Das Rätsel: Warum der Dienstleistungssektor bei sinkender Industrienachfrage wächst

Florian Ielpo
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Florian Ielpo, LOIM: "China bleibt von dem derzeitigen makroökonomischen Rätsel, das sich zwischen Industrie und Dienstleistungen auftut, nicht verschont."

Die makroökonomischen Nachrichten stellen die Anleger Woche für Woche immer wieder vor das gleiche Rätsel: Die makroökonomischen Bedingungen zeigen gespaltene Anzeichen einer Verschlechterung, und sowohl Bullen als auch Bären können darin eine gute Rechtfertigung für ihre Positionierung finden. Der Unterschied zwischen Industrie- und Dienstleistungsumfragen bleibt bestehen, und in der vergangenen Woche gab es weitere Anzeichen dafür.

Die Umfrage der Dallas Fed unterschritt die Schätzungen (-16 gegenüber -10) und lag damit unter dem Wert des Vormonats (-13) – eine negative Botschaft für das Wachstum. In der Zwischenzeit bleibt die Richmond Fed-Umfrage unbeständig, tendiert aber nach oben: Sie wurde mit einem Wert von 5 veröffentlicht, gegenüber -10 erwartet und -16 im letzten Monat. Der Einfluss der Wiedereröffnung Chinas erklärt wahrscheinlich einen Teil dieser Verbesserung, ebenso wie er die Situation in Europa beeinflusst. Auch das Verbrauchervertrauen steigt: Das Verbrauchervertrauen des Conference Board stieg von 103 auf 104, erwartet wurde ein Wert von 101. Der Rückgang der Ölpreise in den letzten Monaten und die niedrige Arbeitslosenquote sind wahrscheinlich zwei wichtige Faktoren, die dazu beitragen, dass die US-Verbraucher in einer Zeit höherer Inflation und restriktiverer Kreditbedingungen wieder optimistisch sind. Zufriedene Verbraucher und besorgte Industrieunternehmen: Was von beidem ist richtig?

Die Situation in der Eurozone ist nicht anders, denn der europäische Einkaufsmanagerindex hat sich in letzter Zeit verbessert, während die Indikatoren der Europäischen Kommission rückläufig sind. Die Industrieumfrage ging von 0,5 auf -,2 zurück, während die Dienstleistungsumfrage von 10 auf 9,4 sank. Genau das Gegenteil war bei den IFO-Werten zu beobachten: Die Hauptumfrage stieg von 91 auf 93 (erwartet wurde eine annähernde Stabilität). Was die Inflation anbelangt, so verbessern sich die Dinge. Die am Freitag veröffentlichte Inflationsrate in der Eurozone ging zurück: Die Gesamtinflation lag bei 6,9 gegenüber 7,1 erwarteten und 8,5 % im Vormonat. Die Kerninflation ist gegenüber dem Vormonat leicht angestiegen (5,7 % gegenüber 5,6 %). Niedrigere Inflation und unsichere makroökonomische Bedingungen: Dies ist eine von zwei Marktängsten, die sich allmählich auflösen. 

China bleibt von dem derzeitigen makroökonomischen Rätsel, das sich zwischen Industrie und Dienstleistungen auftut, nicht verschont: Die jüngste Veröffentlichung der chinesischen Einkaufsmanagerindizes zeigt in etwa die gleiche Situation wie anderswo. Der PMI für die Industrie ging von 52,6 auf 51,9 zurück, während der PMI für den Dienstleistungssektor von 56,3 auf 58,2 anstieg. Wie lange kann der Dienstleistungssektor mit einer sich abschwächenden Industrie mithalten? Diese komplexe Frage sollte den Anlegern die Antwort auf ihre Zweifel an der Positionierung geben – historisch gesehen, nicht lange.

Autor Florian Ielpo ist Head of Macro und Multi-Asset bei Lombard Odier Investment Managers (LOIM).

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