Laut BKA-Analyse nimmt die Bedeutung der Cyberkriminalität weiter zu. Die Entwicklung sei Ausdruck der fortschreitenden Verlagerung von Kriminalität in den digitalen Raum. Forciert werde der Prozess durch die zunehmende Verzahnung internationaler Lieferketten sowie die weiter beschleunigte Digitalisierung. Die Corona-Pandemie sei ein Treiber gewesen. Dies schaffe eine Vielzahl neuer Tatgelegenheiten für Cyberkriminelle, heißt in der Analyse weiter.
Die Aufklärungsquote liegt mit 29,3 Prozent auf einem niedrigen Niveau. Gründe hierfür sind unter anderem die verstärkte Anonymisierung im Netz. Zudem wird die Ermittlung erschwert, weil vielfach die Täter im Ausland sitzen. Hinzu kommt, dass Straftaten von Betroffenen nur selten angezeigt werden. Insofern ist laut BKA die Dunkelziffer hier sehr hoch.
Setzt Russlands seinen Krieg im Netz fort?
Insbesondere der Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine und dabei eingesetzte hybride Angriffsformen sowie Aktivitäten beteiligter Cyberakteure zeigen die hohe Bandbreite von Cyberangriffen auf. Das BKA befürchtet, dass die Attacken über die unmittelbaren Konfliktparteien hinaus ausgedehnt werden könnten. Diese Entwicklungen haben das Potenzial, als weiterer Katalysator für Cybercrime zu dienen, befürchtet das BKA.
Cybercrime gehört weiter zu den Phänomenbereichen mit dem höchsten Schadenspotenzial in Deutschland. Die durch den Branchenverband Bitkom errechneten Cybercrime-Schäden in Deutschland beliefen sich laut Wirtschaftsschutzbericht 2021 auf 223,5 Milliarden Euro jährlich und sind damit mehr als doppelt so hoch wie noch 2019. Alleine im Bereich Ransomware hat sich der jährliche Schaden mit 24,3 Milliarden Euro seit der letzten Befragung fast verfünffacht.
223 Milliarden Euro Schäden durch Cybercrime
„Das Bundeslagebild zeigt, dass die Bedrohungslage durch Cybercrime weiterhin sehr hoch ist. Neben den rein monetären Schäden beeinträchtigten Ransomware-Angriffe auf Unternehmen, Kritische Infrastrukturen und die
öffentliche Verwaltung oder ganze Lieferketten auch die Funktionsfähigkeit des Gemeinwesens im In- und Ausland. Insbesondere im Bereich Ransomware ist damit das Bedrohungspotential im Jahr 2021 nochmals deutlich angestiegen“, sagte BKA-Vizepräsidentin Martina Link.
Auch bei DDoS-Angriffen war im Jahr 2021 erneut ein qualitativer und quantitativer Zuwachs zu verzeichnen. Insbesondere ihre Komplexität nimmt weiter zu. DDoS zielt darauf ab, Webpräsenzen, Server und Netzwerke zu überlasten und so eine Nichterreichbarkeit der Dienste herbeizuführen. Von dieser Art von Cyberangriffen waren eine Vielzahl verschiedener Branchen betroffen. Neben Finanzdienstleistern, Hosting-Anbietern, Lern- und Impfportalen standen im letzten Jahr auch öffentliche Einrichtungen und – primär in der Vorweihnachtszeit – der E-Commerce im Fokus.
Täter immer professioneller
Das Jahr 2021 verdeutlichte insofern erneut die zunehmende Anpassungsfähigkeit der Cyberkriminellen. Sie agieren mit zunehmender Professionalität und hochgradig arbeitsteilig nach dem „Crime-as-a-Service“-Modell. Trotz geringer Aufklärungsquote sind den Ermittlungsbehörden auch im vergangenen Jahr regelmäßig bedeutende Schläge gegen die Kriminalität im Cyberraum gelungen. Prominente Beispiele seien der Takedown der Emotet-Infrastruktur, des VPN-Dienstleisters vpnlab.net oder auch des bedeutenden Darknet-Marktplatzes Hydra Market, betont das BKA.
„Letztendlich kann die Bekämpfung von Cybercrime nur gemeinsam gelingen: im Dreiklang von Gefahren abwehrenden und repressiven Maßnahmen, präventiven IT-Sicherheitsvorkehrungen und einer ausreichenden Sensibilisierung von Bürgern und Unternehmen hinsichtlich der Gefahren beziehungsweise Eintrittsvektoren durch Cybercrime“, sagt BKA-Vizepräsidentin Link abschließend.