Gemäß der letzten verfügbaren Einkommens- und Verbrauchsstichprobe gaben die Berliner Haushalte im Jahr 2013 rund 27 Prozent ihrer privaten Konsumausgaben und ebenfalls rund 27 Prozent ihres Haushaltsnettoeinkommens für Mieten aus. Der Anteil dürfte laut DB Research mittlerweile höher sein.
Ist die Inflationsunterschätzung auch ein bundesweites Problem?
Laut DB Research stellt sich die Frage, ob diese Unterschätzung auch an anderen Standorten auftritt. Die Mieten im Stadtstaat Bremen zeichneten ein ähnliches Bild wie in Berlin. In den letzten Jahren seien die Marktmieten rund doppelt so schnell gewachsen wie die offizielle Mietinflation. Die Daten für Hamburg würden nur zusammen mit Schleswig-Holstein erhoben und entzögen sich so einem Vergleich.
Wie in Bremen und Berlin gebe es auch für Deutschland insgesamt Divergenzen. So seien die Marktmieten von 2009 bis 2017 um fast 40 Prozent gesteigen, die offizielle Mietinflation jedoch nur um zehn Prozent. Berechne man die deutsche Inflation auf Basis der Marktmieten, läge die Inflation im Jahr 2017 bei 2,5 Prozent und damit fast einen Prozentpunkt über dem offiziellen Wert.
Allerdings ist die Erhebung der Marktmieten laut DB Research auf 127 Städte, damit auf 30 Millionen Einwohner und somit auf Regionen mit eher hohem Mietwachstum, beschränkt. Dies reduziere zusätzlich zu der Nichterfassung der Bestandsmieten die Repräsentativität.
Bundesweit dürfte daher die offiziell gemessene Preisentwicklung laut DB Research die tatsächliche Inflation weniger stark unterschätzen als in Berlin und Bremen. Angesichts des hohen Wohnungsmangels könnten die Mieten aber noch kräftiger wachsen. Dann könnte es auch bundesweit größere Diskrepanzen zwischen tatsächlicher und offizieller Inflation geben. (bk)
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