Doch nun wachsen unter Investoren die Sorgen vor neuen Belastungen der Konjunktur. Sollte es im Handelskonflikt mit den USA zu einer vollen Zollbelastung aller chinesischer Waren kommen, könnte das China rund 1,5 Prozentpunkte Wirtschaftswachstum kosten. Da das asiatische Land Wachstumstreiber der weltweiten Wirtschaft ist, würde ein solcher Einbruch auch auf die globale Konjunktur durchschlagen.
China stünde einem solchen Einbruch allerdings nicht machtlos gegenüber, sondern könnte notfalls geld- und fiskalpolitisch gegensteuern. Auch wenn die chinesische Regierung ihre Mittel vorsichtiger einsetzt als in der Vergangenheit: Das Erreichen der Wachstumsziele hat für Peking hohe Priorität.
Trotz allem: Positive Konjunktursignale
Obwohl der Handelskonflikt derzeit die Wahrnehmung zahlreicher Investoren zu bestimmen scheint, sollten positive konjunkturelle Entwicklungen nicht ausgeblendet werden. So hat sich das US-Konsumentenvertrauen von der Schwäche zum Jahreswechsel erholt.
Selbst in der Eurozone, die der globalen Entwicklung meist hinterherhinkt, übertraf das Wachstum im ersten Quartal die Erwartungen – allerdings auf einem mittlerweile recht niedrigen Niveau. Immerhin ist Italien trotz weiterhin ungünstigster Voraussetzungen nicht weiter geschrumpft und auch Deutschland ist wieder zurück auf den Wachstumspfad. Hierzulande hat die Wirtschaft im ersten Quartal um 0,4 Prozent zugelegt.
Ein Blick auf die Fundamentaldaten bietet daher ein eigentlich zuversichtlich stimmendes Bild. Die globale Wirtschaft befindet sich auf einem guten, geradezu nachhaltigen Erholungskurs. Dafür spricht auch der aktuelle Kurs der US-Notenbank, bei der die Bremswirkung einer restriktiveren Geldpolitik wegfällt.
Die veränderte Politik der US-Notenbank FED ist dabei nicht nur eine Reaktion auf die schwächeren makroökonomischen Daten der Vergangenheit. Größere Sorgen bereitet den US-Währungshütern zudem die verhaltene Inflationsdynamik – die zuletzt mit 1,6 Prozent wieder auffällig niedrig ausgefallene Kerninflation spricht für sich.
Kurzfristig vorsichtig positionieren?
Um die trotz Vollbeschäftigung immer noch fehlende Inflationsphantasie zu wecken, hat die FED signalisiert, dass sie auch eine längere Phase das Ziel überschreitender Inflationszahlen akzeptieren würde.
Um sich geldpolitisch wieder stärker zu engagieren, bräuchte es demnach ein deutlich höheres Wachstum als gegenwärtig zu erwarten ist. Das Bild, das sich Anlegern derzeit bietet, ist daher uneinheitlich. Die grundlegenden Fundamentaldaten für die wichtigsten Volkswirtschaften sehen weiterhin gut aus.
Daher sprechen auch die langfristigen Aussichten weiterhin für Aktien. Dieser langfristigen Zuversicht steht jedoch die kurzfristige Dynamik eines chinesisch-amerikanischen Handelskonfliktes entgegen, der eine eher vorsichtigere Positionierung nahelegt.