D.i.i.-Insolvenz: War es wirklich nur die Marktschwäche?

Insolventes symbolisches Foto Insolvenzbankrott depts Geldfinanz und Wirtschaftskrise mit Briefmarken-Geschäftskonzept
PantherMedia / Markus Mainka

Gründonnerstag hatte die D.i.i. Deutsche Invest Immobilien AG überraschend mitgeteilt, für sich und Tochtergesellschaften Insolvenz beantragt zu haben und dies mit der „anhaltenden schwierigen Marktsituation“ begründet. Doch es gibt womöglich noch andere Auslöser. 

In Folge der anhaltenden schwierigen Marktsituation im Immobilienbereich und trotz intensiver Verhandlungen der Gesellschafter und Finanzierungspartner der D.i.i. Deutsche Invest Immobilien AG, konnten die notwendigen Finanzierungsgespräche zu keiner einvernehmlichen positiven Lösung gebracht werden, hieß es in der Mitteilung des Unternehmens am Donnerstag vor Ostern. 

Daraufhin habe der Vorstand für die D.i.i. Deutsche Invest Immobilien AG beim zuständigen Amtsgericht einen Antrag auf Eröffnung eines Regelinsolvenzverfahrens gestellt. Darüber hinaus seien Insolvenzanträge für weitere operative Tochtergesellschaften der Gruppe gestellt worden. Die D.i.i. sei wie viele andere Immobilienunternehmen und Projektentwickler im aktuellen Marktumfeld in die Krise geraten, was zu Liquiditätsproblemen geführt habe. 


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„Die Kombination aus stark gestiegenen Baukosten, politischen Planungsunsicherheiten der Fördergelder, einem nach wie vor hohen Zinsumfeld und einem weggebrochenen Transaktionsmarkt haben einerseits zu einer starken Kostenerhöhung und gestiegenem Planungsaufwand geführt und zum anderen zu einer zeitlichen Verschiebung von benötigten Umsätzen und Einnahmen“, wird Frank Wojtalewicz, Vorstandsvorsitzender der D.i.i., in der Mitteilung zitiert.

„Gespräche mit unseren Gesellschaftern und Finanzierungspartnern zur Überbrückung der Liquiditätsengpässe und mit verschiedenen Investoren sind in den letzten Wochen und Monaten sehr vielversprechend verlaufen. Die aktuellen Finanzierungsgespräche der Gesellschafter konnten in den letzten Wochen nicht erfolgreich abgeschlossen werden“, so Wojtalewicz weiter.

Doch die Marktschwäche allein war es vielleicht nicht. Das jedenfalls lässt ein Bericht des Blogs „Investmentcheck“ von Stefan Loipfinger vermuten. Dem Bericht zufolge gehören oder gehörten laut Aktionärsliste vom September 2022 Wojtalewicz sowie den Unternehmensberatern Stefan S. und Dr. Stephan G. jeweils mittelbar 33,3 Prozent der Aktien der d.i.i. Deutsche Invest Immobilien AG. 

Zwei Hauptaktionäre im März verhaftet

Brisant: Stefan S. und Dr. Stephan G. sind nach einem Bericht des „Handelsblatts“, auf den auch Loipfinger verweist, am 18. März 2024 festgenommen und am nächsten Tag dem Ermittlungsrichter vorgeführt worden. „Dieser hat den weiteren Vollzug der Untersuchungshaft angeordnet“, teilte eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft laut Handelsblatt mit. 

Es ist demnach bereits die zweite Festnahme der beiden in einem Ermittlungsverfahren wegen Betrugs. Erst Ende September hatte die Justiz S. und G. in dem Verfahren wegen Flucht- und Verdunkelungsgefahr in Untersuchungshaft genommen. Neun Tage später kamen sie jedoch auf Kaution wieder frei.

Nun wurden ihnen Verstöße gegen Kautionsauflagen vorgeworfen und die Haftbefehle wieder in Kraft gesetzt. Hintergrund der Ermittlungen ist ein mutmaßlicher Millionenbetrug bei einem bekannten Textilunternehmen, das S. und G. mittelbar gehört. Unter anderem die Stiftung Warentest hat im Oktober auf test.de ausführlich über den Fall berichtet.

Verdacht Betrug, Marktmanipulation, Anstiftung zur Untreue

Die Ermittler verdächtigen die beiden Eigentümer des Betrugs, der Marktmanipulation und der Anstiftung zur Untreue. Der Verdacht dreht sich um eine Unternehmensanleihe, für die das Textilunternehmen 13 Millionen Euro überwiegend bei Kleinanlegern eingesammelt hatte. Später wurden die Gläubiger dazu bewegt, einem Schuldenschnitt von 90 Prozent zuzustimmen.

Dabei ging es nicht mit rechten Dingen zu, so der Vorwurf. Die beiden Eigentümer haben die Vorwürfe laut Handelsblatt stets bestritten; es gilt die Unschuldsvermutung. Doch die Anschuldigungen müssen massiv sein, wenn nun erneut Untersuchungshaft angeordnet wurde.

Nun ist die Lage auf dem Immobilienmarkt derzeit ohne Zweifel alles andere als einfach. Doch gerade deshalb dürften derlei Anschuldigungen – ob berechtigt oder nicht – nicht gerade die Bereitschaft potenzieller Geldgeber beflügeln, Finanzierungsgespräche erfolgreich abzuschließen.

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