Dax auf Rekordkurs: Vorgezogene Jahresend-Rallye?

Foto: Fürst Fugger Privatbank
Andrea Greisel, Leiterin der Niederlassung München der Fürst Fugger Privatbank: • „Hinter dem Anstieg stecken weniger die eingepreisten Zinssenkungen der EZB, sondern eher die Erwartungen an die gerade anlaufende Unternehmensberichtssaison für das dritte Quartal 2024.“

Der deutsche Leitindex Dax nimmt die Rekordmarke von 20.000 Punkten ins Visier. Was steckt hinter der guten Stimmung an den Börsen?

Für die kommende Zinssitzung der Europäischen Zentralbank (EZB) sind kaum Überraschungen zu erwarten. EZB-Präsidentin Christine Lagarde hat bereits relativ deutlich signalisiert, dass eine Zinssenkung von 25 Basispunkten bevorsteht. Die Zentralbank vertraut darauf, die Inflation mittelfristig wieder in Richtung des angestrebten Zielniveaus drücken zu können. Die Börsen nehmen diese Vorlage dankend an und die Kurse an den Aktienmärkten erreichen fast täglich neue Rekorde. Der Dow Jones kletterte erstmals über 43.000 Punkte und auch der DAX nähert sich der symbolträchtigen 20.000-Punkte-Grenze, beobachtet Andrea Greisel, Leiterin der Niederlassung München der Fürst Fugger Privatbank: „Hinter dem Anstieg stecken weniger die eingepreisten Zinssenkungen der EZB, sondern eher die Erwartungen an die gerade anlaufende Unternehmensberichtssaison für das dritte Quartal 2024.“

Im Vorfeld hätten Analysten ihre Gewinnerwartungen für das dritte Quartal deutlich gesenkt, was jetzt Raum für positive Überraschungen lasse. Ein weiterer wichtiger Treiber der Märkte sieht Greisel im Vertrauen auf eine sogenannte „weiche Landung“ der US-Wirtschaft: „Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in den USA haben sich als robust erwiesen und die Unternehmen zeigen weiterhin, dass sie in der Lage sind, sich an neue Herausforderungen anzupassen.“ Kombiniert mit weiteren Zinssenkungen und einer stabilen Konjunktur, stütze dies die Märkte. Allerdings erscheine dieses Wunschszenario an den Aktienmärkten bereits eingepreist zu sein. Nicht zu vergessen sei auch China, das neben den USA eine Schlüsselrolle für die globale Konjunktur einnehme. Die Ankündigungen Pekings zur Stützung der chinesischen Wirtschaft klängen sehr nach dem „Whatever it takes“ des ehemaligen EZB Chefs Mario Draghi. Ohne konkrete weitere Maßnahmen könnten sie sich aber als Strohfeuer erweisen. „Angekündigte Zinssenkungen in der Eurozone und den USA, überraschend gute Unternehmenszahlen plus positive globale Wirtschaftsaussichten, insbesondere in den USA und mit konjunkturstützenden Maßnahmen in China – dies sind die Treiber hinter der positiven Grundstimmung“, so Andrea Greisel. Kurzfristige Rücksetzer sollten aber nicht außer Acht gelassen werden. Gerade im Vorfeld der US-Wahlen, die zumindest vorübergehend für eine höhere Volatilität sorgen könnten. Anleger seien daher gut damit beraten, etwas Liquidität vorzuhalten. Dies ermögliche es, Rücksetzer zum Kauf zu nutzen, ohne auf weiteres Kurspotenzial zu verzichten.

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