Hiscox Cyber Readyness Report 2024: Wenn die eigenen Mitarbeiter zum Risiko werden

Gisa Kimmerle, Head of Cyber, Hiscox
Foto: Hiscox
Gisa Kimmerle, Head of Cyber bei Hiscox.

Ukraine-Krieg, Nahost-Konflikt: Die weltweiten Krisen haben Folgen für die Cybersicherheit: Die Zahl der Angriffe steigt weiter, wie eine Umfrage von Hiscox zeigt.

Die Zahl der Cyberattacken auf Unternehmen nimmt nach einer internationalen Manager-Umfrage weiter zu. Demnach meldeten über zwei Drittel (67 Prozent) der befragten 2150 Führungskräfte aus den USA, Deutschland und sechs weiteren europäischen Ländern eine gestiegene Zahl von Angriffen in den
vergangenen zwölf Monaten, wie der Spezialversicherer Hiscox in seinem neuen Cyber Readyness Report 2024 berichtet. In Deutschland fiel das Ergebnis mit 60 Prozent etwas niedriger aus.

Gefälschte Mail vom Chef – Täter manipulieren Angestellte

 „Cyberangriff“ umfasst in der Definition der Umfrage ein weites Spektrum von bösartigen Phishing-Mails über die Blockade von Firmennetzwerken durch Erpressungs-Software („Ransomware“) bis zur
Umleitung von Firmengeldern auf Hacker-Konten.

Häufigstes Einfallstor für Hacker sind demnach Schwachstellen beim Zugriff auf Cloud-Server. An zweiter Stelle der Risiken stehen bereits die eigenen Angestellten eines Unternehmens – etwa, wenn diese auf Phishing-Mails hereinfallen. Die Gefahr droht also keineswegs nur von kriminellen Hackern in fernen Ländern: 42 Prozent der Befragten betrachten demnach Mitarbeiter, Subunternehmer oder Geschäftspartner als Risiko.


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Dazu trägt „Social Engineering“ bei: „Das heißt die Manipulation von Mitarbeitern, um an sensible Unternehmensdaten zu kommen“, sagte Gisa Kimmerle, die Leiterin des Cyberversicherungsgeschäfts bei Hiscox Deutschland. Eine übliche Methode ist eine unter der Formel „fake president“ bekannte Masche: Hacker geben sich als Vorgesetzte aus und veranlassen Zahlungen auf eigene Konten.

Zahlungsmittelbetrug nimmt zu

58 Prozent der befragten Firmen meldeten durch Zahlungsmittelbetrug verursachte finanzielle Schäden, das ist laut Umfrage mittlerweile die häufigste Schadensform. Ein nach wie vor gängiges kriminelles Geschäftsmodell ist nach Worten Kimmerles aber auch die Online-Erpressung. Die Täter verschlüsseln Firmennetzwerke und fordern Lösegeld für die Freigabe.

Auf Erpressung eingehen lohnt sich nicht

„Ransomware ist immer noch eine der Top-Bedrohungen“, sagte die Managerin. Firmen, die nachgeben und zahlen, erhalten nach Worten der Versicherungsmanagerin trotzdem häufig nicht den unbeschränkten Zugriff auf ihre Systeme zurück – ganz abgesehen davon, dass diese nach einem erfolgreichen Angriff ohnehin vollständig neu installiert werden sollten. „Lösegeldzahlungen lohnen sich in den meisten Fällen nicht“, sagte Kimmerle. Hinzu kommt: Publik gewordene Cyberattacken ziehen außerdem häufig Folgeschäden nach sich: 43 Prozent der Befragten sagten, dass sie anschließend Kunden verloren hätten.

Hohe Kosten, lange Betriebsunterbrechungen

Die Kosten der Angriffe variieren so stark wie die Arten der Angriffe selbst: 52 Prozent der angegriffenen Unternehmen verzeichnete Folgekosten von unter 100.000 Euro; gleichzeitig erlitt laut Hiscox ein Viertel der Firmen Gesamtschäden von über 500.000 Euro. Neben finanziellen Schäden belastet die Unternehmen aber auch besonders die Dauer, bis der Zustand vor dem Angriff wieder hergestellt werden kann. Dies kann in vielen Fällen Wochen dauern: 26 Prozent der Befragten gab an, dass sie Betriebsunterbrechungen von zwei bis vier Wochen verkraften mussten. Bei 30 Prozent dauerte der Prozess sogar ein bis drei Monate, bei sieben Prozent noch länger.

Die Londoner Unternehmensberatung Man Bites Dog befragte im September im Auftrag des Versicherers leitende Angestellte und IT-Manager, davon 400 in den USA sowie jeweils 250 weitere in
Deutschland, Großbritannien, Frankreich, Spanien, Belgien, den Niederlanden und Irland. Drei Viertel der befragten Unternehmen waren kleine Firmen und Mittelständler mit bis zu 1.000 Mitarbeitern, ein Viertel größere Unternehmen. (dpa-AFX/eigene Recherchen)

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