Die Deutsche Aktuarvereinigung (DAV) fordert eine Anpassung der Garantiemodelle an das Tiefzinsumfeld zum 1. Januar 2021. Auch die 100-Prozent-Beitragsgarantieanforderung an die Riester-Rente müsste aus Sicht der DAV überdacht werden. Zudem fordern die Mathematiker einen Neustart bei der Riester-Rente.
Garantien sind von den Deutschen in der Altersvorsorge weiterhin gewünscht und haben auch im anhaltenden Tiefzinsumfeld ihre Berechtigung“, hat Dr. Herbert Schneidemann, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Deutschen Aktuarvereinigung e.V. (DAV), heute betont.
Aber sowohl die Garantiemodelle als auch das Garantieniveau müssten an die veränderten Kapitalmarktwirklichkeiten angepasst werden. Vor diesem Hintergrund sieht die DAV weiterhin den Bedarf, den Höchstrechnungszins für Neuverträge ab 1. Januar 2021 von derzeit 0,9 auf 0,5 Prozent zu senken.
Schneidemann appelliert diesbezüglich an das Bundesfinanzministerium, spätestens bis Ende Mai eine Entscheidung zu treffen, da eine geordnete Umsetzung zum Jahreswechsel sonst nicht mehr möglich sei.
„Die Umstellung des Höchstrechnungszinses erfordert eine Neukalkulation der gesamten Produktpalette. Für dieses Großprojekt müssen die Unternehmen je nach Größe und Produktbreite 1.000 bis 5.000 Personentage investieren“, begründet Schneidemann die geforderte Vorlaufzeit.
Zudem sieht er dringenden Handlungsbedarf, die Garantieanforderungen bei geförderten Produkten wie der Riesterrente zeitgleich mit einer Absenkung des Höchstrechnungszinses anzupassen. Denn eine 100-Prozent-Beitragsgarantie verenge in diesem Kapitalmarktumfeld den Spielraum für chancenorientierte Investments dramatisch und minimiere damit die Ertragschancen für die Versicherungsnehmer.
Um mit den Kapitalanlagen auch künftig eine realistische Chance auf einen Inflationsausgleich zu haben, sei eine Reduktion der Garantien aktuariell erforderlich, so Schneidemann weiter. Zuletzt unterstreicht der stellvertretende DAV-Vorsitzende den Bedarf, nicht nur die bestehenden Riesterprodukte weiterzuentwickeln, sondern auch ein modernes, einfaches und damit kostengünstiges Standard-Riesterprodukt auf den Markt zu bringen, um die immer größer werdenden Versorgungslücken im Alter zu schließen.
Da die meisten Bürger*innen ihre Lebenserwartung stark unterschätzten, müssten auch bei der nächsten Riestergeneration lebenslange Rentenzahlungen ein elementarer Bestandteil der Produkte sein, so Schneidemann. (dr)
Foto: Die Bayerische