„Die Mehrheit hat sich nach rechts verschoben“: Das sagt die Branche zum Wahlausgang

Friedrich Merz
Foto: Picture Alliance
Wahlsieger Friedrich Merz (CDU)

Die Union gewinnt die Bundestagswahl. Die AfD wird zweitstärkste Kraft, FDP und BSW fliegen aus dem Parlament. So reagiert die Finanzdienstleistungsbranche auf das Wahlergebnis (wird fortlaufend erweitert).

Prof. Dr. Jan Viebig, Chief Investment Officer der ODDO BHF SE: „Zunächst geht es darum, einen Weg zwischen Ost und West zu finden. Die Aktionen der neuen US-Regierung und die Veränderungen in der politischen Kultur der USA lassen den Atlantik schon wenige Wochen nach dem Wechsel im Weißen Haus deutlich breiter erscheinen als bisher. … Zugleich versuchen auch Moskau und Peking, Einfluss zu gewinnen. Militärische Muskeln bekommen mehr Bedeutung. Ziemlich sicher scheint es, dass die deutschen Verteidigungsausgaben – ebenso wie die der anderen europäischen Nato-Länder – weiter gesteigert werden. Bei der Nato stehen Erhöhungen um 1,5 bis 2 Prozent des Bruttoinlandsprodukts auf 3,5 bis 4 Prozent im Raum. Wirtschaftlich geht es vor allem darum, den Wohlstand zu bewahren. Zu wenig wurde in den zurückliegenden Jahren in den Ausbau und die Modernisierung des volkswirtschaftlichen Kapitalstocks investiert, auf privater Seite und auf staatlicher Seite. Deshalb stagniert die Produktivität in Deutschland (und Europa), und die Kapitalrentabilität ist oft wesentlich niedriger als beispielsweise in den USA. In einer Reihe von Schlüsseltechnologien, beispielsweise auf dem Feld der künstlichen Intelligenz, dominieren Unternehmen aus den USA und, vielleicht, Asien. Wirtschaftlich betrachtet hat sich in Deutschland und Europa erheblicher Handlungsbedarf angesammelt. Will man den Anschluss nicht verlieren, ist es Zeit aktiv zu werden. Aus dem ökonomischen Blickwinkel muss es nach unserer Überzeugung darum gehen, die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands (und Europas) und die Wachstumsmöglichkeiten zu stärken. Die dafür erforderlichen Investitionen wird es aber nur geben, wenn die Angebotsbedingungen systematisch verbessert werden. Das umfasst nach unserer Einschätzung mindestens sechs wesentliche Veränderungen:

(1) niedrigere Unternehmensbesteuerung und verbesserte Abschreibungsbedingungen,

(2) Abbau von Bürokratiekosten und Regulierungen, Beschleunigung von Entscheidungsprozessen, Verbesserung der Planungssicherheit,

(3) international konkurrenzfähige Energiekosten,

(4) gezielte öffentliche Investitionen,

(5) Stärkung des Kapitalmarkts als Finanzierungsquelle,

(6) Stärkung des Arbeitskräfteangebots, Verbesserung der Arbeitskräftemobilität.

Jan Viebig, Oddo BHF

Jan Viebig (Foto: Frank Blümler)

Lesen Sie hier, wie es weitergeht.

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