Ebenso schwierig wie die Abschätzung von Domino-Effekten ist die Frage, was eigentlich versichert werden kann. „Das Einfachste ist die Versicherung der IT-Infrastruktur des Kunden vor Ort“, sagt Munich-Re-Vorstand Höpke.
„Die nächste Komplexitätsstufe könnte sein, dass Kundendaten nach außen geraten. Die übernächste Komplexitätsstufe könnte sein, dass nicht nur Daten verloren gehen oder in falsche Hände geraten, sondern dass ein Sachschaden entsteht – etwa eine computergesteuerte Produktionsanlage Feuer fängt.“ Und wenn es in die indirekten Schäden gehe, werde es wirklich kompliziert. „Diese Risiken sind noch mal schwieriger zu erkennen und zu bewerten als in der Welt der Sachschäden.“
Viele Schäden durch Nachlässigkeiten
In vielen Unternehmen fehlt es offenbar an Vorsorge: „Es ist erstaunlich, wie viele – auch schwere – Schäden immer noch durch vermeintlich simple Nachlässigkeiten entstehen“, sagt Höpke. „Ganz simple Sachen wie zu einfache Administratoren-Kennwörter, so dass ein Angreifer von außen nicht nur einen E-Mail-Account knackt, sondern sich Zugriff auf ein ganzes Firmennetzwerk verschafft.“
Weiteres Erschwernis: In der Cyber-Versicherung liefert die Vergangenheit keine zuverlässigen Indizien für die Wahrscheinlichkeit eines Schadens. Das ist anders als bei Bränden oder Autounfällen: Auf Grundlage historischer Daten lässt sich ziemlich genau vorhersagen, wie wahrscheinlich und wie hoch die Schäden in der Zukunft sein werden. Bei Cyber müssen Risiken dagegen mit aufwändigen Modellrechnungen simuliert werden.
Gefühl der Bedrohung nimmt zu
Als warnende Stimme in Sachen Cyber-Risiken ist der Schweizer Rückversicherer Swiss Re bekannt. Dessen Chef Christian Mumenthaler erklärte im September, Cyber-Risiken seien „wahrscheinlich nicht versicherbar“, wie das Online-Branchenportal „Reinsurance News“ berichtete.
Doch bei den Kunden der Versicherer nimmt das Gefühl der Bedrohung zu: „Das Thema Cyber ist aber nach unserem Risiko-Barometer inzwischen weltweit auf Platz drei der Geschäftsrisiken, in Deutschland sogar auf dem ersten Platz“, sagt Allianz-Manager Berger. (dpa-AFX)
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