Crowdsourcing: Frische Ideen von Kunden

„Durch Offenheit, Dialog und Crowdsourcing gewinnen Unternehmen neue Optimierungsvorschläge und Anregungen für Innovationen. Kunden können eine kreative Fundgrube sein, wenn es um Produktinnovationen geht. Sie können Ihnen Verbesserungen zur Optimierung zeigen“, sagt Claudia Hilker, Autorin mehrerer Bücher zum Thema Social Media und Inhaberin einer PR-Agentur in Düsseldorf.

Für die Lösung reicht eine Idee

Welche Vor- und Nachteile bringt die Nutzung von Crowdsourcing? Das Unternehmen zahlt, wenn überhaupt, nur für die Lösung und bildet damit den Gegensatz zum Outsourcing. Dabei besteht die Chance, ein Produkt genau nach den Wünschen der Kunden entwickeln zu lassen und die Wünsche der jeweiligen Zielgruppe besser kennenzulernen. Darüber hinaus ist es als Instrument der Markenbindung durch Mitspracherecht einsetzbar.

Letztlich wird darauf gesetzt, dass zumindest einer eine entscheidende Idee hat. „Das Gesetz der großen Zahl wirkt hier sehr stark. Die meisten Inputs sind wertlos oder nur als Kommentar und Bestätigung zu verwenden“, bestätigt Oliver Gassmann, Professor für Innovationsmanagement an der Universität St. Gallen in der Schweiz, der 2010 ein Buch zum Thema Crowdsourcing herausgegeben hat. Fünf bis zehn Prozent aller Inputs seien im Durchschnitt so wertig, dass sie in der Evaluierung weiterverfolgt werden sollten, so Gassmann. „Am Ende reicht für die Lösung eines Problems jedoch eine gute Idee, welche umgesetzt wird.“

Trotzdem gibt es auch kritische Stimmen, die befürchten, dass durch Crowdsourcing Arbeitsplätze vernichtet werden könnten, wenn nicht mehr eigene Mitarbeiter die Innovationen vorantreiben, sondern Externe Ideen entwickeln. Außerdem fühlten sich Kunden ausgebeutet und würden nicht angemessen entlohnt. Gerade Letzteres ist wichtig. „Das zeigt, dass die Ideenvorschläge ernst genommen und gewünscht werden, auch wenn nur wenige Teilnehmer ihre Motivation ausschließlich daraus ziehen“, sagt Axel Liebetrau, Unternehmensberater und Experte für Innovations- und Zukunftsmanagement.

Seiner Einschätzung nach beruht die Bereitschaft, an einem Ideenwettbewerb teilzunehmen, auf der Möglichkeit zur persönlichen Erfüllung. „Der wichtigste Beweggrund ist und bleibt der Spaß und die Freude am gemeinsamen, spielerischen Arbeiten“, betont er. Langweilige Fragestellungen oder die umständliche und zeitraubende Teilnahme sollten daher unbedingt vermieden werden.

Projekte intensiv planen

Ein Crowdsourcing-Projekt auf den Weg zu bringen, erfordert eine intensive Planungsphase. Zunächst muss geklärt werden, ob die Einbeziehung von Nutzern überhaupt sinnvoll ist. Erst danach wird ein Konzept mit Zielvorgaben erstellt und geschaut, wie Nutzer eingebunden werden sollen. Von Anfang bis Ende muss ein solches Projekt betreut werden. Es darf dabei nie der Eindruck entstehen, dass ein Unternehmen sich das Honorar für eine Agentur sparen will und deshalb die Arbeit an eine Crowd auslagert.

Gassmann von der Universität St. Gallen unterscheidet fünf Arten von Crowdsourcing. Erstens: intermediäre Plattformen. Diese sind Bindeglied zwischen Fragestellern und Problemlösern. Für erfolgreiche Lösungen und Designs sowie das Erstellen oder Übersetzen von Inhalten werden Preise und Honorare bezahlt. Zweitens: das Modell „gemeinsam eine freie Lösung“. Hier werden der Allgemeinheit kostenlos Leistungen zur Verfügung gestellt, Beispiele sind Wikipedia oder Open-Source-Software.

Seite 3: Welche Projekte es bereits in der Finanzbranche gibt

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