EXKLUSIV: Warum Cyberversicherungen ein lukrativer Markt sind

Bei den Kernleistungen der Cyberversicherung folgen viele Cyberversicherer inzwischen den Richtlinien des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV), was zu einer Standardisierung führen und die Unterschiede zwischen den Anbietern geringhalten soll. Allerdings bestehen weiterhin Unterschiede, vor allem im Hinblick auf die Serviceleistungen im Schadenfall. Hierzu zählen unter anderem das Angebot der Dienstleister, präventive Maßnahmen, Krisenmanagement und die Abdeckung von Betriebsunterbrechungen, so Schönteich.

Nach Aussage von Sören Brokamp, Leiter Produktmanagement und Underwriting Cyber bei der HDI Versicherung entwickelt sich die Nachfrage nach Cyberversicherungen derzeit rasant. „Der Cyberversicherungsmarkt ist weiterhin der größte Wachstumsmarkt mit den höchsten Wachstumsraten im Versicherungsgeschäft. Viele Anbieter wachsen weiterhin mit bis zu 50 Prozent“, erklärt der Experte. Zudem zeige sich die Attraktivität des Marktes auch darin, dass immer noch neue Anbieter in den noch kleinen Markt einträten.

Sören Brokamp, Leiter Produktmanagement und Underwriting Cyber, HDI/Foto: HDI

„In unserer aktuellen Cyberstudie zeigt sich außerdem, dass 2023 die Vorbehalte gegenüber eine Cyberversicherung abgenommen haben“, so Brokamp. Fonds Finanz-Geschäftsführerin Schönteich sieht die rasch steigenden Cyberbedrohungen und der kontinuierlichen Verfeinerung von Angriffsmethoden der Hacker dien zentralen Gründe für den enorme Dynamik im Markt. Dabei verschiebe sich der Fokus der Firmen zunehmend auf präventive Strategien, um potenzielle Schäden von vornherein zu verhindern oder Gefahren zumindest signifikant zu reduzieren, sagt Schönteich.

Es mangelt immer noch an der Expertise

Ein zentrales Problem ist, dass die potenziellen Cyberversicherungskunden im größten Wachstumsmarkt mit den höchsten Wachstumsraten auf einen Vertrieb treffen, der laut Vertriebsexpertin Schönteich wenig Erfahrung im Bereich der Cyberversicherungen hat. Das führe zu einer gewissen Zurückhaltung auf Seiten vieler Versicherungsmakler, sich mit der technischen Komplexität des Versicherungszweiges auseinanderzusetzen.

„Auch wenn der Markt eine zunehmende Reife gewinnt, steht immer noch der Know-how-Aufbau und das vertriebliche Verständnis für das Produkt im Vordergrund“, bestätigt auch HDI-Mann Brokamp. Gerade die Einwandbehandlung und das Verstehen komplexer Themen wie Cloud oder KI seien immer noch wichtig. „An der aktuellen Marktdurchdringung sehe man, dass immer noch viel Unternehmen die Cyberversicherung nicht als Standard ansehen. Das halten wir vor dem Hintergrund möglicher existenzbedrohender Schäden für einen gefährlichen Trugschluss“, betont der Cyberunderwriter von HDI.

„Der Cyberversicherungsmarkt ist weiterhin der größte Wachstumsmarkt mit den höchsten Wachstumsraten im Versicherungsgeschäft. Viele Anbieter wachsen weiterhin mit bis zu 50 Prozent.“

Sören Brokamp, HDI

Doch worauf sollte bei einer guten Cyberversicherung geachtet werden? „In der Beratungspraxis zeichnen wir gerne ein Dreieck zwischen Preis, Leistung und Risikofragen in dem der Versicherungsschutz optimiert werden kann“, erklärt Cyberexperte Sieverding. Am einfachsten vergleichbar sei dabei natürlich der Preis. „Aber hier ist Vorsicht geboten, da sich die Versicherungsbedingungen und damit die Leistungen erheblich unterscheiden. Zur Veranschaulichung: Die Bedingungswerke sind zwischen 13 und 46 Seiten lang und folgen keinem einheitlichen Aufbau. Ein manueller Vergleich ist daher kaum leistbar beziehungsweise extrem mühsam und sehr zeitaufwendig“, erklärt Sieverding. Daher hat Cyberdirekt ein Rating entwickelt, dass alle führenden Angebote anhand von zwölf Kategorien und 125 Merkmalen vereinheitlicht und in einem volldigitalen Marktvergleich entsprechend gewichtet und intuitiv vergleichbar macht.

Ein manuelle Vergleich ist kaum leistbar

Als dritter Aspekt kommen die Risikofragen ins Spiel. „Cyberversicherer setzen heute noch extrem unterschiedliche Anforderungen an die IT-Mindeststandards. So kommt es vor, dass Unternehmen mit ihrem aktuellen IT-Setting problemlos bei einem Anbieter versicherbar sind, viele andere Anbieter aber ablehnen“, sagt Sieverding. Von Kunden am häufigsten nachgefragt seien die Komponenten Lösegeld, Cloud-Ausfall, sowie Diebstahl und Betrug. „Das wichtigste Asset aus meiner Sicht ist ein genauer Blick auf die Obliegenheiten, da es in Kombination mit der Gefahrerhöhung und den vorvertraglichen Risikoangaben hier zu den meisten Deckungsstreitigkeiten kommt“, lautet die abschließende Empfehlung des Cyberexperten.

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