Schokolade, Burger, Duschgel – bei der Kreation neuer Produkte ist zunehmend die Kundenmeinung gefragt. Vor allem die Konsumgüterindustrie macht von virtuellen Mitmachgesellschaften regen Gebrauch. Ist die Auslagerung der Ideenentwicklung an Kunden auch ein Thema für Finanzdienstleister?
Text: Katja Schuld
Finanzdienstleister müssen sich ständig mit der Entwicklung neuer Versicherungen, Fonds und Services auseinandersetzen. Durch den Innovationsdruck, sich am Markt beweisen zu müssen, stellt sich die Frage, ob es möglich ist, Kunden als externe oder Mitarbeiter als interne Lieferanten von Produkten einzusetzen.
Was in der Konsumgüterindustrie schon seit Längerem gang und gäbe ist, kann durchaus auch eine Option für Versicherer, Vertriebe und Banken sein, wie drei Beispiele aus der Branche exemplarisch zeigen. Doch zunächst: Was ist Crowdsourcing überhaupt und welche Vor- und Nachteile bietet es?
Der Begriff wurde 2006 erstmals von Jeff Howe, Mitherausgeber der US-amerikanischen Computerzeitschrift „Wired Magazin“, zur Diskussion gestellt. Er definiert Crowdsourcing – eine Zusammensetzung aus „Crowd“, der Menschenmenge, und „Outsourcing“, das Auslagern von Arbeit – als Auslagern von Unternehmensaufgaben auf die Arbeitskraft und die Intelligenz, die eine große Masse Freizeitarbeiter im Internet zur Verfügung stellt.
Das Phänomen an sich ist nicht neu. Zuvor gab es bereits Begriffe wie Open Innovation, interaktive Wertschöpfung, Schwarmintelligenz oder kollektive Intelligenz, die alle eine Idee in sich vereinen, nämlich Gruppen der Einzelperson vorzuziehen. Ein klassisches Beispiel ist die Online-Enzyklopädie Wikipedia, auf der seit 2001 Nutzer ihr Wissen miteinander teilen können.
Im Unternehmenskontext hat sich ein Begriffsverständnis dahingehend durchgesetzt, dass Mitarbeiter, Kunden und Partner in die Wertschöpfungskette aktiv einbezogen werden. Das heißt, Crowdsourcing lässt sich extern zur Generierung neuer Geschäfts- und Marketingideen sowie intern für das Wissensmanagement einsetzen. Außerdem ist es eng mit dem Mitmachnetz Web 2.0 verknüpft. Über soziale Netzwerke oder Plattformen können Kunden, Vertriebspartner und Unternehmen zusammenfinden.