Delta – verdirbt das Virus die Weihnachtssaison?

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Geraldine Sundstrom, Pimco

Die jüngsten Infektionswellen der Delta-Variante haben die globalen Lieferketten in einer ohnehin angspannten Situation weiter in Mitleidendschaft gezogen. Das dürfte nun auch Folgen für das Weihnachtsgeschäft haben. Eine Markteinschätzung von Geraldine Sundstrom, Managing Director und Portfoliomanagerin bei Pimco.

Eigentlich haben wir erwartet, dass die zweite Hälfte des Jahres 2021 eine Zeit der Normalisierung von Inflation, Wachstum und Versorgungsengpässen sein wird. Doch die Realität zeichnet ein anderes Bild.

Die Konsumentennachfrage ist seit Beendigung der Lockdowns unerwartet stark gestiegen, was nicht zuletzt durch globale fiskalische Stimuli unterstützt wurde.

Angebote können Nachfrage nicht folgen

Das Angebot kann mit dieser erhöhten Nachfrage nicht mithalten, was zu Verknappungen und logistischen Problemen führt. Darüber hinaus sorgen erneut steigende Zahlen von Corona-Infektionen und Naturkatastrophen weltweit für weitere Lieferschwierigkeiten.

Für globale Lieferketten, hochkomplex und eng vernetzt, gilt: Sie sind nur so stark wie das schwächste Glied in der Kette. Ist also nur eine einzelne Komponente nicht verfügbar, führt dies zum Produktionsstopp weiterer Güter. Die jüngsten Infektionswellen der Delta-Variante haben die globalen Lieferketten in einer ohnehin schon angespannten Situation nun noch weiter in Mitleidenschaft gezogen.

Zu einem Zeitpunkt, an dem sich der Mangel an Halbleitern eigentlich hätte verbessern sollen, haben die Lieferzeiten den höchsten und die Lagerbestände den niedrigsten Stand seit Beginn der Pandemie erreicht. Von einer Normalisierung kann folglich noch lange keine Rede sein.

Auch dies geht auf die Verbreitung der Delta-Variante zurück, speziell in Südostasien, wo nachgelagerten Aktivitäten in der Halbleiterlieferkette beeinträchtigt wurden.

Die Schließung von Autofabriken nimmt wieder zu, die Autoproduktion im Vereinigten Königreich war im Juli die niedrigste seit 1956 und die größten Autohersteller kürzen ihre Produktion im September um bis zu 40 Prozent.

Auch Textil- und Schuhhersteller in Südostasien werden stark leiden, da die Exporte im August aufgrund von Fabrikschließungen um über 40 Prozent eingebrochen sind.

Es fühlt sich an wie ein Geschicklichkeits-Spiel. Wie wir bereits gewarnt haben, werden sich die Beeinträchtigungen noch länger hinziehen und einschneidender sein, als gemeinhin erwartet wird. Frühestens ab 2022, in manchen Fällen auch erst 2023 wird wieder ein annähernd normales Betriebsumfeld möglich sein.

Man hat zunehmend das Gefühl, dass es dieses Jahr schwierig werden könnte, Weihnachtsgeschenke zu bekommen. Die Engpässe in den Häfen haben wieder einmal Rekordhöhen erreicht.

Doch gerade jetzt befinden wir uns in der Zeit, in der die Aktivität saisonbedingt ihren Höhepunkt erreichen sollte, damit die Waren rechtzeitig zu Weihnachten in den Regalen stehen.

Containerpreis explodieren

Beispielsweise haben die Kosten für die Verschiffung eines Containers von Schanghai nach Los Angeles mit 11.362 US-Dollar ein neues Rekordhoch erreicht und sind seit Jahresbeginn um 172 Prozent beziehungsweise seit August 2019 um 726 Prozent gestiegen.

Die anhaltenden Engpässe wurden auch durch die deutsche IFO-Umfrage bestätigt, in der sich über 70 Prozent der Unternehmen über die Lieferketten beklagten und davon ausgingen, dass die Probleme bis ins Jahr 2022 anhalten werden.

Die Nachfrage scheint nicht das Problem zu sein, vielmehr ist es der Umstand, dass sie nicht bedient werden kann. Die Normalisierung wird noch länger auf sich warten lassen, was nicht zuletzt die Folge hat, dass sich auch der Zyklus an sich verlängert.

Normalisierung lässt auf sich warten

Ist diese Phase überstanden, müssen nicht nur die Lagerbestände wieder aufgefüllt werden, sondern auch verzögerte Investitionen sowie grüne Infrastrukturprojekte werden an Fahrt aufnehmen.

Daher bewerten wir dieses komplexe Umfeld weiterhin als positiv für eine Reihe von Branchen, die noch viele gute Quartale vor sich haben, während die Bruttogewinnspannen zum Teil bereits jetzt Rekordwerte erreichen.

Natürlich ist die Drosselung der Anleihekäufe („Tapering“) die Hauptsorge der Finanzmärkte, in der Realwirtschaft spielt sie derzeit nur eine Nebenrolle.

Die Autorin Geraldine Sundstrom, Managing Director und Portfoliomanagerin bei Pimco.

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