„Das russische Volk ist sehr duldsam“

Mark Dowding
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Mark Dowding

Dass ein Volksaufstand in Moskau Putin zum Umdenken veranlasst oder dass er abgesetzt wird, ist sehr unwahrscheinlich, meint Mark Dowding, Chief Investment Officer bei BlueBay Asset Management. „Die Russen neigen dazu, die Handlungen ihrer Führung hinzunehmen, ungeachtet der Härten, die ihnen aufgezwungen werden.“ Ein Marktkommentar.

„Im Zuge des russischen Überfalls auf die Ukraine und der daraus resultierenden Sanktionen lassen Anleger Risikoanlagen fallen. Den staatlichen Maßnahmen schließt sich die Privatwirtschaft an: Aus Abscheu gegenüber Putin und der Führung im Kreml, deren Krieg unzählige Menschenleben kostet und Leid verursacht, ziehen sich Unternehmen massenhaft aus Russland zurück.

Die Eskalation des Wirtschaftskriegs ließ den Ölpreis auf über 130 US-Dollar pro Barrel ansteigen, bevor er aufgrund der Zusage zusätzlicher Lieferungen aus den Vereinigten Arabischen Emiraten und anderen Ländern zunächst wieder nachgegeben hat. Die Hoffnung, dass der ins Stocken geratene Vormarsch in der Ukraine zu einer Einstellung der Feindseligkeiten führen könnte, sorgte zur Wochenmitte für einen vorübergehenden Aufschwung bei Risikoanlagen.

Leider neigen wir zu der Annahme, dass es in dieser Kriegsphase kaum Fortschritte bei den Gesprächen geben wird. Infolgedessen dürfte die russische Kriegsmaschinerie in den kommenden Wochen unaufhaltsam vorankommen, ungeachtet der tapferen Bemühungen, ihr Einhalt zu gebieten.

Es bleibt zu hoffen, dass ein Volksaufstand in Moskau Putin zum Umdenken veranlasst oder dass er abgesetzt wird, doch eine Entwicklung der Ereignisse in diese Richtung ist sehr unwahrscheinlich. Historisch gesehen ist das russische Volk sehr duldsam; es neigt dazu, die Handlungen seiner Führung hinzunehmen, ungeachtet der Härten, die ihm aufgezwungen werden.

Vor diesem Hintergrund gehen wir davon aus, dass die Rohstoffpreise für einen längeren Zeitraum auf hohem Niveau verharren werden. Angesichts der jüngsten Entwicklungen könnte dies einen weiteren deutlichen Anstieg der Inflation bedeuten. Wir gehen davon aus, dass der Verbraucherpreisindex in der EU, den USA und im Vereinigten Königreich in den kommenden Monaten Steigerungen von 7, 9 beziehungsweise zehn Prozent erreichen wird.

Die steigenden Preise werden das verfügbare Einkommen der Verbraucher schmälern und das Wachstum in der Eurozone um etwa zwei Prozent und in den USA um ein Prozent drücken, so unsere Schätzungen. Eine Rezession ist jedoch unwahrscheinlich, es sei denn, die Ölpreise erhöhen sich aufgrund einer weiteren Eskalation noch wesentlich stärker als bisher.

Mittelfristig sind wir der Ansicht, dass Zinsen und Anleiherenditen erheblich steigen müssen. Denn je höher die Inflation klettert und je länger sie anhält, desto mehr werden sich die Inflationserwartungen auflösen und Zweitrundeneffekte auftreten. Infolgedessen wird der Pfad der geldpolitischen Straffung weitgehend so verlaufen, wie wir es erwarten – der Höhepunkt des Zinszyklus dürfte aber höher liegen, als bislang angenommen wird.“

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