Anna Ho, Fondsmanagerin des Nestor Fernost, erklärt im Cash.-Interview, warum der Megatrend zu Schwellenland-Investments trotz Inflationsrisiken und Japan-Krise noch keineswegs am Ende und eine dauerhafte Kapitalflucht aus Asien nicht zu befürchten ist.
Cash.: Wir haben eine Delle bei den Aktienkursen in Asien gesehen, die viele Investoren verunsichert. Indiziert der Kursverlust ein Ende der Erfolgsstory Emerging Markets?
Ho: Keinesfalls. Schwellenländer bleiben spannend. Doch der Fokus der Investoren liegt derzeit auf dem Inflationsrisiko in Asien. Daher wird das Sentiment sehr negativ, sobald der Verbraucherpreisindex stärker als erwartet steigt. Die verschiedenen Volkswirtschaften Asiens wenden dabei unterschiedliche Strategien gegen Inflation an. Manche erscheinen dabei effizienter als andere. Dort erwarte ich künftig deutliche Divergenzen in der Entwicklung.
Cash.: Welche Länder werden erfolgreich sein?
Ho: Australien hat vorbildlich auf den Anstieg der Inflation reagiert. Die Zentralbank war die erste, die nach dem Ausbruch der Finanzkrise 2008 wieder anfing, die Zinsen zu erhöhen. Jetzt steigt die Inflation dort nur um 2,75 Prozent. Auch in Thailand blieben die Verbraucherpreise auf niedrigem Niveau. Dazu kann ich jedoch wenig berichten, da der Fonds dort nicht investiert ist. Länder mit sehr hohem Wirtschaftswachstum, wie China und Indien, können auch höhere Inflationsraten in Kauf nehmen. Die indische Zentralbank hat sich in früheren Zyklen als vorausschauend erwiesen. Daher bin ich zuversichtlich, dass sie auch dieses Mal die Inflation unter Kontrolle bringt. In China wurden ebenfalls administrative Maßnahmen ergriffen.
Cash.: Und wie gefährlich ist die Situation in Japan und im Mittleren Osten?
Ho: Das größte Risiko liegt im Unterbrechen der Lieferketten aufgrund der Folgen des verheerenden Tsunamis in Japan. Die elektronische Industrie und die Autobranche werden die Auswirkungen spätestens im Mai zu spüren bekommen. Bis dahin dürften die ersten Lager mit zugelieferten Teilen leer sein. Ich glaube, einige Firmen werden dann von der Knappheit profitieren und Komponenten zu hohen Preisen anbieten. Andere Unternehmen werden unter der Situation leiden und gezwungen werden, ihre Produktion zurückzufahren. Die Unruhen in Nordafrika haben die chinesische Regierung zunächst beunruhigt. Denn auch China ist ein Ein-Parteien-Staat. Doch bisher blieb es dort fast überall ruhig. Die Gefahr, dass die Revolten überschwappen, kann daher inzwischen als niedriger angesehen werden als zu Beginn der Entwicklungen.