Elf Unternehmen bilden das untere Drittel des Rankings. Beispielsweise Infineon oder Brenntag erzielen in allen drei betrachteten Aspekten mittelmäßige bis schlechte Ergebnisse. Für alle Unternehmen dieser Gruppe gilt: „Die Nachzügler müssen die Herausforderungen durch den Klimawandel noch ernster nehmen und ihre Strategie schnell und weitreichend anpassen“, sagt Jakob Haerle, Nachhaltigkeitsanalyst bei Union Investment und Co-Autor der Studie.
Wenige Unternehmen erfüllen schon jetzt das Deutsche Klimaschutzgesetz
Die Schere zwischen der Spitzengruppe und den übrigen Unternehmen geht bereits bei den CO2-Reduktionszielen auseinander: Lediglich sieben Unternehmen haben sich über die gesamte Wertschöpfungskette ein so ambitioniertes Ziel gesetzt, dass der CO2-Reduktionspfad schon heute mit dem Deutschen Klimaschutzgesetz übereinstimmt (Klimaneutralität bis 2045). Bei diesem Kriterium ragen etwa Deutsche Telekom, RWE oder Merck mit besonders ambitionierten Zielen heraus. Weitere zwölf Unternehmen erfüllen die EU-Vorgaben der Klimaneutralität bis zum Jahr 2050. Fast die Hälfte der DAX-Unternehmen haben sich allerdings nur Ziele gemäß Scope 1 und 2 gesetzt: „Unternehmen, die bei ihren Klimazielen nicht alle Emissionen in ihren Wertschöpfungsketten berücksichtigen, müssen deutlich nachbessern“, fordert Jakob Haerle.
Natürlich sind die Herausforderungen für die Unternehmen je nach Sektorzugehörigkeit unterschiedlich. Aber Vergleiche zwischen Unternehmen derselben Branche zeigen, dass es auch hier große Unterschiede geben kann. So hat sich BMW im Gegensatz zu Volkswagen bereits eine eindeutige, vollständige Net Zero-Ambition (inklusive Scope 3) gesetzt.
Nahezu alle DAX-Mitglieder haben Klimaaspekte in den Vergütungssystemen für ihre Vorstände verankert. Allerdings bestehen große Unterschiede zwischen den Unternehmen. Insgesamt haben Klimaaspekte in der Vergütung eine zu geringe Bedeutung. Dabei scheinen solche Anreize sehr wirksam zu sein: Unternehmen mit einer soliden Verankerung von Klimaaspekten in der Vorstandsvergütung setzen sich im Schnitt ambitioniertere CO2-Reduktionsziele und haben ihre Emissionen in den vergangenen Jahren auch stärker als andere reduziert.
CO2-Reduktion seit 2017 nicht ausreichend
Die Analyse der CO2-Reduktion seit 2017 zeigt erhebliches Verbesserungspotenzial. Zwar haben 30 DAX-Unternehmen seither ihre Emissionen absolut gesehen gesenkt – allerdings nur 14 in einem ausreichenden Tempo, um die Pariser Klimaziele einzuhalten. Ein positives Beispiel ist unter anderem die Deutsche Telekom, die ihre Emissionen seit 2017 um 85 Prozent gesenkt hat (Scope 1 und 2). Neun Unternehmen haben ihre Emissionen dagegen seit 2017 sogar erhöht. „Die Reduktionen von CO2 sind im DAX nicht breit und schnell genug. Die Unternehmen müssen ihre Anstrengungen verstärken“, fordert Johannes Böhm. Das gilt künftig auch immer stärker für die Scope 3-Emissionen. Beispiel Volkswagen: Der Autobauer hat zwar seine Emissionen um 28 Prozent gesenkt (Scope 1 und 2). Eine große Aufgabe für VW sind jedoch die Emissionen, die durch Vorprodukte und über die Lebensdauer der hergestellten Fahrzeuge entstehen (Scope 3).
Für die Zukunft bleibt für die DAX-Unternehmen noch viel zu tun. Sie sollten ein ureigenes Interesse an erfolgreicher Transformation haben, denn klimafitte Unternehmen sind besser auf die Herausforderungen und potenziellen betriebswirtschaftlichen Belastungen durch den Klimawandel vorbereitet. Union Investment begleitet diesen Prozess durch Klima-Engagement als Teil der unternehmenseigenen Klimastrategie. „Als Assetmanager unterstützen wir den Wandel, indem wir in glaubwürdige Transformation investieren. Den kritischen Dialog mit den Unternehmen hierzu werden wir künftig weiter verstärken“, sagt Johannes Böhm.