„Das deutsche Rentensystem ist nicht zu retten“

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Nach aktuellen Schätzungen steigen die Renten im Sommer 2022 um 5,2 Prozent in Westdeutschland und um 5,9 Prozent in Ostdeutschland. Auch 2023 werden die Bezüge voraussichtlich noch mal um etwa 5 Prozent erhöht. Was Grund zur Freude für viele Rentner ist, versetzt Ökonomen und junge Arbeitnehmer in Sorge.

Wer soll das bezahlen und wie lange wird das deutsche Rentensystem in dieser Form noch bestehen können? Norman Argubi, Vorstand der finanz-center AG, erklärt, warum das deutsche Rentensystem durch den demografischen Wandel zum Scheitern verurteilt ist und wie die junge Generation alternativ für das Alter vorsorgen sollte:

Norman Argubi, finanz-center AG
Foto: finanz-center AG, Norman Argubi

„Die Idee hinter dem deutschen Rentensystem ist einfach: Die Jungen zahlen Beiträge ein und die Alten beziehen von diesen ihre Rente. Früher standen viele Junge wenigen Alten gegenüber. Inzwischen hat sich die Altersstruktur allerdings umgekehrt, es gibt viele alte Menschen und zu wenige Beitragszahler. Außerdem steigt auch die Lebenserwartung: Während die Rente 1950 durchschnittlich 7 Jahre gezahlt wurde, sind es heute 18 Jahre − also 2,5-mal so lange. Allein deswegen müssten die Beiträge inzwischen 2,5-mal höher sein oder die arbeitende Bevölkerung müsste 2,5-mal länger arbeiten. Höhere Renten sind schlicht und einfach nicht mehr finanzierbar, das System belastet die arbeitende Bevölkerung immer stärker und wird in den kommenden Jahren kollabieren. Damit dies nicht passiert, wird die Rentenkasse aktuell schon massiv von Steuergeldern subventioniert. 2010 flossen beispielsweise 58,9 Milliarden Euro Steuern in die Rentenkassen, für das Jahr 2020 oder 2021 werden es zum ersten Mal 100 Milliarden Euro sein. In Angesicht dieser Tatsache zu glauben, dass es ausreiche, die Beiträge der Arbeitnehmer um einige Prozente zu erhöhen oder den Renteneintritt auf 69 Jahre festzulegen, ist illusorisch. Das Rentensystem lässt sich nicht mehr retten.

Welche Möglichkeiten bleiben den deutschen Sparern also? Wer kann, sollte dem System komplett entfliehen. Selbstständige sind beispielsweise nicht verpflichtet, in die gesetzliche Rentenversicherung einzuzahlen, sie können ihr Geld stattdessen selbst anlegen. Angestellten bietet sich diese Möglichkeit allerdings nicht. Dennoch sollten sie privat vorsorgen und sich nicht auf die staatliche Rente verlassen. Dabei gilt: Immer in Sachwerte investieren, nicht in Geld. Insbesondere Aktienfonds bieten sich an, um vom Wirtschaftswachstum zu profitieren, weil Anleger auf diesem Weg ihr Geld in verschiedene Unternehmen investieren, die weltweit das Wachstum bestimmen. Die schwedische Rentenkasse macht damit seit Jahrzehnten sehr gute Erfahrungen.“

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