Rothschild hat schon lange recht
Ganz neu ist diese Strategie der Profis allerdings nicht. So formulierte schon vor rund 200 Jahren der erfolgreiche und bekannte Bankier Carl Mayer von Rothschild folgende Regel: „Kaufen, wenn die Kanonen donnern, verkaufen, wenn die Violinen spielen.“ Heute ist die Börsenweisheit aktueller denn je. So hat Rothschild auch mit dem zweiten Teil seiner Aussage völlig recht.
Bis heute kaufen viele Anleger häufig in Zeiten, in denen an der Börse eine Euphorie vorherrscht. Nicht umsonst stiegen Millionen deutscher Anleger auf dem Höhepunkt der Internetblase zur Jahrtausendwende in den Aktienmarkt ein. Damals waren die Unternehmen fundamental völlig überbewertet, was allerdings kaum jemanden davon abhielt, auf günstigere Notierungen zu warten. Auch danach kam es immer wieder zu ähnlichen Verläufen. Erst in der vergangenen Woche entpuppte sich die rasante Kursverdopplung der Nintendo-Aktie als eine Bullenfalle.
Antikzyklisches Handeln ist langfristig eine erfolgreiche Strategie
Investoren, die also in Phasen eines sehr positiven Klimas kaufen und in Phasen einer Depression verkaufen, können auf Dauer mit ihrer Strategie fast unmöglich Gewinne erzielen. Vielmehr zeigen die Kursbewegungen der Vergangenheit, dass ein solches Verhalten dauerhaft zu massiven Verlusten führt. Besser ist es vielmehr, sich genau gegenteilig zur Masse zu verhalten. Damit besteht die große Chance, den Markt zu schlagen und sich positiv von der Menge abzuheben.
Sicherlich ist ist es intuitiv und psychologisch sehr schwierig, sich nach dieser Strategie zu richten. Allerdings ist das Risiko des antizyklischen Investierens nicht größer, als der Herde hinterherzurennen. Auf der einen Seite erscheint der Kauf in Krisenzeiten zwar irrational. Allerdings sind Kurse, also somit auch die Bewertung für ein Unternehmen so günstig, dass dieses Risiko für mutige Investoren mehr als ausreichend bezahlt wird. Umso größer ist das Aufwärtspotenzial, wenn sich die Stimmung am Kapitalmarkt wieder aufhellt. Bislang folgte auf jede Krise immer eine Stimmungsänderung, weshalb sich dieser Mut ausgezahlt hat.
Antizyklisches Investieren ist alleine kein absoluter Erfolgsgarant. So ist es kaum möglich, jeweils den Höhepunkt einer Euphorie und den Tiefpunkt einer Krise zu erkennen. Allerdings ist dieses Wissen wichtig, um sich durch Massenemotionen nicht zu gravierenden Fehlern verleiten zu lassen. Oftmals ist es daher ratsam, das Börsengeschehen rational zu betrachten und eine gewisse gesunde Distanz zum aktuellen Tagesgeschehen zu entwickeln. Langfristig sind vielmehr die fundamentalen Entwicklungen ausschlaggebend, die trotz all der schlechten Nachrichten immer noch überzeugend sind.
Aktien bleiben attraktiv
Auch in den kommenden Jahren dürften die Gewinne und somit auch die Dividenden der börsennotierten Unternehmen weiter steigen. Dies macht eine Investition in Firmenbeteiligungen weiter attraktiv. Hinzu kommt, dass in dem aktuell und weiter anhaltenden Niedrigzinsumfeld Aktien gegenüber Anleihen sehr günstig sind. Zudem ist die Stimmung auf dem Frankfurter Börsenparkett noch nicht euphorisch, weshalb die Aussichten für mittelfristig steigende Kurse gut sind. Die relative Stärke der Aktienmärkte – die Wall Street tendiert fast unbemerkt nahe ihrer Rekordhochs – zeigt dass trotz aller geopolitischen Unsicherheiten die Aussichten für Aktienfonds gut sind.
Tim Rademacher ist leitender Redakteur im Bereich Investmentfonds bei Cash. und analysiert die Geschehnisse am Kapitalmarkt direkt vom Finanzplatz Frankfurt aus.
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