Crowdsourcing: Frische Ideen von Kunden

Göbel von Cosmos Direkt sieht indes kein Problem in einer geschlossenen Community: „Die Authentifizierung ist Transparenz in Reinform für alle Beteiligte. Dabei nehmen wir keine Selektion vor, sondern konzentrieren uns auf unsere Moderatorenfunktion und die Einhaltung der rechtlichen Rahmenbedingungen.“

Ergo begründet die Registrierung damit, dass man ernst gemeinte Beiträge und Feedbacks haben möchte. „Hier grenzen wir uns deutlich von einfachen Social-Media-Aktivitäten ab. Für Teilnehmer ist die Plattform uneingeschränkt transparent“, sagt Marketingleiter Fabry.

Dass dies ein Ablenkungsmanöver aufgrund der aktuellen Vorwürfe wegen der Sexreise nach Budapest oder zu hohen Verwaltungsgebühren bei der Riester-Rente sei, weist er von sich: „Die Plattform gab es bereits vor den aktuell diskutierten Vorwürfen und es wird sie auch in Zukunft geben. Wir nehmen das Thema Transparenz sehr ernst und sind davon überzeugt, dass die Plattform beim Management von Erwartungen und bei der Beantwortung von offenen Fragen sehr hilfreich ist.“

Das Potenzial, über Crowdsourcing-Plattformen motivierte Kunden zu finden, die sich am Wertschöpfungsprozess eines Unternehmens beteiligen, sei es Produkt- oder Weiterentwicklung von Services, ist gegeben und noch lange nicht ausgeschöpft. Die Vernetzung ermöglicht Unternehmen, schnell und unkompliziert mit ihren Kunden in Kontakt zu treten. „Crowdsourcing begeistert Kunden, Partner und Mitarbeiter und setzt Wandel in Gang. Neues entsteht schon dadurch, dass Altes mit neuen Augen betrachtet wird“, sagt Zukunftsexperte Liebetrau.

Die Finanzdienstleistungsbranche sollte sich seiner Meinung nach mit dem Phänomen genauer auseinandersetzen und sich nicht pauschal dafür oder dagegen entscheiden. „Crowdsourcing ist von großem Nutzen für die gesamte Dienstleistungsbranche. Einige Großbanken, welche wir begleitet haben, haben die Methodik für die Produktentwicklung im eigenen Unternehmen eingesetzt. Wichtig ist, dass die Ziele klar definiert sind, das zu lösende Problem präzise adressiert wird und die richtige Plattformstrategie ausgewählt wird“, fügt Gassmann von der Universität St. Gallen hinzu.

Außenpräsenz notwendig

Crowdsourcing ist jedoch nicht nur ein Kommunikationsinstrument für große Firmen. Auch kleine und mittlere Unternehmen können davon profitieren, da sie dadurch die Möglichkeit haben, Projekte zu starten, die ansonsten beispielsweise aufgrund finanzieller Ressourcen nicht umsetzbar sind. „Grundsätzlich sollte jedoch zunächst eine starke Online-Präsenz aufgebaut werden, bevor Social Media eingesetzt wird“, rät Hilker.

Viele Finanzdienstleister machten kein Marketing, sondern verlassen sich immer noch auf das der großen Gesellschaften, sie haben einen großen Bestand, oder sie lebten rein vom Empfehlungsmarketing. Doch sich nur auf ein Standbein zu verlassen sei riskant, warnt sie. Unternehmen müssen erkennen, dass sie Außenpräsentation benötigen – sei es über Marketing, klassische Öffentlichkeitsarbeit oder das Internet. Crowdsourcing ist dabei eben eine Möglichkeit von vielen.

Foto: Shutterstock

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