„Der Fokus liegt derzeit auf dem Inflationsrisiko in Asien“

Cash.: Das Angebot an Fernost-Investments ist nicht klein. Wie unterscheiden Sie sich?

Ho: Der Nestor Fernost investiert mehrheitlich in China und mischt Aktien aus Indien und Australien bei. Zudem meiden wir Blue Chips und konzentrieren uns auf mittelgroße Titel. Wir verfolgen dabei eine langfristige Anlagestrategie und einen themenorientierten Ansatz. So suchen wir zunächst nach langfristigen Themen, die die Märkte bewegen. Dazu zählt beispielsweise das Outsourcing in Billiglohnländer wie Indien, die Entwicklung einer konsumfreudigen Mittelschicht oder der Anstieg des Umweltbewusstseins in China. Dann versuchen wir Industrien und Unternehmen auszumachen, die von diesen Themen profitieren. Bevor wir jedoch eine Kaufentscheidung treffen, verbringen wir viel Zeit damit, die Glaubwürdigkeit und die Kompetenz des Managements abzuklopfen. Wir wollen gut geführte Unternehmen, die von den Trends profitieren können. Schließlich investieren wir in diese Titel, ohne uns allzu sehr von kurzfristigen Entwicklungen, wie einem Anstieg der Inflation, irritieren zu lassen.

Cash.: Haben Sie ein Beispiel?

Ho: Die Konsolidierung der Industrie beschleunigt sich in China. Ich glaube, es wird gute Erträge bringen, in jedem Industriesegment rechtzeitig Gewinner auszumachen und auf diese Unternehmen zu setzen. Zudem steigt in China das Umweltbewusstsein. Das bringt viele Geschäftsmöglichkeiten für Unternehmen in den entsprechenden Branchen.

Cash.: China und Indien glänzen mit überdurchschnittlichem Wachstum. Was ist Ihr Beitrag zur Fondsperformance?

Ho: Investments in China und Indien haben seit Jahresbeginn eine negative Performance für den Fonds erzielt. Diese Märkte litten unter dem Abfluss von Kapital. Die Investoren sind zudem wegen möglicher Inflationsrisiken besorgt. Denn der weltweite Anstieg von Öl- und Lebensmittelpreisen wirkt stark auf diese Länder. Nach einer heftigen Korrektur, die Ende vergangenen Jahres in Indien stattfand, verstärken wir seit zwei Monaten unsere Gewichtung. Bezogen auf die Branchen haben wir den Konsumsektor in China etwas reduziert. Einerseits sind viele Aktien aktuell hoch bewertet. Andererseits sinkt derzeit das Konsumentenvertrauen. Denn die Regierung schränkt derzeit Immobilienkäufe in einigen Städten ein. Außerdem sind wir in Australien investiert. Wir glauben, dass diese drei Märkte die meisten Kaufgelegenheiten für unseren Ansatz bieten. Australien beliefert China vor allem mit Rohstoffen und Nahrungsmitteln. Dienstleitungen im Ausbildungs- und Gesundheitssektor sowie der Tourismus aus den aufstrebenden Ländern werden eine Menge neuer Kaufgelegenheiten für Investoren schaffen.

Cash.: Wie lauten Ihre Renditeziele?

Ho: Trotz des schlechten Jahresauftakts erwarte ich für das Gesamtjahr ein positives Ergebnis. Die Bewertungen in China und Indien sind historisch gesehen auf einem niedrigen Stand. Wir glauben zudem, dass es gelingen wird, die Inflation erfolgreich einzudämmen. Die Regierungen und die Zentralbanken haben in den vergangenen Monaten einige erfolgversprechende Maßnahmen umgesetzt. Langfristig bin ich optimistisch.

Cash.: Worauf basiert dieser positive Ausblick für die asiatischen Märkte – auch verglichen mit Europa und den USA?

Ho: Das Geld wird letztlich dahin fließen, wo weltweit die besten Kaufgelegenheiten zu finden sind – und die bieten zurzeit China und Indien. Aufgrund des hohen Wirtschaftswachstums entstehen dort immer wieder wichtige Trends und neue Investmentchancen. Die relative Outperformance der Industrieländer gegenüber Asien wird nur ein temporäres Phänomen bleiben. Denn unser Vertrauen in den chinesischen und indischen Markt wird im täglichen Kontakt mit den gelisteten Unternehmen bestätigt. Ihnen bieten sich immer wieder neue Geschäftsideen und Wachstumsmöglichkeiten.

Seite 3: Wie gefährlich sind faule Kredite und Preissteigerungen in China?

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