In der Branche wurde bereits darauf gewartet: Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) stellt seinen Vorschlag zu einer neuen Bürgerrente vor. Eine zusätzliche private Altersvorsorge, die Menschen besser erreichen soll als die Riesterrente. Laut GDV-Präsident Norbert Rollinger ist das Neugeschäft mit Riester-Verträgen im vergangenen Jahr um 60 Prozent zurückgegangen.
Der Kern der neuen Bürgerrente ist ein standardisiertes Produkt: Auf jeden in die Bürgerrente eingezahlten Euro soll eine staatliche Förderung von 50 Cent hinzukommen. Die förderfähigen Beiträge sollen auf vier Prozent der Beitragsbemessungsgrenze der gesetzlichen Rentenversicherung begrenzt werden. „Es ist eine abgesenkte Garantie wie wir schon lange im Zusammenhang mit der Riester-Rente fordern und diese soll bei 80 Prozent liegen, da wir damit eine deutlich höhere Rendite erzielen können“, erläutert Rollinger. Um den Beratungsaufwand gering zu halten, soll das Altersvorsorgeprodukt in hohem Maße standardisiert sein und auch digital vertrieben werden können. Gerade dieser Punkt sorgt für Kritik im Vertrieb – denn auch bei Riester hat sich gezeigt, dass erst wirklich erfolgreich verkauft werden konnte, als der Finanzvertrieb die Beratung übernommen hat.
Durch das niedrigere Garantieniveau könnte die Bürgerrente eine höhere Rendite als bei der Riester-Rente erzielen. So könnten die Beiträge gewinnbringender am Kapitalmarkt angelegt werden, maßgeblich nach nachhaltigen Kriterien. Und um die Bürgerrente auf ein breites Fundament zu stellen, sollen auch Selbstständige, Beamte und Arbeitslose einbezogen werden.
Rollinger macht aber auch deutlich, dass es dem GDV um eine Reform geht, das wäre sowohl über eine überarbeitete Riester-Rente als auch über eine neue Bürgerrente möglich.
Die Versicherer befinden sich derzeit in Verhandlungen mit der Politik – wie lange eine Umsetzung also dauern könnte, ist noch unklar.
Was der Vertrieb in vielen Fällen kritisch sieht, ist die Tatsache, dass die Bürgerrente als „Produkt von der Stange“ eben auch digital vertrieben werden soll, ohne ausführliche Beratung. Konfrontiert mit dieser Kritik sagt Rollinger: „In den Versicherungshäusern ist der Vertrieb über alle Vertriebswege Gang und Gebe. Der überwiegende Teil der Versicherungen wird aber über Vermittler vertrieben, deshalb bleibt dieser Vertriebsweg nach wie vor wichtig.“
Für eine Reform der Riester-Rente, die in das gleiche Horn bläst wie die vorgeschlagene Bürgerrente plädiert auch der Bundesverband Deutscher Vermögensberater (BDV). „Uns zeigt dies, dass die Politik nicht sehen will, warum die Rendite bei Riester bislang leider so niedrig sein muss. Es liegt am Niedrigzins in Verbindung mit der Bruttobeitragsgarantie, an den hohen Verwaltungskosten wegen der Förderbedingungen und des Zulagenverfahrens sowie an den niedrigen Durchschnittsbeiträgen. Anstatt Riester als renditeschwach aufs Abstellgleis zu schieben, sollte es zügig reformiert werden. Die Vorschläge liegen auf dem Tisch. Es ist allemal nachhaltiger, ein Haus mit starkem Fundament und Substanz in Ordnung zu bringen, als es aufzugeben oder abzureißen. Das gilt auch für Riester“, so BDV-Chef Lach.