Laut einer aktuellen Studie von DB Research, Frankfurt, wird die Finanzierung von privatem Wohneigentum künftig persönlicher ? Standardlösungen weichen zunehmend maßgeschneiderten Konzepten und persönlicher Beratung.
Nach Ansicht der Wirtschaftsforscher hat der Baufinanzierungsmarkt in Deutschland im vergangenen Jahrzehnt einen Umbruch durchlebt. Neue Anbieter seien mit neuen Geschäftsmodellen und Produktvarianten aufgetreten und bei den Kunden auf großen Zuspruch gestoßen. Parallel haben sich laut der Studie die Bedürfnisse der Kunden verändert ? hin zu mehr Flexibilität und Vielfalt der Baufinanzierungsangebote.
Flexibiliät, Vielfalt und Innovation
So sei die Innovationsfähigkeit und -bereitschaft der Anbieter weiter stimuliert worden. Als Konsequenz dieser Entwicklung habe das traditionelle Hausbankmodell seine Monopolstellung verloren. Viele Kunden seien dazu übergegangen, Finanzdienstleistungen nach Bedarf bei einer Palette von Anbietern zu beziehen. Das gelte auch für die Finanzierung des Erwerbs von Wohneigentum.
Ungeachtet dieses Trends hätten aber Anbieter, die auf Nähe zum Kunden setzen und mit einem eingeführten Markennamen aufwarten, nach wie vor eine dominante Marktposition inne. Je größer der Beratungsbedarf, desto eher vertrauten Kunden auf Anbieter mit Filialen vor Ort. Wenn es um eine so grundlegende Entscheidung wie die Finanzierung der eigenen vier Wände gehe, sei das Vertrauen in die Beratungskompetenz des potenziellen Kreditgebers von herausragender Bedeutung. Dies belegten die Ergebnisse einschlägiger Umfragen ebenso wie die Tatsache, dass der überwiegende Anteil aller Baufinanzierungen nach wie vor über traditionelle Filialbanken abgeschlossen wird. Viele Baufinanzierungsanbieter, die eine solche Ausrichtung unterlassen hätten, seien im Zuge der Finanzkrise vom Markt verschwunden.
Günstige Rahmenbedingungen des Wohnungsmarkts
Die weiteren Ergebnisse der Studie zu Wohnungsmarkt und -finanzierung: Deutsche Wohnungen sind derzeit im internationalen Vergleich fair bewertet. Das Bewertungsmodell der Forscher zeigt aktuell keine Ungleichgewichte an, dennoch müssten regionale Unterschiede beachtet werden. Laut DB Research machen die aktuell sehr niedrigen Zinsen Wohnungen in Deutschland erschwinglich. Selbst, wenn die mittleren Einkommen sinken, bliebe die von DB Research berechnete Maßzahl für die Ausgabenbelastung eines Haushalts im Falle eines Immobilienkaufs auf historisch sehr niedrigem Niveau. Allerdings würden die Entwicklungen am Arbeitsmarkt Risiken bergen. Zudem brächten die aktuell niedrigen Zinsen im Rahmen einer zukünftigen Refinanzierung auch Risiken mit sich, wenn das Zinsniveau ? wie zu erwarten ? bis dato gestiegen ist.
Kauf schlägt nicht in jedem Einzelfall Miete
Laut DB Research schägt der Kauf einer Immobilie aber nicht immer die Miete. Zwar ließen sich zahlreiche Fälle konstruieren, in denen ein Immobilienerwerb aktuell auch eine sinnvolle Anlagestrategie zur Vermö-gensbildung sein könne. Eine grundsätzliche Vorteilhaftigkeit einer Kaufentscheidung folge daraus jedoch nicht. Neben berechenbaren Faktoren gebe es zahlreiche individuell unterschiedliche Einflussgrößen, die sich für Hauskäufer eben nicht in einfachen Modellen erschöpfend abbilden lassen. Für die Zukunft sei zu erwarten, dass die Entscheidung über Miete oder Kauf häufiger im Laufe eines Lebens gestellt werde. Nicht nur Erwerbsbiografen verliefen weniger linear als in der Vergangenheit, sondern auch immer mehr Menschen müssten im Laufe ihres Lebens ihre Wohnsituation an geänderte Lebensverhältnisse anpassen.
Individuelle Finanzierungsfälle
Die Finanzierungsanforderungen werden laut DB Research dadurch vielschichtiger und individueller.Auch beschränkten sich Finanzierungsfragen sich nicht allein auf Eigenheimkauf. Im Laufe des Lebens gebe es idealtypisch vier mögliche Finanzierungserfordernisse: Für den Kauf einer ersten Immobilie, für die Modernisierung beziehungsweise den Ausbau des Objekts, im Falle eines Umzugs am Ende des Berufslebens und für den Umbau in eine seniorengerechte oder pflegegeeignete Immobilie. Gleichzeitig fächert sich laut der Studie die Nachfrage innerhalb jeder dieser Gruppen stärker auf. (te)