Laura Cooper, Head of Macro Credit and Global Investment Strategist bei Nuveen: „Trotz eines marktfreundlichen Ergebnisses ist aufgrund der vorherrschenden Unsicherheit an der Haushaltsfront Vorsicht geboten. Eine sinnvolle Änderung der seit langem bestehenden Schuldenbremse könnte in naher Zukunft schwer zu erreichen sein, da die entscheidende Hürde bestehen bleibt – nämlich die Verabschiedung einer Reform, die für die finanzpolitischen Falken immer noch akzeptabel ist.
Das Fehlen einer Sperrminorität für die Verfassungsreform ist eine willkommene Erleichterung für die Märkte, die in naher Zukunft mit schuldenfinanzierten Haushaltsausgaben rechnen. Doch während der Druck, die unabhängige Verteidigungsfähigkeit zu stärken, die Bildung einer Zweiparteien-Regierungskoalition beschleunigt und die Aussichten für Europa verbessern könnte, dürfte sich das Aufdrehen der fiskalischen Wasserhähne als größere Herausforderung erweisen.
Da sowohl die AfD als auch Die Linke gegen höhere Militärausgaben sind und Änderungen eine 2/3-Mehrheit benötigen, könnte die Durchsetzung der Schuldenreform und der außerbudgetären Investitionsfonds langwierige Verhandlungen erfordern. Zwar können Anpassungen vorgenommen werden, um möglicherweise eine Schuldenreform zu ermöglichen die Infrastrukturinvestitionen ausschließt. Auch eine bescheidene Lockerung der 0,35%-BIP-Regel wäre möglich. Wir rechnen jedoch höchstens mit einer Reform, die bis zu 1% vorsieht, wobei der größte Teil des fiskalischen Impulses erst 2026 zum Tragen kommt.
Wir bevorzugen weiterhin deutsche Bundesanleihen und sehen Spielraum für eine 10-jährige Rendite, die bis zum Jahresende näher an 2,25% heranreichen könnte, wenn man bedenkt, wie viele fiskalische Hoffnungen in sie gesetzt werden und wie groß die Abwärtsrisiken für das Wachstum sind. Das Aufwärtspotenzial des Euro könnte ebenfalls begrenzt sein, wenn man bedenkt, dass das Dreiergespann aus günstigen Zöllen, Konjunktur-Hoffnungen für Deutschland und einem Friedensabkommen zwischen Russland und der Ukraine – welches die jüngste Rallye angetrieben hat – nach wie vor auf wackligen Beinen steht.“
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Laura Cooper, Nuveen (Foto: Nuveen)