Hochdruck abzubauen, gehört ganz oben auf die Agenda. Und es darf nicht so kommen, dass am Ende Steuerzahlergelder nötig werden, um Firmen zu retten, die ihre großen Abhängigkeiten hätten besser managen zu können.
Autor Jürgen Matthes ist Leiter des Clusters Globale und Regionale Märkte beim Institut der deutschen Wirtschaft.