Die indische Notenbank hat sich in großem Stil mit Gold eingedeckt und den Preis des Edelmetalls damit am Mittwoch auf ein neues Rekordhoch von 1.095 US-Dollar gepusht. Was geht noch beim Goldpreis? cash-online hat mit Rohstoffexperte Werner J. Ullmann, dem Gründer der Augsburger Investmentboutique ERA Resources, gesprochen.
cash-online: Der Goldpreis klettert von Allzeithoch zu Allzeithoch. Rechnen Sie damit, dass es weiter nach oben geht?
Ullmann: Ja, der Aufwärtstrend wird anhalten. Sämtliche Voraussetzungen für einen weiter steigenden Goldpreis sind nach wie vor gegeben: Instabiles Finanzsystem – siehe anhaltende Pleiten von Finanzinstitutionen – Geld wird nach wie vor aus dem Nichts produziert. Dazu kommen die Unsicherheit über die weitere wirtschaftliche Entwicklung und erhebliche Inflationsgefahren in der mittelfristigen Zukunft.
cash-online: Inwieweit spiegelt der Goldkurs die Inflationserwartungen auf den internationalen Finanzmärkten wider?
Ullmann: Zu einem gewissen Teil tut er das … es ist immer wieder zu beobachten, dass der Goldpreis steigt, wenn die Wirtschaftszahlen gut ausfallen; denn dann erwarten die Marktteilnehmer offensichtlich, dass die immensen Geldmengen, die größtenteils im Bankenkreislauf geparkt sind, mehr und mehr in den Umlauf geraten und die Inflation anheizen werden.
cash-online: Wie groß ist der Einfluss des US-Dollar?
Ullmann: Oberflächlich betrachtet enorm, Schwankungen im US-Dollar-Wechselkurs sind of eins zu eins im Goldpreis zu erkennen, der ja in US-Dollar dargestellt wird. Auf den zweiten Blick und wesentlich wichtiger ist aber die Tatsache, dass der Goldpreis in allen wichtigen Währungen steigt und damit den tatsächlichen Goldbullenmarkt verdeutlicht.
cash-online: Welche Rolle spielen die Zentralbanken im Goldmarkt?
Ullmann: Westliche Notenbanken wie die Fed zum Beispiel möchten eher einen niedrigeren Goldpreis sehen, da ein hoher Goldpreis ein Alarmsignal hinsichtlich des Finanzsystems sowie der allgemeinen Stabilität anzeigt. Andere Notenbanken wie etwa die chinesische oder indische sehen den bedeutenden Wert des Goldes im Währungssystem und bauen Goldbestände auf, was langfristig deren Wirtschaft und Währung mit Substanz untermauert und Wohlstand bringen dürfte.
cash-online: Wo sehen Sie den Goldpreis mittel- bis langfristig?
Ullmann: Mittelfristig sollten wir aus meiner Sicht das letzte inflationsbereinigte Hoch aus dem Jahr 1980 bei rund 2.300 US-Dollar je Unze sehen. Da Finanzmärkte generell zu Übertreibungen tendieren, ist es wahrscheinlich, dass diese Marke übertroffen wird. Der Weg nach oben wäre absolut offen. Alles hängt dann zudem davon ab, ob das Finanzsystem und die Ökonomien einen Weg zur Gesundung gefunden haben oder nicht. Haben sie es nicht, kann der Goldpreis auch auf 3.000 US-Dollar je Unze steigen.
Interview: Hannes Breustedt
Fotos: ERA Resources, Shutterstock