Die Mietenpolitik agiert oft nach dem Grundsatz „Eigentum versus Miete“. Dies ist ein Irrtum, denn eine eigentumsfeindliche Politik führt nicht zu mehr Wohnraum. Vielmehr ist ein Umdenken notwendig. Gastbeitrag von Jürgen Michael Schick, IVD, und Dr. Josef Girshovich, PB3C
Bei der Diskussion um Wohneigentum geht es auch um Ideologien. Miete versus Eigentum – dahinter steckt in Deutschland sozialer und politischer Sprengstoff. Das hat zum Teil mit Traditionen und dem vermeintlich guten Ton zu tun.
Zwischen Mietern und Eigentümern verläuft eine unsichtbare soziale Barriere, vergleichbar mit den früheren Klassenkämpfen zwischen Gymnasiasten und Realschülern, zwischen Bürgertum und Arbeiterschaft, zwischen Grundbesitzern und Pächtern. Und wie so oft sind nicht alle diese Traditionen überwunden, sie schlummern unbewusst weiter.
Eigentum und Miete wird oft als Dualismus angesehen
Wer Eigentum hat – man muss nicht zwingend darin wohnen –, fühlt sich häufig sozial und gesellschaftlich als der Stärkere. Wer Eigentum hat, blickt auf ein verfassungsrechtlich geschütztes Gut, sein Wohlstand mehrt sich, zumindest in guten Marktphasen. Das sieht der Eigentümer bei jedem Blick in die Immobilienanzeigen, genauso wenn er am Jahresende die Abrechnung seiner Hypothek in den Händen hält.
Entsprechend denkt aber der Mieter: Nur der Eigentümer genießt den Schutz des Grundgesetzes, und sein Wohlstand mag sich wohl mehren, er tut dies freilich auf Kosten derer, die ihm monatlich Miete zahlen. Zwischen Eigentum und Miete wird mithin ein äquivalenter Dualismus erkannt.
Viele setzen die Mietzahlung auf der einen Seite mit den Einnahmen auf der anderen Seite gleich – Haftung, Verantwortung und Risiken werden ausgeblendet oder mangels Erfahrung erst gar nicht erkannt.
Eigentümer nehmen Einschränkungen auf sich
Dabei ist Eigentum zunächst einmal eine Belastung. Finanziell akzeptiert der Erwerber privaten Wohneigentums, dass er fortan monatlich an die Bank Zinsen zahlen muss und für etwaige Ausfälle mit seinem Vermögen direkt und unmittelbar haftet.