Trendthema bKV: Der Bewusstseinsmacher

Foto: Cash./Thomas Bernhardt
Olaf Engemann, Vertriebs- und Marketingvorstand der SDK: "„Die bKV gehört zu einer ordentlichen Visitenkarte eines Unternehmens."

Die betriebliche Krankenversicherung wird immer stärker nachgefragt, Wachstumsraten im zweistelligen Prozentbereich sind die Regel. Weil die Pandemie ein Bewusstseinsmacher für das Thema Gesundheit war. Profitieren dürften die Vermittler, die sich der bKV annehmen und Firmeninhaber und Unternehmer beraten. Von JÖRG DROSTE, CASH.

Die Coronapandemie war ein Katalysator. Nicht nur für die Digitalisierung, sondern auch für die betriebliche Krankenversicherung. Zwar rangierte das Thema Gesundheit bereits vor der Pandemie schon sehr weit vorne in den Umfragen bei Unternehmen, Firmen und Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Doch 25 Monate Corona-Pandemie und die täglichen Diskussionen um die Gesundheit und die Gesunderhaltung haben das Bewusstsein nochmals deutlich nachgeschärft. „Die Pandemie war ein Bewusstseinsmacher für die Unternehmen, wie wertvoll es ist, gesunde Mitarbeiter zu haben“, sagt Olaf Engemann, Vertriebsvorstand der SDK im Interview (siehe dazu die Seiten 18/19).

Laut Engemann verbuchte die SDK in der betrieblichen Krankenversicherung im vergangenen Jahr ein Umsatzplus von gut 30 Prozent. Noch deutlicher waren die Zuwachsraten beim Marktführer, der Allianz PKV. „Im vergangenen Jahr legt die APKV mit der bKV nach Monatsbeiträgen um 56 Prozent im Vergleich zum sehr guten Vorjahr zu. Überaus erfolgreich ist nun auch der Start in 2022. Das erste Quartal 2022 ist mehr als doppelt so erfolgreich als der Vergleichszeitraum in 2021“, sagt Nina Klingspor, Vorstandsvorsitzende der APKV. Und die Gothaer Krankenversicherung meldete sogar ein Rekordplus von satten 116 Prozent im Segment der betrieblichen Krankenversicherung. „Eines steht fest. Die bKV ist gefragt wie nie. Und dieser Trend setzt sich stetig fort“, sekundiert Dr. Frederick Krummet, Leiter des Bereichs Corporate Employee Benefits, bei Axa.

In der heutigen Arbeitswelt gibt es einige Benefits für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Sozialleistungen, vermögenswirksame Leistungen oder die betriebliche Altersvorsorge. Und zunehmend nun auch die bKV. Ihr Vorteil: Während die bAV erst im Rentenalter zum Tragen kommt, geht die bKV einen anderen Weg. Ihr Ziel, die Leistungsfähigkeit von Mitarbeitern zu erhalten oder deren Ausfallzeiten zu reduzieren. Doch die bKV ist immer noch eine verhältnismäßig junge Sparte. Nach Angaben des PKV-Verbandes hatten Ende 2021 1,59 Millionen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in rund 17.500 Unternehmen eine bKV abgeschlossen. Im Jahr 2018 waren es rund 7.000 Unternehmen für rund 720.000 Mitarbeiter und 2015 575.000 und 3.800 Betriebe. Damit hat sich die Zahl der Betriebe seit 2015 mehr als vervierfacht.

„Noch vor drei oder vier Jahren wussten viele Arbeitgeber wenig über die bKV. Heute ist es Trendthema“

„Wenn man das in das Verhältnis zum Gesamtmarkt setzt, sind es gerade einmal zweieinhalb Prozent. Das ist nicht viel“, relativiert Ellen Ludwig, Geschäftsführerin von Ascore Analyse in Hamburg. Angesichts der Tatsache, dass 99,3 Prozent aller Unternehmen – knapp 2,5 Millionen hierzulande im klein- und mittelständischen Bereich unterwegs sind und rund 45 Millionen Menschen in Lohn und Brot, bieten sich für Versicherer und Vertriebe in der Tat noch erhebliche Entfaltungsspielräume. Man könnte es auch so ausdrücken: Selbst der größte Baum hat einmal als zartes Pflänzchen begonnen. Sollten sich die Wachstumsraten also verstetigen, hat die bKV durchaus das Potenzial, zu einer Sequoia in der PKV-Sparte zu werden.

Eine aktuelle Umfrage des Marktforschungsinstituts Infas Quo im Auftrag der APKV unterfüttert dies. Danach haben 54 Prozent der befragten Arbeitgeber, die derzeit noch keine bKV anbieten, angegeben, dass sie der bKV offen gegenüberstehen, sich konkret mit ihr beschäftigen oder sogar schon planen, eine bkV für ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter abzuschließen. „Das ist beachtlich. Noch vor drei bis vier Jahren wussten viele Arbeitgeber wenig über die bKV. Heute hat sich die „Versicherung vom Chef“ zum Trendthema entwickelt“, sagt Klingspor.

Laut der Studie ist das Interesse aktuell besonders bei mittelgroßen und größeren Unternehmen hoch und konkret. „Unter den befragten Arbeitgebern mit 50 bis 249 Mitarbeitenden beschäftigt sich nahezu jeder vierte näher mit dem Thema bKV oder plant, ein solche Versicherung abzuschließen. Bei den größeren Betrieben mit 250 oder mehr Beschäftigten trifft es auf jeden fünften zu“, sagt die APK-Vorstandsvorsitzende. Laut Klingspor sind Interesse und Nachfrage derzeit im Pflegebereich und bei den Krankenhäusern besonders hoch. Aber auch IT-Unternehmen und Transportwesen seien sehr aufgeschlossen. „Diese Branchen ringen besonders um Fachkräfte und die bKV ist eine Möglichkeit, um sich den Mitarbeitenden zusätzlich attraktiv zu zeigen“, sagt Klingspor.

Seite 2: Wer vorrangig eine bKV abschließt

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